Zur Kurzanzeige

Untersuchungen zur Ökologie der Chamäleonfauna der Masoala-Halbinsel, Nord-Ost Madagaskar

dc.contributor.advisorBöhme, Wolfgang
dc.contributor.authorLutzmann, Nicolà
dc.date.accessioned2020-04-10T13:48:01Z
dc.date.available2020-04-10T13:48:01Z
dc.date.issued2007
dc.identifier.urihttps://hdl.handle.net/20.500.11811/3061
dc.description.abstractWährend zweier Feldaufenthalte vom April bis Juni 2003 und vom Oktober 2003 bis Januar 2004 wurden von insgesamt sieben Chamäleonarten an drei verschiedenen Standorten um die Baie d'Antongil, Nord-Ost Madagaskar, Daten zur Morphologie und Ökologie aufgenommen. Die drei Untersuchungsgebiete waren die Stadt Maroantsetra, die Insel Nosy Mangabe und das Forschungscamp Andranobe an der Westküste des Masoala National Parks.
Während der erste Aufenthalt am Ende der warmen Jahreszeit lag und insbesondere zur Datenaufnahme zur Morphologie, Populationsstruktur, Schlafhöhen, Fortpflanzungsverhalten und zum Kotprobensammeln gedacht war, waren die Schwerpunkte des zweiten Aufenthaltes zum Beginn der warmen Jahreszeit die Abschätzung der Populationsgrössen und der Raumnutzung 'home range'. Die Kotproben wurden auf Eier und Larven von Helminthen und auf Nahrungsbestandteile untersucht.
Von Brookesia peyrierasi, B. superciliaris, Calumma nasutum und Furcifer pardalis wurden genügend Exemplare gefunden, um statistische Tests anzuwenden. Von C. cucullatum, C. parsonii und F. aff. willsii wurden nur einzelne Exemplare gefunden, von denen lediglich Daten zur Morphologie und Habitat sowie Kotproben gesammelt werden konnten.
Sowohl bei B. superciliaris als auch bei C. nasutum sprechen die untersuchten morphologische und ökologische Daten für eine taxonomische Eigenständigkeit der Populationen. Das einzelne Männchen von F. aff. willsii war durch das Fehlen der Nasenfortsätze sicher zu erkennen und nicht artgleich mit den F. willsii des zentralen Ostens Madagaskars. Die Exemplare der anderen Arten entsprachen gut den bisher veröffentlichen Angaben zur deren Morphologie. Nur die bisherigen publizierten Maximalgrössen beider Geschlechter von B. peyrierasi wurden um zwei bzw. drei Millimetern übertroffen.
Statistisch signifikante Unterschiede in der Kopf-Rumpf-Länge, Schwanzlänge und Gesamtlänge zwischen den Geschlechtern konnten nur bei F. pardalis bestätigt werden. Die Aussage, dass bei der Gattung Brookesia die Weibchen grösser werden, konnte statistisch nicht nachvollzogen werden. Bei B. superciliaris waren allerdings die Weibchen signifikant schwerer.
Die Habitatwahl entsprach bei B. peyrierasi und B. superciliaris den veröffentlichten Daten. C. nasutum konnte entgegen anderer Literaturangaben ausschliesslich im primären Regenwald gefunden werden. C. cucullatum kann ausserhalb des Waldes bzw. in der Sonne scheinbar nur wenige Minuten überleben. Nicht seltene Funde von F. pardalis (auch bei der Eiablage) innerhalb von Waldgebieten und dort weit entfernt von Wasserläufen werden im Zusammenhang mit der in mehreren Veröffentlichungen statistisch gegebenen "Wassergebundenheit" von Chamäleons innerhalb des Waldes diskutiert. Eine Gegenhypothese zu bisherigen Erklärungen wird formuliert.
Abweichungen in den Fundzahlen und -häufigkeit der Arten werden anhand der verschieden angewandten Suchmethoden anderer Autoren diskutiert, wobei der Einsatz von Handlampen besonders hervorgehoben wird. Insbesondere auf der Insel Nosy Mangabe werden sehr hohe Populationsdichten für B. peyrierasi (bis zu 996 Tiere/ha) und C. nasutum (bis zu 253 Tiere/ha) nachgewiesen. Auch wenn für andere Chamäleonarten schon recht hohe Dichten errechnet wurden, fallen von mir errechneten Werte im Vergleich zu bisherigen Daten auf. Dies wird mit der besonderen Inselsituation und dem etwaigen Fehlen von Konkurrenzarten bzw. Prädatoren begründet. Die Daten zur Geschlechtsstruktur bestätigen die für Brookesia-Arten gemachte Aussage des Männchenüberschusses und die des Weibchenüberschusses bei Calumma-Arten für C. nasutum. Bei F. pardalis wird ein ausgewogenes Geschlechtsverhältnis festgestellt, was den Daten in der Literatur entspricht.
