Fervers, Sophia Marie: Standardisierung in der Anästhesie: Wie einheitliche Anästhesiewagen die Qualität verbessern. - Bonn, 2025. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-83599
@phdthesis{handle:20.500.11811/13190,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-83599,
author = {{Sophia Marie Fervers}},
title = {Standardisierung in der Anästhesie: Wie einheitliche Anästhesiewagen die Qualität verbessern},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2025,
month = jul,

note = {Nach Angaben des Medizinischen Dienstes aus dem Jahr 2023 treten Fehler in der Medizin in etwa 1 % aller Krankenhausaufenthalte auf. Im internationalen Vergleich finden sich ähnliche Ergebnisse, so stellen medizinische Behandlungsfehler beispielsweise in den USA mit 251.000 Todesfällen pro Jahr nach Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache dar. Aktuelle Studien bestätigen eine hohe Prävalenz von Behandlungsfehlern.
Zur Reduktion dieser Fehler konzentrierte sich die bisherige Forschung vor allem auf die Verbesserung der Prozessqualität im Sinne des Qualitätsbegriffes nach Donabedian, d.h. aller diagnostischen, pflegerischen und therapeutischen Maßnahmen innerhalb des Versorgungsablaufs. Nach dem Vorbild des systemorientierten Ansatzes der Fehlerkultur in High-Reliability-Organisationen, wie der Luft- und Raumfahrt oder dem Betrieb von Kernkraftwerken, steht in dieser Studie die Verbesserung der Strukturqualität (d.h. der strukturellen Rahmenbedingungen wie räumlicher und apparativer Ausstattung) im Vordergrund. Als wesentlicher Beitrag zur bisherigen Forschung wurde ein einheitliches Bestückungskonzept zur Standardisierung von Anästhesie-, Kinderanästhesie- und Notfallwagen entwickelt und in der Klinik für Anästhesiologie und Operativer Intensivmedizin des Universitätsklinikums Bonn implementiert. Anschließend erfolgte im Rahmen dieser Arbeit die Quantifizierung der Auswirkungen auf die Qualität der anästhesiologischen Versorgung mittels Evaluationsstudie. Zu diesem Zweck nahmen insgesamt 185 Mitarbeiter der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin des UKB vor und nach der Standardisierungsmaßnahme an einer Befragung teil.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer nach der Standardisierung signifikant besser mit dem Wagen vertraut waren und sich hierdurch die Strukturqualität im Sinne des Qualitätsmodells nach Donabedian verbesserte. Der Wagen-Kenntnisstand der Teilnehmer nahm um 28 % zu. Vor allem für Mitarbeiter mit wenig Berufserfahrung (wie z.B. Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege oder Ärzte in der Facharztausbildung) fand sich ein besonders ausgeprägter Effekt, da diese deutlich mehr als erfahrene Mitarbeiter profitierten.
Positive Auswirkungen auf die Prozessqualität konnten darüber hinaus durch die Analyse eines Erinnerungstests gezeigt werden. Dieser ergab, dass Mitarbeiter des UKB durch die Standardisierung besser in der Lage sind, Medikamente und Gegenständen innerhalb des Wagens zu finden: Die Ergebnisse zeigen eine höhere Anzahl richtiger Suchentscheidungen beim Auffinden von Medikamenten oder Gegenständen. In der Anästhesie und Intensivmedizin stellt dies, insbesondere in Notfallsituationen, einen Vorteil dar, da Medikamente schneller gefunden werden. Aber auch in der klinischen Routine ist ein vertrautes Arbeitsumfeld wichtig, da innerhalb kürzester Zeit behandlungskritische Entscheidungen getroffen werden müssen.
Eine detaillierte Subgruppenanalyse zeigt hierbei, dass die positiven Qualitätseffekte für Pflegende und Ärzte, Männer und Frauen sowie Teilzeit- und Vollzeitkräfte in gleichem Maße ausgeprägt sind.
Insgesamt haben die Studienergebnisse wichtige Implikationen für die anästhesiologische Praxis: Eine Standardisierung erhöht die Qualität anästhesiologischer Versorgung, was durch die Reduktion von medizinischen Fehlern nicht nur die Patientensicherheit verbessern, sondern auch zu geringeren Kosten für das Gesundheitssystem führen kann. Insbesondere Krankenhäuser mit hoher Personalfluktuation oder jungem Personal profitieren von einer Vereinheitlichung des Anästhesiewagens. Positive Effekte ergeben sich darüber hinaus auf die Mitarbeiterzufriedenheit, die insbesondere in den letzten Jahren eine wichtige Rolle eingenommen hat. Diese spiegelt sich einerseits in einer hohen Zustimmung zur Standardisierung wider und ergibt sich andererseits durch ein vertrautes Arbeitsumfeld. Neben den in unserer Arbeit beschriebenen positiven Einflüssen auf die verschiedenen Dimensionen der Qualität eröffnet eine Standardisierung hier also weiteres Potential zur medizinischen Arbeit am Universitätsklinikum Bonn.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/13190}
}

The following license files are associated with this item:

InCopyright