Kießling, Petra: Die Villa rustica HA 412 und das römische Gräberfeld HA 86/158. - Bonn, 2008. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-13546
@phdthesis{handle:20.500.11811/3274,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-13546,
author = {{Petra Kießling}},
title = {Die Villa rustica HA 412 und das römische Gräberfeld HA 86/158},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2008,
note = {Die vorliegende Arbeit über die Fundplätze Ha 412 und Ha 86/158 beinhaltet eine differenzierte Befundinterpretation in Korrelation mit einer Fundauswertung und den stratigraphischen Verhältnismäßigkeiten, um so eine möglichst genaue zeitliche Einordnung beider Fundplätze zu erreichen und das Siedlungsgeschehen möglichst genau nachzeichnen zu können.
Für den Fundplatz Ha 412 läßt sich festhalten, daß er am Übergang der Stufe HaD/LtA etwa 500-450 v. Chr. erstmals besiedelt wurde. Aus dieser Zeit ließen sich im Westen, Zentrum und Nordosten der Fläche drei Siedlungsschwerpunkte mit Kleinbauten der typisch eisenzeitlichen Vier- und Sechspfostengrundrisse, aber auch ein zweischiffiger Großbau mit zugehörigen Siedlungsgruben und Grubenkomplexen nachweisen. Die Gruppierungen scheinen Ausdruck dreier Einzelgehöfte zu sein. Der weilerartige Siedlungsraum erstreckte sich möglicherweise mit einem weiteren Gehöft weiter nach Südwesten, wo von eine etwas ältere Grube der Stufe HaD auf dem Fundplatz Ha 86/158 zeugt.
In römischer Zeit, bereits um die Zeitenwende, möglicherweise sogar schon im letzten vorchristlichen Jahrzehnt wurde der Platz erneut aufgesucht. Die römische Besiedlung hatte bis ins 3. Jahrhundert hinein Bestand. Innerhalb dieses Zeitraums ließen sich drei Siedlungsphasen ohne erkennbare Unterbrechung unterscheiden. Eine erste Bestattung erfolgte ebenfalls um die Zeitenwende auf dem nahe gelegenen Gräberfeld Ha 86/158. Dieser Platz wurde dann bis zur Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert kontinuierlich für Bestattungen genutzt. Während die keramischen Grabbeigaben durchweg gallo-römischer Art waren, haben einige Metallbeigaben elbgermanische Prägung. Die Funde des römischen Siedlungsplatzes waren ausschließlich provinzialrömischer Prägung.
Die Dauer der ersten Siedlungsphase mit einem frührömischen Vielhausgehöft, bestehend aus sechs Holzbauten unterschiedlicher Konstruktionsweisen, ließ sich ausweislich der Funde nicht genauer als in die 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts datieren. Eine Einfriedung des Siedlungsareals konnte nicht festgestellt werden.
Noch innerhalb der 1. Jahrhunderthälfte folgte die zweite Siedlungsphase mit Gründung von vier neuen Holzbauten, die in ihrer Ausrichtung leicht von der der vorigen Bauten abwich. Zwei Gebäude der älteren Phase wurden durch die jüngeren Bauten überlagert. Erstmals sind zweischiffige Pfostenbauten mit Walmdachkonstruktion vertreten. Auch in dieser Phase ließ sich eine Einfriedung nicht nachweisen. Der Beginn der Phase läßt sich ebenso wie das Ende von Phase 1 nicht näher bestimmen; als statistisches Mittel lassen sich im Hinblick auf die begrenzte Haltbarkeit der überwiegend erdfesten Holzbauten 25 Jahre für jede Phase veranschlagen. Das Ende von Phase 2 wird durch die Gründung der Villa rustica um die Jahrhundertmitte vorgegeben.
Die dritte, bis ins 3. Jahrhundert reichende Phase war gekennzeichnet durch die Anlage einer Villa rustica, die eine Zäsur im Hinblick auf die vorherige Siedlungsstruktur zeigt. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich um eine Veteranengründung handelte.
Das Gehöft dieser Phase war gekennzeichnet durch steinfundamentierte Bauten in Ständer- oder Steinsockelbauweise. Die Siedlung war nun von einem viereckigen Umfassungsgraben umgeben, der sich mit seinen Ecken in etwa an den Himmelsrichtungen orientierte. Außerhalb des Umfassungsgrabens schlossen sich kleine Parzellen an. Vier Häuser und zwei Brunnen wurden achsenparallel nahe an die Innenseite der Gräben angelegt. Das Hauptgebäude konnte als Hallentyp mit Portikus-Risalit-Fassade vom Typ Stahl klassifiziert werden und erfuhr im Laufe seines Bestehens mehrere Umbauten. Um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert wurde der Umfassungsgraben verfüllt und es kam zur Anlage eines Umfassungszauns.
Im weiteren Verlauf folgten im 2. Jahrhundert die Anlage eines künstlichen Weihers mit kleinem Teichhaus und der Bau zweier Grubenhäuser. Ab dem 1. Drittel des 2. Jahrhunderts lassen sich auch die ersten hofnahen Bestattungen innerhalb einer angrenzenden Parzelle fassen. Das Gräberfeld Ha 86/158 wurde nun nicht mehr für Bestattungen genutzt.
Das Ende der Siedlung ist in der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts zu suchen. Ein Zerstörungshorizont, der mit den Unruhen im Zusammenhang mit den Frankeneinfällen dieser Zeit in Verbindung zu bringen wäre, konnte nicht festgestellt werden. Jedoch zeigte sich beim Hauptgebäude und einem nahegelegenen Nebengebäude, daß deren Fundamente über einem älteren Graben stark abgesackt waren, was möglicherweise ein Kollabieren des Aufgehenden zur Folge hatte. Sollte dies bereits zur Zeit der Besiedlung geschehen sein, mag hierin ein Grund für die Siedlungsaufgabe zu suchen sein.
Ein weiteres Mal wurde der Platz dann für kurze Zeit in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts aufgesucht. Zwei spätantike, überbaute Ofenbatterien, die mit dem Recycling von Altmetall in Verbindung stehen können und ein unvollständiger Ständerbau zeugen von dieser letzten Besiedlung.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/3274}
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