Neerfeld, Christiane: "Historia per forma di Diaria" : Venezianische Gegenwartschronistik um 1500. - Bonn, 2001. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-02356
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-02356
@phdthesis{handle:20.500.11811/1743,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-02356,
author = {{Christiane Neerfeld}},
title = {"Historia per forma di Diaria" : Venezianische Gegenwartschronistik um 1500},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2001,
note = {Die vorliegende Studie befaßt sich mit Tagebüchern, die zwischen der Mitte des 15. und der Mitte des 16. Jahrhunderts in Venedig entstanden sind. Diese "Diarii" sind herausragende zeitgeschichtliche Dokumente, die die seltene Möglichkeit eröffnen, eine in vielerlei Hinsicht turbulente Phase der venezianischen Geschichte aus der Perspektive von Zeitgenossen zu betrachten. Durch die geringe zeitliche Distanz zu den Vorgängen ist der Blick dieser Zeitzeugen notwendigerweise kurzsichtig. Gerade ihre spezifische, manchmal sehr eingeschränkte Sicht ist es jedoch, die die Faszination dieser Geschichtsschreibung "per forma di Diaria" ausmacht, denn sie ermöglicht nicht nur den Einblick in die politischen Abläufe, sondern sie läßt auch die alltägliche Lebenswirklichkeit Venedigs zur Zeit der Renaissance lebendig werden.
Der bekannteste venezianische Tagebuchschreiber ist Marin Sanudo, der beinah vierzig Jahre lang alles aufschrieb, was er selbst in und über Venedig gesehen und gehört oder von anderen erfahren hat. Daneben gibt es die Aufzeichnungen weiterer Autoren, die den berühmten "Diarii" Sanudos in Sprache, Form und Inhalt sehr ähnlich sind. Zu nennen sind hier die Texte von Girolamo Priuli, Marcantonio Michiel und Pietro Dolfin sowie die "Annali veneti", die -- wie ich zeigen konnte -- fälschlich Domenico Malipiero zugeschrieben werden. Anliegen dieser Studie ist es, diese Werke im Überblick vorzustellen und die Besonderheiten dieser bislang wenig erforschten Zeugnisse herauszuarbeiten und zu interpretieren. Dabei geht es in erster Linie darum, zu klären, wie die Autoren -- die nicht in offiziellem Auftrag, sondern aus eigenem Antrieb zur Feder griffen -- ihr eigenes Tun einschätzten, welche Informationen ihnen zur Verfügung standen und wie sie mit ihrem Material umgingen.
Aus diesen Leitfragen ergibt sich folgender Aufbau der Arbeit: Nach einer kurzen Einführung folgt in Kapitel 2 ein Überblick über Leben und Werk der einzelnen Autoren. Neben dem biographischen Hintergrund geht es in dieser stärker formalen als inhaltlichen Analyse darum, zu zeigen, welchen Zeitraum die einzelnen Werke abdecken, welche Schwerpunkte zu erkennen sind und an welchen Stellen die Person des Autors zutage tritt. Kapitel 3 befaßt sich mit der Frage, warum und für wen diese Tagebücher entstanden sind. Es arbeitet heraus, wie die Autoren ihre Gegenwart wahrgenommen haben, welchen Einfluß die persönliche Befindlichkeit auf ihre tägliche Arbeit ausgeübt hat und wie die Verfasser die selbst gestellte Aufgabe beurteilten. Kapitel 4 behandelt die Rolle Venedigs als Informationszentrum. Es soll deutlich machen, welche mündlichen und schriftlichen Quellen den "Diaristi" zur Verfügung standen, wie diese mit ihrem Material umgingen und welche Reaktionen bestimmte Nachrichten in Venedig auslösten. Kapitel 5 zeigt anhand einiger ausgewählter Beispiele, zu welchen innen- und außenpolitischen Themen die Autoren Stellung nehmen. Der Blick auf ihre Urteile und Sichtweisen soll deutlich manchen, welche Bedeutung den Werten und Traditionen des sogenannten venezianischen Mythos' in den untersuchten Texten zukommt und was dies über das Selbstverständnis der Autoren als Angehörigen des venezianischen Adels aussagt. Kapitel 6 schließlich fragt nach dem Verhältnis zwischen den "Diarii" und den Werken der staatlich organisierten Geschichtsschreibung.},
url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/1743}
}
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-02356,
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Der bekannteste venezianische Tagebuchschreiber ist Marin Sanudo, der beinah vierzig Jahre lang alles aufschrieb, was er selbst in und über Venedig gesehen und gehört oder von anderen erfahren hat. Daneben gibt es die Aufzeichnungen weiterer Autoren, die den berühmten "Diarii" Sanudos in Sprache, Form und Inhalt sehr ähnlich sind. Zu nennen sind hier die Texte von Girolamo Priuli, Marcantonio Michiel und Pietro Dolfin sowie die "Annali veneti", die -- wie ich zeigen konnte -- fälschlich Domenico Malipiero zugeschrieben werden. Anliegen dieser Studie ist es, diese Werke im Überblick vorzustellen und die Besonderheiten dieser bislang wenig erforschten Zeugnisse herauszuarbeiten und zu interpretieren. Dabei geht es in erster Linie darum, zu klären, wie die Autoren -- die nicht in offiziellem Auftrag, sondern aus eigenem Antrieb zur Feder griffen -- ihr eigenes Tun einschätzten, welche Informationen ihnen zur Verfügung standen und wie sie mit ihrem Material umgingen.
Aus diesen Leitfragen ergibt sich folgender Aufbau der Arbeit: Nach einer kurzen Einführung folgt in Kapitel 2 ein Überblick über Leben und Werk der einzelnen Autoren. Neben dem biographischen Hintergrund geht es in dieser stärker formalen als inhaltlichen Analyse darum, zu zeigen, welchen Zeitraum die einzelnen Werke abdecken, welche Schwerpunkte zu erkennen sind und an welchen Stellen die Person des Autors zutage tritt. Kapitel 3 befaßt sich mit der Frage, warum und für wen diese Tagebücher entstanden sind. Es arbeitet heraus, wie die Autoren ihre Gegenwart wahrgenommen haben, welchen Einfluß die persönliche Befindlichkeit auf ihre tägliche Arbeit ausgeübt hat und wie die Verfasser die selbst gestellte Aufgabe beurteilten. Kapitel 4 behandelt die Rolle Venedigs als Informationszentrum. Es soll deutlich machen, welche mündlichen und schriftlichen Quellen den "Diaristi" zur Verfügung standen, wie diese mit ihrem Material umgingen und welche Reaktionen bestimmte Nachrichten in Venedig auslösten. Kapitel 5 zeigt anhand einiger ausgewählter Beispiele, zu welchen innen- und außenpolitischen Themen die Autoren Stellung nehmen. Der Blick auf ihre Urteile und Sichtweisen soll deutlich manchen, welche Bedeutung den Werten und Traditionen des sogenannten venezianischen Mythos' in den untersuchten Texten zukommt und was dies über das Selbstverständnis der Autoren als Angehörigen des venezianischen Adels aussagt. Kapitel 6 schließlich fragt nach dem Verhältnis zwischen den "Diarii" und den Werken der staatlich organisierten Geschichtsschreibung.},
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