Farwick, Jochen; Berg, Ernst: Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Landbewirtschaftung in Nordrhein-Westfalen bei zunehmender Entkopplung. Bonn: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Landwirtschaftliche Fakultät, Lehr- und Forschungsschwerpunkt Umweltverträgliche und Standortgerechte Landwirtschaft USL, 2011. In: Forschungsbericht / Lehr- und Forschungsschwerpunkt "Umweltverträgliche und Standortgerechte Landwirtschaft" an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, 165.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://hdl.handle.net/20.500.11811/1260
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author = {{Jochen Farwick} and {Ernst Berg}},
title = {Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Landbewirtschaftung in Nordrhein-Westfalen bei zunehmender Entkopplung},
publisher = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Landwirtschaftliche Fakultät, Lehr- und Forschungsschwerpunkt Umweltverträgliche und Standortgerechte Landwirtschaft USL},
year = 2011,
series = {Forschungsbericht / Lehr- und Forschungsschwerpunkt "Umweltverträgliche und Standortgerechte Landwirtschaft" an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität},
volume = 165,
note = {Gegenwärtig befindet sich die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union vor einer richtungsweisenden Weichenstellung im Hinblick auf ihre zukünftige Zielsetzung wie auch ihre Ausgestaltung. Bedingt durch die zu erwartenden sozioökonomischen Rahmenbedingungen sowie einer fortschreitenden Liberalisierung der Agrarpolitik ist künftig eine stärkere Segregation der regionalen landwirtschaftlichen Flächennutzung zu erwarten, die einerseits mit einer weiteren Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion auf Gunststandorten sowie andererseits mit weiteren Extensivierungsschritten bis hin zu Nutzungsaufgaben auf ertragsschwachen und strukturbenachteiligten Standorten einhergeht. Infolgedessen besteht die vornehmliche Zielsetzung der vorliegenden Arbeit in der Abschätzung und Analyse einzelbetrieblicher Entwicklungsstrategien, die sich in Abhängigkeit verschiedener möglicher agrarpolitischer und ökonomischer Szenarien ergeben, um daraus neben quantitativen Aussagen zur Produktions- und Einkommenseffekten ebenso verallgemeinernde Schlussfolgerungen für die betrachteten Betriebstypen in Bezug auf die Landnutzung abzuleiten. Zu Beginn der Arbeit werden zunächst wesentliche Funktionen und gesellschaftliche Interessen an einer flächendeckenden Aufrechterhaltung der Landbewirtschaftung diskutiert, bevor im Anschluss daran das Modell einer multifunktionalen Landwirtschaft charakterisiert wird. Infolgedessen bringt die landwirtschaftliche Flächennutzung neben marktfähigen Gütern zur Erzeugung von Nahrungsmitteln oder nachwachsenden Rohstoffen weiterhin eine Reihe von öffentlichen Gütern als Koppelprodukte der klassischen Primärproduktion hervor, die bei einer Nutzungsänderung respektive -aufgabe plötzlich knapp werden könnten. Zur gesellschaftlichen Nachfragebefriedigung von positiven externen Effekten als Nebenprodukte der flächengebundenen Nahrungsmittelproduktion, wie z.B. Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz sowie dem Erhalt der Kulturlandschaft, kann demnach aufgrund von Marktversagen staatliches Eingreifen notwendig werden. Für die zugrundeliegende Modellkonzeption wird der Ansatz typischer Betriebe verwendet. Die Datengrundlage der in den berücksichtigten Regionen Niederrhein, Eifel, Ostwestfalen und Sauerland eingerichteten typischen Betriebe wird dabei im Rahmen eines fortlaufenden Panelprozesses erhoben. Die insgesamt neun etablierten Panelbetriebe der Produktionsrichtungen Milchviehhaltung, Mutterkuhhaltung und Bullenmast, die für die Region und den jeweils repräsentierten Betriebstyp typisch sind, bilden zusammen ein Testbetriebsnetz, das als Datenbasis für die Modellrechnungen und damit als Diskussionsgrundlage für die Paneldiskussionen dient. Im Anschluss an eine kritische Würdigung der gegenwärtigen Agrarumweltpolitik werden einige Überlegungen zu einer möglichen künftigen Ausgestaltung der GAP und deren Zielsetzung angestellt, die in der folgenden Konzeption eines eigenen Modellvorschlages einer künftigen europäischen Agrarumweltpolitik aufgegriffen werden. Dieser Ansatz dient ebenfalls als Grundlage für die in den