Eckert, Andrea: Die Imagination der Sensualisten : Aufklärung im Spannungsfeld von Literatur und Philosophie. - Bonn, 2005. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-06359
@phdthesis{handle:20.500.11811/2250,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-06359,
author = {{Andrea Eckert}},
title = {Die Imagination der Sensualisten : Aufklärung im Spannungsfeld von Literatur und Philosophie},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2005,
note = {Gegenstand der Dissertation ist das Verhältnis zwischen Philosophie und Literatur im 18. Jahrhundert in Frankreich. Entgegen den zwei in der Aufklärungsforschung dominierenden Erklärungsmodellen - eines geht von der Funktionalisierung der Literatur im Dienste der Philosophie aus, das andere postuliert im Gegenteil eine literarische Konterdiskursivität - begreift die vorliegende Arbeit Philosophie und Literatur als historisch variable Diskursformationen. Dies ermöglicht es, das Verhältnis zwischen beiden als Prozess aufzufassen, der sich innerhalb des aufklärerischen Diskurses entwickelt und durchaus divergente Ausprägungen annehmen kann. Denn obgleich sich die beiden o.g. Forschungsmodelle widersprechen, speisen sie sich implizit aus einer Prämisse: jener der relativen Homogenität des philosophischen Diskurses. Diese Einheitsthese wird selbst aus methodisch so konträren Perspektiven wie Cassirers ideengeschichtlich orientierter Philosophie der Aufklärung und Foucaults zeichentheoretisch basierter Rekonstruktion einer klassisch-klassizistischen Episteme in Les Mots et les Choses bestätigt. Ihre Widerlegung unternimmt die vorliegende Studie zunächst an der Einleitung in die Enzyklopädie von d’Alembert und Diderot. Selbst an dem in seiner Ikonizität so suggestiven systeme general des connoissances humaines lassen sich so Inkohärenzen für den Leitbegriff der Epoche - die Philosophie - aufweisen, die einerseits eine Entdifferenzierung der facultatis animi in der integralen Perspektive des entendement nahe legt, andererseits jedoch vor dem Hintergrund der newtonschen Polemik gegen Hypothesenbildung einen strikten Ausschluss der Imagination aus dem Philosophiebegriff impliziert. Hieran wird bereits deutlich, dass innerhalb des philosophischen Diskurs geradezu ein Gegenstand Literatur konstruiert werden muss, um durch das Gegenbild einer schädlichen Literatur die Kohärenz des philosophischen Modells abzusichern. Dies lässt sich prägnant an Condillacs Essai sur l’origine des connoissances humaines zeigen, der das lockesche Modell durch die Verknüpfung mit der vermögenspsychologischen Argumentation rationalistischer Provenienz in Frankreich anschlussfähig machte. Insbesondere die Umsetzung des lockeschen Passus über die Ideenassoziation als einem durch Zufall und Gewohnheit bedingten Mechanismus, der sich dem analytischen Zugriff des Subjekts entzieht, ist hierbei entscheidend, denn unter strukturellen Gesichtspunkten sind das bei Locke als pathologischer Störfall des Erkenntnisprozesses beschriebene Phänomen und das von Condillac entdeckte Grundprinzip menschlicher Erkenntnis, die liaison d’idees, identisch. Eine Analyse zeigt die textuellen Strategien auf, mit denen Condillac der Hybridität des Einbildungsvermögens begegnet, um auf diese Weise eine Abgrenzung zu markieren, die die sensualistische Philosophie letztlich nicht zu leisten vermag: die Ausgrenzung imaginären Wahnsinns. Im folgenden wird an Diderots Lettre sur les Sourds et les Muets gezeigt, wie diese zeichentheoretische Opposition zwischen philosophischem und literarischem Sprechen produktiv umgewertet wird: Diderot konturiert hier hypothetisch die Beschaffenheit und den Ort eines Wissens, das sich der sensualistischen Methode der Selbstbeobachtung geradezu entziehen muss. Seine Theorie der Hieroglyphe eröffnet dabei die Möglichkeit zweier gegensätzlicher Literaturkonzeptionen, deren Realisierung in seiner Theatertheorie und in seinen Salonkritiken aufgezeigt werden. Den in den Analysen aufgewiesenen Inkonsistenzen des sensualistischen Paradigmas in Bezug auf die Einbildungskraft führen schließlich zu der Frage nach dem systematischen Ort des Fiktionalen innerhalb des aufklärerischen Feldes. So wird an einer Untergruppe komplexer Ideen, den mixed modes, sowohl bei Locke als auch bei Condillac offensichtlich, dass die Einbildungskraft nicht allein auf die Epistemologie zu beschränken ist, sondern auch eine ontologische Dimension innehat. Die These lautet, dass die zentrale Rolle, die die Fiktion bei der Genese dieser Ideenkombinationen übernimmt, im wesentlichen den traditionellen Kriterien der aristotelischen Wahrscheinlichkeit entspricht. Anhand eines späten diderotschen conte, Le Neveu de Rameau, werden die Konsequenzen dieser Erkenntnis durchgespielt.},
url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/2250}
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