Scheuss, Anne Christina: Individual(l)tag : Single-day Novels zwischen Augenblicksästhetik und Alltagskritik. - Bonn, 2024. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-77691
@phdthesis{handle:20.500.11811/11814,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-77691,
author = {{Anne Christina Scheuss}},
title = {Individual(l)tag : Single-day Novels zwischen Augenblicksästhetik und Alltagskritik},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2024,
month = aug,

note = {Besonderes Verdienst für die kulturwissenschaftliche Entdeckung des Alltags gebührt den Sozial- und Kulturkritikern Henri Lefebvre und Michel de Certeau, deren Schriften zum Verhältnis von Alltag und Gesellschaft in den 1960er bis 1980er Jahren maßgeblich zu einer Rehabilitation dieses bis dato gemeinhin mit der Vorstellung von Routine, habitualisierten Abläufen und Trivialität verbundenen Phänomens der modernen Lebenswelt beitrugen. Inzwischen gelten die Critiques de la vie quotidienne (1957-1981) sowie L’invention du quotidien (1980) zu den Gründungstexten der modernen Kulturwissenschaft und haben darüber hinaus maßgeblich zur Etablierung einer ganz und gar dem Phänomen Alltag gewidmeten Unterdisziplin, den Everyday Life Studies, beigetragen. Doch lange bevor der Alltag zu einem Objekt der wissenschaftlichen Neugier avancierte, war er bereits Gegenstand literarischer Darstellung. Davon zeugt der Roman des 18. Jahrhunderts ebenso wie der realistische Roman des 19. Jahrhunderts und die literarischen Produktionen des Naturalismus. Doch erst im Roman der Moderne gelangt der Alltag zu seinem vollen Recht, tritt er doch dort erstmals als spezifische Modalität der Erfahrung und des individuellen Bewusstseins in Erscheinung. Indem insbesondere das Subgenre des Single-day Novel Alltäglichkeit – so die zentrale These dieser Arbeit – als besondere Form von Wahrnehmung und Bewusstseinsaktivität fasst, also das Wahrnehmungsverhalten von Individuen in Alltagssituationen beobachtet und dabei immer wieder neu auszuhandelnde Ichentwürfe nachvollzieht, wird kulturwissenschaftliche Alltagsforschung avant la lettre betrieben. Dabei markiert der Tag als einziges sinnlich erfahrbares Zeitmaß die elementare temporale Kategorie der Alltagserfahrung, in der sich Triviales und Bedeutungsvolles begegnen. Als integraler Bestandteil solcher alltäglicher Bewusstseinsaktivität stellt sich die poetische Figuration des Augenblicks, wie sie etwa in den Epiphanien bei James Joyce oder den moments of being bei Virginia Woolf begegnet, heraus, die hier entgegen der literaturwissenschaftlichen Tendenz nicht als Gegenmodell zum Alltag sondern bereits seit den Vorläufermodellen aus dem 19. Jahrhundert maßgeblich als im Alltag befindlich beobachtet werden können. Dieser systematische Zusammenhang zwischen der Augenblicksästhetik der literarischen Moderne und ihrem lange übersehenen Interesse an Alltäglichkeit wird in dieser Arbeit entlang der Analyse der Single-day Novels Ulysses (James Joyce), Mrs Dalloway und Between the Acts (Virginia Woolf), Tauben im Gras (Wolfgang Koeppen), La Modifiaction (Michel Butor) sowie A Single Man (Christopher Isherwood) entwickelt.},
url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/11814}
}

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