49,1 % aller Kotproben wiesen keine pathogene Parasiten auf. Die sechs nachgewiesenen Parasitengruppen waren sehr unterschiedlich in und unter den Chamäleonarten verteilt. Bei C. cucullatum wurden fünf der sechs Parasitengruppen gefunden und Kokzidien der Gattung Eimeria bei sechs der sieben Chamäleonarten nachgewiesen. Die Untersuchungen zur Nahrungszusammensetzung gestalteten sich auf Grund des guten Verdauungszustandes in den Kotproben und fehlender Vergleichsliteratur schwierig. Das Nahrungsspektrum ist jedoch gross. So waren die Arachnida in 64,81 %, Coleoptera in 51,85 % und die - meist an Hand der Flügelschuppen nachgewiesene - Gruppe der Lepidoptera in 38,89 % der Proben die häufigsten Nahrungsgruppen. Die individuenreichste Gruppen waren dagegen die Coleoptera mit 23,43 % aller bestimmten Nahrungsindividuen, gefolgt von den Diptera mit 18,14 % und den Arachnida mit 12,34 %. Signifikante Unterschiede der Schlafhöhen zwischen den Geschlechtern wurden nur bei der Art C. nasutum, bei der die Männchen deutlicher höher ruhend gefunden wurden, nachgewiesen. Für B. peyrierasi wird die durchschnittlich geringste Schlafhöhe für Chamäleons festgestellt. Diese wird auch im Zusammenhang mit höheren Fundzahlen während und nach Regenfällen diskutiert.
Durch die Markierung der Fundplätze konnten bei einigen Exemplaren die zurückgelegte Strecke zwischen Funden vermessen werden. Die erhaltenen Daten unterstützen die Annahme, dass Chamäleons eher keine territorialen Tiere sind. Am ehesten sind Weibchen von F. pardalis dauerhaft in einem Gebiet über bis zu drei Monate zu beobachten gewesen. Daten zur Fortpflanzungsbiologie konnten bei B. peyrierasi, B. superciliaris und C. nasutum in der Natur nur durch die Beobachtung trächtiger Weibchen aufgenommen werden. Von F. pardalis wurden vier Gelege über den gesamten Zeitraum, zwei nur einmalig untersucht. Die Eier wuchsen während dieser Zeit durchschnittlich um sechs Millimetern in der Länge und fünf Millimetern in der Breite. Das Gewicht erhöhte sich durchschnittlich um 1,15 g. Durch regelmässige Konservierung von Eiern aus den Gelegen wurde die Embryonalentwicklung nachvollzogen. Eine erste Entwicklung wurde erst im Oktober, der Schlupf im Dezember und Januar nachgewiesen. Während der gesamten Entwicklungszeit wurde die Temperatur mit Datenloggern gespeichert, die mit durchschnittlichen 22,8 - 24,1 °C (min-max: 17,4 - 33 °C) nicht den in der Terrarienhaltung verbreitet angewandten Temperaturen entsprachen.
Mit den artspezifischen Daten wurden die Jahrszyklen von B. peyrierasi, B. superciliaris, C. nasutum und F. pardalis versucht aufzuzeigen. Bei B. peyrierasi und C. nasutum wird vermutet, dass auf der Masoala-Halbinsel die sonst auf Madagaskar übliche regenzeitabhängige Fortpflanzungszeit nicht, bei den beiden anderen Arten jedoch eingehalten wird.
Die Verhaltensbeobachtungen zur Abwehr werden mit denen aus der Literatur bekannten verglichen. Dabei wurde für die beiden Brookesia-Arten festgestellt, dass sowohl das Maulöffnen zur Abwehr als auch das "Spine Thrusting" für B. peyrierasi bisher nicht nachgewiesen war.
Abschliessend werden die Ergebnisse zur 'home range', Nahrungszusammensetzung und -grösse und den Temperaturen im Zusammenhang mit Problemen in der Haltung und Zucht von Chamäleons diskutiert. Die möglichen Auswirkungen auf den Artenschutz und die mögliche und nötige nachhaltige Nutzung der Wälder Madagaskars und insbesondere der Chamäleons werden aufgezeigt.
dc.language.isodeu
dc.rightsIn Copyright
dc.rights.urihttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
dc.subjectChamaeleonidae
dc.subjectBrookesia
dc.subjectCalumma
dc.subjectFurcifer
dc.subjectÖkologie
dc.subjectPopulationsdichten
dc.subjectParasiten
dc.subjectNahrung
dc.subjectFortpflanzung
dc.subjectEientwicklung
dc.subjectMasoala
dc.subjectMadagaskar
dc.subjectEcology
dc.subjectPopulationdensities
dc.subjectParasites
dc.subjectFood
dc.subjectReproduction
dc.subjectEgg Development
dc.subjectMadagascar
dc.subject.ddc590 Tiere (Zoologie)
dc.titleUntersuchungen zur Ökologie der Chamäleonfauna der Masoala-Halbinsel, Nord-Ost Madagaskar
dc.typeDissertation oder Habilitation
dc.publisher.nameUniversitäts- und Landesbibliothek Bonn
dc.publisher.locationBonn
dc.rights.accessRightsopenAccess
dc.identifier.urnhttps://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-09700
ulbbn.pubtypeErstveröffentlichung
ulbbnediss.affiliation.nameRheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
ulbbnediss.affiliation.locationBonn
ulbbnediss.thesis.levelDissertation
ulbbnediss.dissID970
ulbbnediss.date.accepted12.02.2007
ulbbnediss.fakultaetMathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
dc.contributor.coRefereePerry, Steven F.


Dateien zu dieser Ressource

Thumbnail

Das Dokument erscheint in:

Zur Kurzanzeige

Die folgenden Nutzungsbestimmungen sind mit dieser Ressource verbunden:

InCopyright