Bell, Rainer: Lokale und regionale Gefahren- und Risikoanalyse gravitativer Massenbewegungen an der Schwäbischen Alb. - Bonn, 2007. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-11072
@phdthesis{handle:20.500.11811/3113,
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author = {{Rainer Bell}},
title = {Lokale und regionale Gefahren- und Risikoanalyse gravitativer Massenbewegungen an der Schwäbischen Alb},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2007,
note = {In den deutschen Mittelgebirgen werden die Gefahren und Risiken durch gravitative Massenbewegungen häufig unterschätzt. Die meisten Autoren gehen davon aus, dass die größten gravitativen Massenbewegungen während des Pleistozäns aufgetreten sind und heutzutage nur noch mit wesentlich kleineren Ereignissen oder Reaktivierungen der pleistozänen Rutschkörper zu rechnen ist. Das letzte Großereignis (Mössinger Bergrutsch) fand 1983 statt, bei dem es sich um eine Reaktivierung einer großen Rotationsscholle mit einem Volumen von 6 Mio. m³ handelt. Um die Gefahren und Risiken umfassend untersuchen zu können, wurde das intradisziplinäre DFG-Forschungsprojekt InterRISK initiiert. Diese Arbeit ist in das Teilprojekt InterRISK Analysis eingebunden und befasst sich mit der Analyse des Prozesses der gravitativen Massenbewegungen und der Abschätzung der daraus hervorgehenden Gefahren und Risiken auf lokaler und regionaler Skale.
In den zwei lokalen Untersuchungsgebieten Mössingen-Öschingen und Lichtenstein-Unterhausen wurden geomorphologische Kartierungen, Bohrungen, Sedimentanalysen, Inklinometermessungen, Nivellements, Niederschlagsanalysen, ein geoelektrisches Bodenfeuchtemonitoring sowie GIS-basierte Volumenberechnungen für zukünftige Rutschungsszenarien durchgeführt. Alle Ergebnisse wurden im Rahmen von heuristischen Gefahren- und Risikoabschätzungen zusammenfassend ausgewertet.
Auf der regionalen Skale wurden für die gesamte Schwäbische Alb und das Obere Filstal statistische Gefährdungsmodellierungen, Gefahren- und Risikoanalysen, Datierungen mittels geomorphologischer Analysen eines hochaufgelösten Digitalen Geländemodells (DGM, 1m-Auflösung) sowie durch die Auswertung historischer Daten (durch InterRISK History erhoben), Frequenz-Magnitude-Analysen zur Berechnung von Wiederkehrintervallen und qualitative Interviews (mit InterRISK Perception) durchgeführt. Abschließend wurde eine Nutzenanalyse der erstellten Produkte für die ingenieurgeologische Praxis durchgeführt sowie eine Ideenskizze zu einem kooperativen Frühwarnsystem ausgearbeitet.
In beiden lokalen Untersuchungsgebieten zeigt sich, dass die größten Gefahren derzeit von extrem langsamen Fließ- und Rutschbewegungen ausgehen. Ist die Struktur der Häuser nicht an diese Gegebenheiten angepasst, resultieren daraus hohe bis sehr hohe Risiken. Die Ergebnisse werden vor Ort durch Hausschäden bestätigt.
In der regionalen Gefährdungsanalyse zeigt sich, dass weite Bereiche des Albtraufs, der Flusstäler und des Vorlands rutschgefährdet sind. Die AUROC-Werte liegen für alle Modelle zwischen 0,81 und 0,98, die Anteile der gravitativen Massenbewegungen in den zwei höchsten Gefährdungsklassen zwischen 60,55 % und 94,70%. Jedoch reichen die statistischen Gütemaße nicht aus, um die „beste“ Gefährdungskarte zu finden, so dass ein geomorphologisches Gütemaß eingeführt wurde. 92 km² der Siedlungsfläche in der Schwäbischen Alb weisen ein mittleres bis sehr hohes Risiko auf. Das Wiederkehrintervall für Großereignisse wie der Mössinger Bergrutsch liegt zwischen 87 und 139 Jahren (Frequenz-Magnitude-Analyse auf Basis von DGM-Analysen) bzw. 55 und 63 Jahren (historische Daten). Insgesamt stellen die historischen Daten (derzeit 207 Ereignisse) sowie die DGM-Analysen deutliche Anzeichen dar, dass die gravitativen Massenbewegungen an der Schwäbischen Alb wesentlich aktiver sind als bislang angenommen. Die Nutzenanalyse zeigt, dass sämtliche produzierten Ergebnisse für die ingenieurgeologische Praxis sehr hilfreich sein können. Die Ideenskizze zum kooperativen Frühwarnsystem liefert erste Ansatzpunkte wie ein kostengünstiges System zur flächenhaften Erfassung von Gefahrensituationen durch Großereignisse aussehen könnte.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/3113}
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