Lee, Sookjung: Das ästhetische Wir : Robert Walsers negative Poetik. - Bonn, 2024. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-80253
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-80253
@phdthesis{handle:20.500.11811/12651,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-80253,
author = {{Sookjung Lee}},
title = {Das ästhetische Wir : Robert Walsers negative Poetik},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2024,
month = dec,
note = {Die vorliegende Arbeit zeigt, dass Walsers Moderne, die bisher in mancher Hinsicht als außergewöhnliche und dekontextualisierte Einzigartigkeit verstanden wurde, paradoxerweise als Reflexion der Moderne, also als Modernekritik, gelesen werden kann. Insbesondere wird argumentiert, dass das Schwebende und Unbestimmte von Walsers Literatur, die zwar ähnliche Probleme und Themen wie andere zeitgenössische Romane seiner Zeit aufgreift, aber nicht eindeutig dem Zeittrend entspricht, aus ihrer ästhetischen Negativität resultiert. Diese ästhetische Negativität impliziert eine Kritik am Identitätsprinzip der nachaufklärerischen Welt.
Unter dieser Prämisse wird die Negativität in Walsers Berliner Trilogie, bestehend aus Geschwister Tanner (1907), Der Gehülfe (1908) und Jakob von Gunten (1909), im Sinne einer literarischen Ideengeschichte analysiert, um die Einzigartigkeit von Walsers moderner Aufklärungskritik und ihr emanzipatorisches Potential herauszuarbeiten. Die Berliner Trilogie wird dabei aus zwei Perspektiven untersucht: erstens aus der Perspektive der Naturgeschichte auf der theorie- und ideengeschichtlichen Ebene, und zweitens aus der Perspektive der Subjektivität auf der Handlungs- und Darstellungsebene.
Die naturgeschichtliche Betrachtung zeigt, dass der Prozess der Aufklärung einerseits die Trennung von Natur und Geschichte und die Beherrschung der Natur beschreibt, andererseits aber auch die Herrschaft der Natur über die innere Natur des Menschen thematisiert. Diese Analyse liefert eine literaturtheoretische Grundlage, um die Trilogie als kritischen Text nach der Aufklärung zu lesen. Adornos Idee der Naturgeschichte, die ontologisch negativ ist und stets mit dem Ästhetischen verbunden bleibt, wird dabei als zentraler theoretischer Rahmen verwendet.
Ein weiteres wichtiges Thema dieser Arbeit ist die Subjektivität der Protagonisten, die die aufklärungskritischen Implikationen der Trilogie reflektiert. Der Prozess der Identitätsbildung und Naturbeherrschung sowie die Selbstreflexion des Menschen als naturbeherrschendes Vernunftsubjekt werden dabei beleuchtet. Im Einklang mit Adornos Theorie bietet die Auflösung der konstitutiven Subjektivität eine Möglichkeit, die Identitätslogik kritisch zu reflektieren. Die versöhnliche und emanzipatorische Idee der Negativität, des Nichtidentischen und des Ästhetischen, die von der Identitätslogik ausgeschlossen wurden, können nur durch Selbstreflexion eingelöst werden.
Durch die Untersuchung der Berliner Trilogie aus diesen beiden Perspektiven werden die Implikationen der negativ-dialektischen Aufklärungskritik dieser Werke herausgearbeitet.},
url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/12651}
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Unter dieser Prämisse wird die Negativität in Walsers Berliner Trilogie, bestehend aus Geschwister Tanner (1907), Der Gehülfe (1908) und Jakob von Gunten (1909), im Sinne einer literarischen Ideengeschichte analysiert, um die Einzigartigkeit von Walsers moderner Aufklärungskritik und ihr emanzipatorisches Potential herauszuarbeiten. Die Berliner Trilogie wird dabei aus zwei Perspektiven untersucht: erstens aus der Perspektive der Naturgeschichte auf der theorie- und ideengeschichtlichen Ebene, und zweitens aus der Perspektive der Subjektivität auf der Handlungs- und Darstellungsebene.
Die naturgeschichtliche Betrachtung zeigt, dass der Prozess der Aufklärung einerseits die Trennung von Natur und Geschichte und die Beherrschung der Natur beschreibt, andererseits aber auch die Herrschaft der Natur über die innere Natur des Menschen thematisiert. Diese Analyse liefert eine literaturtheoretische Grundlage, um die Trilogie als kritischen Text nach der Aufklärung zu lesen. Adornos Idee der Naturgeschichte, die ontologisch negativ ist und stets mit dem Ästhetischen verbunden bleibt, wird dabei als zentraler theoretischer Rahmen verwendet.
Ein weiteres wichtiges Thema dieser Arbeit ist die Subjektivität der Protagonisten, die die aufklärungskritischen Implikationen der Trilogie reflektiert. Der Prozess der Identitätsbildung und Naturbeherrschung sowie die Selbstreflexion des Menschen als naturbeherrschendes Vernunftsubjekt werden dabei beleuchtet. Im Einklang mit Adornos Theorie bietet die Auflösung der konstitutiven Subjektivität eine Möglichkeit, die Identitätslogik kritisch zu reflektieren. Die versöhnliche und emanzipatorische Idee der Negativität, des Nichtidentischen und des Ästhetischen, die von der Identitätslogik ausgeschlossen wurden, können nur durch Selbstreflexion eingelöst werden.
Durch die Untersuchung der Berliner Trilogie aus diesen beiden Perspektiven werden die Implikationen der negativ-dialektischen Aufklärungskritik dieser Werke herausgearbeitet.},
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