Schwarz, Cathrin: Phylogenetische und funktionsmorphologische Untersuchungen der Ohrregion bei Sciuromorpha (Rodentia, Mammalia). - Bonn, 2012. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-29517
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-29517
@phdthesis{handle:20.500.11811/5366,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-29517,
author = {{Cathrin Schwarz}},
title = {Phylogenetische und funktionsmorphologische Untersuchungen der Ohrregion bei Sciuromorpha (Rodentia, Mammalia)},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2012,
month = aug,
note = {Die Auris media der Rodentia zeichnet sich durch knöcherne Septen innerhalb des Recessus epitympanicus und des Cavum tympani aus. Diese können mit der 'Septenuhr' und der 'Septengleichung', welche in dieser Studie entwickelt wurden, erfasst werden. Im Grundplan der Sciuromorpha wird als gemeinsames Merkmal von einem knöchernen Netzwerk dieser Strukturen ausgegangen, wie es rezent bei Aplodontia rufa zu finden ist. Diese Struktur hat sich bei den Sciuridae und Gliridae in unterschiedlicher Weise in Haupt- und Nebensepten reduziert. Innerhalb der Sciuridae kann anhand der Anzahl und Lage der Septen zwischen den einzelnen Triben unterschieden werden. Pteromyinae zeichnen sich durch eine Erweiterung des Recessus epitympanicus nach occipital und dem Auftreten von Hauptsepten aus, wodurch eine Monophylie der Gleithörnchen angenommen werden kann. Der Malleus der Sciuromorpha zeigt im Grundplan eine Verschmelzung der knöchernen Lamina mit dem Ectotympanicum, wodurch er in seiner Gestalt einem Vorläufer des von FLEISCHER (1978) beschriebenen 'freely-mobile-type' entspricht. †Sciuroides sp., als ein untersuchter Vertreter der †Theridomyidae, zeigt in der Morphologie des Malleus den ursprünglichen 'transitional-type' als Übergangsform zwischen dem 'ancestral-type' and 'freely-mobile-type'. Bei der vergleichenden Betrachtung des Stapes, kann für die Arteria stapedialis die Ausbildung eines knöchernen Kanals als Primitivmerkmal der Sciuromorpha angenommen werden. Der ursprüngliche Merkmalszustand der Auris interna bei Sciuromorpha zeigt einen ovalen Verlauf des anterioren Bogenganges, eine dorso-mediale Stauchung des posterioren Bogenganges sowie eine runde Krümmungslinie des lateralen Bogenganges. Bei der morphologisch-vergleichenden Betrachtung der Auris media und Auris interna der Sciuromorpha deutet sich ein näheres Verwandtschaftsverhältnis zwischen Sciuridae und Gliridae an. Ein Schwestergruppenverhältnis zwischen Aplodontia rufa und den Sciuridae kann in der Untersuchung der Ohrregion nicht dargestellt werden, da Aplodontia rufa in der Ausprägung der Ossicula auditus sowie der Auris interna stark abgeleitet sein kann.
Funktionsmorphologische Untersuchungen der Auris interna lassen Aussagen über unterschiedliche Lokomotionsmodi bei rezenten Sciuromorpha zu. Der Radius des lateralen Bogenganges und der Durchmesser der Bogengangkanäle sind bei fossorialen Arten deutlich größer ausgebildet als bei arborealen oder gleitenden Taxa. Aufgrund dessen zeigen fossoriale Arten eine größere Sensitivität des Gleichgewichtsinnes mit einem deutlich größeren Sensitivitätsspektrum als dieser bei baumlebenden und gleitenden Arten zu erkennen ist. Es ist anzunehmen, dass arboreale, gleitende und fliegende Arten eine nervale Überstimulation des Gleichgewichtssinnes vermeiden, indem sie eine geringe Sensitivität bezüglich Lageänderung im dreidimensionalen Raum zeigen. Erstmals können den Schnittwinkeln der Bogengänge funktionelle Bedeutungen zugesprochen werden, da sich bei fossorialen, arborealen sowie gleitenden Arten deutliche Unterschiede gezeigt haben. Durch die große Anzahl untersuchter rezenter Taxa der Sciuromorpha ist in der vorliegenden Arbeit eine Datenmatrix geschaffen worden, auf dessen Grundlage fossilen Vertreter der Rodentia ein Lokomotionsmodus zugewiesen werden kann. Durch eine morphologisch-vergleichende Betrachtung des Durchmessers der Bogengangkanäle rezenter Arten der Sciuromorpha können den untersuchten Arten der †Theridomyidae, †Cylindrodontidae und †Ischyromyidae Lokomotionsmodi zugewiesen werden, was statistisch nicht eindeutig möglich ist. Bei †Cylindrodon fontis und †Heteroxerus costatus kann aufgrund des großen Durchmessers der Bogengangkanale von einer fossorialen Lokomotion ausgegangen werden. †Palaeosciurus feignouxi lässt in der Anatomie der Auris interna eine arboreale Lebensweise erkennen. †Ardynomys occidentalis, †Sciuroides sp., †Sciuroides fransi sowie †Ischyromys typus zeigen einen intermediären Status zwischen fossorialer und arborealer Lokomotion, weshalb eine generalistische Lebensweise anzunehmen ist.},
url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/5366}
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Funktionsmorphologische Untersuchungen der Auris interna lassen Aussagen über unterschiedliche Lokomotionsmodi bei rezenten Sciuromorpha zu. Der Radius des lateralen Bogenganges und der Durchmesser der Bogengangkanäle sind bei fossorialen Arten deutlich größer ausgebildet als bei arborealen oder gleitenden Taxa. Aufgrund dessen zeigen fossoriale Arten eine größere Sensitivität des Gleichgewichtsinnes mit einem deutlich größeren Sensitivitätsspektrum als dieser bei baumlebenden und gleitenden Arten zu erkennen ist. Es ist anzunehmen, dass arboreale, gleitende und fliegende Arten eine nervale Überstimulation des Gleichgewichtssinnes vermeiden, indem sie eine geringe Sensitivität bezüglich Lageänderung im dreidimensionalen Raum zeigen. Erstmals können den Schnittwinkeln der Bogengänge funktionelle Bedeutungen zugesprochen werden, da sich bei fossorialen, arborealen sowie gleitenden Arten deutliche Unterschiede gezeigt haben. Durch die große Anzahl untersuchter rezenter Taxa der Sciuromorpha ist in der vorliegenden Arbeit eine Datenmatrix geschaffen worden, auf dessen Grundlage fossilen Vertreter der Rodentia ein Lokomotionsmodus zugewiesen werden kann. Durch eine morphologisch-vergleichende Betrachtung des Durchmessers der Bogengangkanäle rezenter Arten der Sciuromorpha können den untersuchten Arten der †Theridomyidae, †Cylindrodontidae und †Ischyromyidae Lokomotionsmodi zugewiesen werden, was statistisch nicht eindeutig möglich ist. Bei †Cylindrodon fontis und †Heteroxerus costatus kann aufgrund des großen Durchmessers der Bogengangkanale von einer fossorialen Lokomotion ausgegangen werden. †Palaeosciurus feignouxi lässt in der Anatomie der Auris interna eine arboreale Lebensweise erkennen. †Ardynomys occidentalis, †Sciuroides sp., †Sciuroides fransi sowie †Ischyromys typus zeigen einen intermediären Status zwischen fossorialer und arborealer Lokomotion, weshalb eine generalistische Lebensweise anzunehmen ist.},
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