Cohen, Jens Jonathan: Der Einfluss häufig eingesetzter Medikamente auf das Demenzrisiko. - Bonn, 2023. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-70854
@phdthesis{handle:20.500.11811/10839,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-70854,
author = {{Jens Jonathan Cohen}},
title = {Der Einfluss häufig eingesetzter Medikamente auf das Demenzrisiko},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2023,
month = may,

note = {Aufgrund des demographischen Wandels wird ein Zuwachs von aktuell rund 1,5 Millionen auf 2-3 Millionen an Demenz erkrankten Personen in Deutschland prognostiziert, dem bislang keine kausale Therapie gegenübersteht. Um dieser Herausforderung zukünftiger Gesundheitssysteme zu begegnen, besitzen präventive Maßnahmen einen hohen Stellenwert. In dieser Arbeit wurden fünf häufig eingenommene Substanzklassen analysiert, die aufgrund der vorhandenen epidemiologischen Evidenz und auch aufgrund pathophysiologischer Überlegungen mit einer Minderung des Demenzrisikos assoziiert sein könnten. Hierfür wurde eine Alterskohorte mit 3.217 Patienten untersucht, die mit einem Mindestalter von 75 Jahren, einem Beobachtungszeitraum von knapp 13 Jahren und durch eine valide Demenzdiagnostik die Möglichkeit bietet, das Demenzrisiko einer hochaltrigen Kohorte mit deutschen Verschreibungsgewohnheiten zu analysieren. Mithilfe von Cox-Regressionen wurde überprüft, ob die Einnahme nichtsteroidaler Antiphlogistika (1), Lipidsenker (2), Antidiabetika (3), Antidepressiva (4) oder Antihypertensiva (5) mit einem statistisch signifikant reduzierten Demenzrisiko einherging. Die jeweiligen Wirkstoffklassen wurden anschließend weiter unterteilt und erneut analysiert, um zu evaluieren, ob mögliche Effekte auf bestimmte Untergruppen zurückgeführt werden konnten.
1) In der untersuchten Alterskohorte zeigten sich keine Hinweise für ein geringeres Demenzrisiko durch Einnahme von NSAID.
2) Auch Lipidsenker waren in dieser Arbeit nicht mit einer Risikominderung assoziiert.
3) Nicht-insulinerge Antidiabetika wiesen in dieser Arbeit ebenfalls kein verringertes Demenzrisiko auf. Hinweise einer Risikosteigerung durch Insuline konnten hingegen auch nicht ermittelt werden.
4) Die Einnahme von Antidepressiva wies ein um 37-39 % erhöhtes Demenzrisiko auf. Zusätzliche Stratifizierungen ermöglichten jedoch keine eindeutige Zuordnung dieses Effekts zu einer bestimmten Wirkstoffgruppe. Da depressive Symptomatik auch in frühen Stadien eines Demenzsyndroms auftreten kann, sind Schlussfolgerungen hinsichtlich einer möglichen Risikosteigerung durch eine Therapie mit Antidepressiva nur eingeschränkt möglich.
5) Eine Therapie mit Antihypertensiva war sowohl mit einem um 20 % reduzierten Demenz- als auch einem um 26 % reduzierten Alzheimer Demenz Risiko assoziiert. Unselektive Beta-Adrenozeptorantagonisten gingen in dieser Arbeit mit dem niedrigsten Demenzrisiko einher. In ergänzenden stratifizierten Analysen konnte gezeigt werden, dass eine Risikosenkung durch Antihypertensiva primär bei Probanden ohne zusätzliche Risikofaktoren (kein APOE e4 Allel, kein mild cognitive impairment) auftrat.
Während die Auswahl eines Wirkstoffs stets unter Berücksichtigung individueller Vorerkrankungen erfolgen sollte und die Ergebnisse dieser Arbeit keine Favorisierung einer bestimmten antihypertensiven Substanzklasse bei hochaltrigen Personen ermöglichen, konnte dennoch gezeigt werden, dass der Einsatz von Blutdrucksenkern per se das Demenzrisiko auch im hohen Lebensalter verringert und somit einen möglichen präventiven Ansatz darstellen könnte.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/10839}
}

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