Das höhere Schulwesen in der Provinz Posen im Kontext preußischer Bildungspolitik und Germanisierungsbestrebungen von 1871 bis 1914

Abstract

Im Fokus dieser Studie zur Bildungs- und Schulgeschichte steht das preußische Schulwesen in der Provinz Posen in den Jahren 1871 bis 1914. Insbesondere wird dabei das höhere Schulwesen für die männliche Jugend untersucht, welches als Bildungsstätte der preußischen Elite galt und zu einem wichtigen Instrument der Assimilation und Integration der Schülerschaft im Sinne der preußischen Staatsräson wurde. Die zunächst liberale Minderheiten- und Sprachenpolitik entwickelte sich nach dem Wiener Kongress in den vormals polnischen Gebieten sukzessiv zu einer gezielten Germanisierungspolitik und führte unweigerlich zu Spannungen und binationalen Auseinandersetzungen auf allen Ebenen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Nach einer ausführlichen Charakterisierung des preußischen Schulwesens wird das gymnasiale Curriculum analysiert und dabei gezielt auf die identitätsstiftenden Lehrinhalte in den Schulfächern Deutsch, Polnisch, Geschichte und Katholische Religion eingegangen. Die abschließende Darstellung des Schulbetriebes in der Provinz Posen belegt, wie das höhere Schulwesen vom preußischen Behördenapparat gelenkt und kontrolliert wurde. Auf Grundlage der Auswertung deutscher und polnischer Quellen werden die Grenzen der preußischen Schulpolitik gegenüber der polnischen Bevölkerung lokalgeschichtlich aufgezeigt.