Modellrechnungen implementierten Politikszenarien. Das zur Analyse möglicher Entwicklungsperspektiven entwickelte, gesamtbetrieblich konzipierte Optimierungsmodell ist modular aufgebaut und berücksichtigt neben den für die betrachteten Betriebe typischen Produktionsverfahren des Ackerbaus und der Grünlandnutzung ferner verschiedene Produktionsverfahren aus den Haltungsrichtungen der Milchviehhaltung, Bullenmast und der Mutterkuhhaltung. Darüber hinaus werden im Modell Anpassungsmöglichkeiten der betriebsindividuellen Faktorausstattungen sowie der Produktionskapazitäten durch die Implementierung von Investitions- und Desinvestitionsmöglichkeiten abgebildet. Dabei zeichnet sich das Modell insbesondere durch die Berücksichtigung der Milchviehherde im Hinblick auf deren Struktur und Leistungsentwicklung aus, die anhand eines integrierten Markov-Modells abgebildet wird. Auf diese Weise lassen sich neben Steigerungen des genetischen Leistungspotentials ferner Auswirkungen unterschiedlicher Produktionsbedingungen und Futterqualitäten auf die Herdenleistung explizit im Modell darstellen. Die Ergebnisse aus den Modellsimulationen zeigen eine betriebsindividuell ausgeprägte Sensitivität der Entwicklungsstrategien in Abhängigkeit der jeweils unterstellten Politik- und Preisszenarien, die regionsspezifisch mit einer unterschiedlichen Wachstumsdynamik einhergehen. Insbesondere die in den einzelnen Regionen betrachteten typischen Wachstumsbetriebe werden weitgehend Szenario-unabhängig weiter wachsen, und sich ihre Produktionskapazitäten im Bereich der Milchviehhaltung signifikant ausdehnen. Die Modellergebnisse und die Diskussionen in den Panels lassen für diese Betriebstypen eine weitergehende Intensivierung der Produktion in Bezug auf die Milchleistung und Flächennutzung sowie eine künftig verstärkte Nachfrage nach qualitativ besseren landwirtschaftlichen Flächen erwarten. Vor dem Hintergrund der hohen Viehbesatzdichte und den bestehenden Opportunitätskosten ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen lediglich von einer geringen Teilnahmebereitschaft der entsprechenden Betriebe an den jeweils angebotenen Agrarumweltmaßnahmen auszugehen. Demgegenüber werden die Entwicklungsstrategien der betrachteten typischen Durchschnittsbetriebe in den fokussierten Grünlandregionen des Mittelgebirges wesentlich stärker von der künftigen Ausgestaltung der Agrarumweltpolitik sowie den zu erwartenden Preisen beeinflusst. So bewirken sinkende Preiserwartungen zunächst Anpassungsmaßnahmen in Richtung einer extensiveren Produktionsweise und Viehbesatzdichte sowie eine erhöhte Teilnahmebereitschaft an den jeweils angebotenen Agrarumweltmaßnahmen. Im Hinblick auf eine auch in Zukunft gewährleistete Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Landbewirtschaftung in NRW lassen sich aus den Modellergebnissen und den in den Paneldiskussionen gewonnenen Erkenntnissen allgemeine Entwicklungstendenzen für die berücksichtigten Betriebstypen in den jeweils betrachteten Regionen ableiten. So wird sich künftig in den betrachteten standortbenachteiligten Regionen eine zunehmend divergente Entwicklung in Bezug auf die Art und Bewirtschaftungsintensität der Flächennutzung zeigen. Einerseits führen unter den getroffenen Rahmenbedingungen zu erwartende fortschreitende Wachstumsbestrebungen spezialisierter Milchviehbetriebe zu einer verstärkten Nachfrage nach qualitativ besseren landwirtschaftlichen Flächen. Andererseits wird sich jedoch insbesondere Betrieben mit vergleichsweise extensiver Viehhaltung sowie geringen Opportunitätskosten die Möglichkeit ergeben, standortbenachteiligte und ertragsschwächere Flächen durch eine Teilnahme an Agrarumweltmaßnahmen und ein damit erzielbares höheres Prämienniveau rentabel zu bewirtschaften. Infolgedessen ist angesichts der gegenwärtigen – finanziellen – Ausgestaltung der GAP und den prognostizierten Rahmenbedingungen von keiner nennenswerten Nutzungsaufgabe landwirtschaftlich genutzter Flächen in den entsprechenden Regionen auszugehen. Die weitere Entwicklung bedarf jedoch insbesondere bei sich ändernden Rahmenbedingungen einer fortlaufenden Beobachtung sowie Überprüfung, ob staatliches Eingreifen zur Befriedigung gesellschaftlicher Interessen notwendig wird.},
url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/1260}
}

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