Bell, Susanne: Der stabile Alltag als Faktor der Krisenbewältigung : Eine wissenssoziologisch fundierte Ethnographie zum Ahrtal nach der Flutkatastrophe von 2021. Bonn: Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, 2023.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://doi.org/10.48565/bonndoc-183
@book{handle:20.500.11811/11191,
doi: https://doi.org/10.48565/bonndoc-183,
author = {{Susanne Bell}},
title = {Der stabile Alltag als Faktor der Krisenbewältigung : Eine wissenssoziologisch fundierte Ethnographie zum Ahrtal nach der Flutkatastrophe von 2021},
publisher = {Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie},
year = 2023,
month = dec,

note = {Wie gehen Betroffene der Flutkatastrophe im Ahrtal vom 14./15. Juli 2021 mit den Folgen dieses kritischen Einschnitts in ihren Lebenswegen um? Vor welchen Problemen stehen sie, welche Lösungen finden sie, um diese Probleme zu bewältigen und welche Kontextfaktoren beeinflussen die gewählten Bewältigungsstrategien? Die Menschen dort stemmen in dieser Zeit nicht nur den privaten Wiederaufbau und kämpfen mit den emotionalen und sozialen Konsequenzen der Katastrophe, sondern müssen „nebenbei“ auch den üblichen Anforderungen ihres Alltags gerecht werden. Wie können Krisen- und Alltagsbewältigung gleichzeitig funktionieren, wo stehen sie sich gegenseitig im Weg und wo gibt es Synergieeffekte? Stehen den Betroffenen die nötigen Wissensbestände und Ressourcen zur Verfügung, die sie für eine bestmögliche und umfassende Erholung von diesem potentiell traumatischen Erlebnis brauchen? Und welche unbeabsichtigten Nebenfolgen zeichnen sich bei welchen Bewältigungsformen ab?
Mit einem besonderen Augenmerk auf soziologische Zusammenhänge taucht Susanne Bell ethnographisch in die Lebenswelt des Ahrtals im Jahr 2022 ein und führt teilnehmende Beobachtungen und Interviews in einer flutbetroffenen Kommune des unteren Ahrtals durch. Auf diese Weise identifiziert sie fünf Problembereiche (Überforderung, Instabilität, Schmerz, gesellschaftliche Konnotation, Folgeprobleme von Dissoziation), vier Arten von Kontextfaktoren (Wissensbestände der Alltagswelt, spezielle Wirklichkeitsbereiche, kollektive Umwelteinflüsse, individuelle Ressourcen) und fünf Arten von Bewältigungsstrategien (Verschiebung des Wirklichkeitsbezuges, Orientierung an anderen, Unterstützung durch andere, Anpassung oder Herstellung von Kontinuität, aktive Auseinandersetzung) mit jeweils zahlreichen Unterkategorien. Dabei beleuchtet sie insbesondere die Bedeutung der vorherrschenden Sinnbezüge und Interpretationskontexte, in welche die Probleme kognitiv und kommunikativ eingebettet werden.
Die Idee des „Normalen“ ist hier nicht nur das Licht am Ende des Tunnels, sondern auch schon während des Ausnahmezustandes ein rettender Anker im Sinne einer als normal angesehenen Reaktion auf unnormale Umstände. Diese soziale Einordnung als „normal“ oder auch „alternativlos“ schenkt sehr viel Sicherheit und Stabilität, kann gleichzeitig aber auch soziale Konflikte und/oder Spaltungen zwischen Personenkreisen mit unterschiedlichen Bewältigungswegen und damit einhergehenden Prioritätensetzungen nach sich ziehen.
Ein abschließendes theoretisches Gesamtmodell versucht, die individuelle und gesellschaftliche Krisenbewältigung zu verzahnen und jeweils ideale Mittelwege zwischen aktionistischer Übererregung und passiver Unterregung auszuleuchten. Dabei wird auf beiden Seiten zwischen verschiedenen Formen des Scheiterns, der funktionalen Stabilisierung und der Verwirklichung materialer Werte unterschieden. Dieses Modell bietet breite Anknüpfungsmöglichkeiten für weitere Forschung und eine erste Orientierung für den Aufbau generalisierter Wissensbestände zum Thema kollektive Krisenbewältigung.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/11191}
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