Kreiß, Eva-Juliane: Vergleichende Untersuchungen zur Neuro- und Verhaltensbiologie infrarotsensitiver pyrophiler Käfer. - Bonn, 2007. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-11683
@phdthesis{handle:20.500.11811/3143,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-11683,
author = {{Eva-Juliane Kreiß}},
title = {Vergleichende Untersuchungen zur Neuro- und Verhaltensbiologie infrarotsensitiver pyrophiler Käfer},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2007,
note = {Im Rahmen dieser Arbeit wurden elektrophysiologische und neuroanatomische Untersuchungen an den pyrophilen Käferarten Acanthocnemus nigricans und Melanophila acuminata (bzw. Melanophila cuspidata) durchgeführt. Das Verhalten von A. nigricans wurde zusätzlich im Freiland untersucht. Die drei genannten Käferarten besitzen spezialisierte extraantennale Organe, deren Funktion mit dem ausgeprägten pyrophilen Verhalten in Zusammenhang gebracht wird.
A. nigricans besitzt am Prothorax ein paariges scheibenförmiges Organ, auf dem sich bis zu 90 kutikuläre Sensillen befinden. Diese Sensillen gehören einem, morphologisch charakterisierten, neuen Sensillentyp an. In dieser Arbeit wurde erstmals eine breite physiologische Charakterisierung dieser Sensillen vorgenommen. Extrazelluläre Ableitungen zeigen, dass die Sensillen auf thermische Reize reagieren. Der nachgewiesene Schwellenwert für Antworten der Sensillen auf Reizung mit einem Rotlichtlaser (λ= 632,8 nm) liegt zwischen 11 und 25 mW/cm². Die Antworten auf Erwärmung sind phasisch-tonisch. Nach Ende der Reizung folgt eine Phase der Spike-Unterdrückung. Sowohl die Anzahl der ausgelösten Spikes als auch die Dauer der Spike-Unterdrückung sind intensitätsabhängig. Die Sensillen adaptieren auf lange konstante Reize, jedoch nicht vollständig. Die Untersuchungen der zeitlichen Eigenschaften belegen, dass die Grenze des zeitlichen Auflösungsvermögens bei wenigstens 20 Hz liegt.
Zusätzlich wurden die neuronalen Projektionen der Afferenzen der kutikulären Sensillen erstmals untersucht. Anterograde Färbungen zeigen ein im Vergleich zu Projektionen anderer sensorischer Systeme ungewöhnliches Verzweigungsmuster: Der Hauptteil der Afferenzen aszendiert bis in das Oberschlundganglion und terminiert dort mit weitreichenden Verzweigungen in der Region des Tritocerebrums posterior zum olfaktorischen Antennallobus.
Das Verhalten von A. nigricans wurde auf frischen Brandflächen in Westaustralien beobachtet. A. nigricans sammelt sich gezielt an noch über 100 °C heißen Stellen, den sogenannten „Hot Spots“. Die Käfer landen punktgenau im Randbereich der Hot Spots auf Bereichen mit einer Temperatur zwischen etwa 40 und 50°C. Das Verhalten der Käfer an den Hot Spots wurde mit Hilfe einer Infrarotkamera analysiert. Vermutlich steht es in Zusammenhang mit der Reproduktion von A. nigricans, da beide Geschlechter an den Hot Spots anzutreffen sind und Eiablagen beobachtet wurden. Die Larven entwickeln sich innerhalb weniger Tage und sind während der ersten drei Stadien fleischfressend. Sie ernähren sich vermutlich von Nahrungsressourcen, die durch den Brand entstehen und sind somit an die frische Brandfläche angepasst.
Ein Schwerpunkt dieser Arbeit lag darauf, von infrarotsensitiven Zellen im Zentralen Nervensystem von M. acuminata bzw. M. cuspidata abzuleiten. Bei Reizung mit dem Rotlichtlaser konnten reizkorrelierte Potentiale extrazellulär an den thorakalen Konnektiven und im fusionierten Meso-Metathorakalganglion abgeleitetet werden. Erstmalig sollten zentrale Interneurone von M. acuminata bzw. M. cuspidata elektrophysiologisch abgeleitet, gefärbt und charakterisiert werden. Ziel war hier die Identifizierung von infrarotsensitiven Interneuronen. Erstmals gelangen intrazelluläre Ableitungen und Färbungen mehrerer Einzelzellen im fusionierten Meso-Metathorakalganglion. Die abgeleiteten Zellen wurden morphologisch beschrieben und physiologisch grob charakterisiert. Keine dieser Zellen reagierte jedoch auf thermische Reizung der Infrarotorgane. Durch diese Arbeit wurden wichtige Erkenntnisse zur Methode des intrazellulären Ableitens bei M. acuminata (bzw. M. cuspidata) gewonnen.
Die Physiologie der Infrarotorgane der beiden Käferarten wird anhand der Ergebnisse dieser Arbeit verglichen und ihre mögliche Funktion im Verhaltenskontext diskutiert. Somit trägt diese Arbeit dazu bei, das Wissen über die infrarotsensorische Sinnessystem pyrophiler Käfer zu erweitern.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/3143}
}

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