Quistorp, Hildburg: Studien zu John Lydgates Heiligenlegenden. - Bonn, 2005. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-06205
@phdthesis{handle:20.500.11811/2248,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-06205,
author = {{Hildburg Quistorp}},
title = {Studien zu John Lydgates Heiligenlegenden},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2005,
note = {Die Arbeit befaßt sich mit der Legendendichtung des bedeutendsten Chaucer Nachfolgers im 15. Jahrhundert. Sie weist seine Quellen nach, sucht seine Übersetzungstechnik mit Hilfe genauer Vergleichung der Legenden mit den Vorlagen zu erfassen und seinen Standort innerhalb der mittelenglischen Legendendichtung zu fixieren. Um dies Ziel zu erreichen, mußte auch auf Lydgates Vorgänger und Nachfolger in dieser Gattung eingegangen werden: auf die kirchliche Legendendichtung des 13. und 14. Jahrhunderts, auf Chaucers Legenden und legendarische Erzählungen innerhalb der Canterbury Tales sowie auf die Legendendichtung seiner Zeitgenossen und Nachfolger (Bokenham, Capgrave und Bradshaw u. a.). Dabei wird nach Möglichkeit dem Verhältnis der Legenden zu Inhalt und Stil der lateinischen Vorlagen genauere Beachtung geschenkt. An allerlei charakteristischen Einzelzügen wird die Stilentwicklung der mittelenglischen poetischen Legende gewissermaßen mit kunsthistorisch vergleichender und analytischer Methode aufgezeigt, die der Verf. für diese mittelalterliche Übersetzungsdichtung angemessen schien und sich als fruchtbar erwies.
Die Anmerkungen gehen auf viele Einzelprobleme der Legenden ein. Das Neue an den Lydgateschen Legendenbearbeitungen wird in der erstaunlichen Weiterentwicklung des Chaucerschen Legendenstils gesehen, der unter dem Einfluß des Frühhumanismus von der Rhetorik der Poetiken und der lateinischen Quellen sowie von der Bildersprache der Hymnodie her geprägt worden ist. Trotz der großen, spätgotischen Künstlichkeit, der betonten Feierlichkeit und Würde in Erzählweise, Strophenbau, Diktion und Syntax seiner Legenden, die stilistisch in großem Gegensatz zu der volkstümlich handwerksmäßigen Legendendichtung früherer Jahrhunderte stehen, kann man Lydgate nicht absprechen, daß ihm das vordringlichste Anliegen bei seinem Dichten die Heiligenehrung als solche ist, und nicht in erster Linie eine effekthascherische Lobrednerei um der schönen Worte und des guten Klanges willen. Der Vergleich mit den Quellen seine stoffkritischen Änderungen und panegyrischen Ausweitungen zu Gunsten eines idealen Heiligenbildes wie auch allgemein seine predigthaft erbauliche Darstellung läßt daran gar keinen Zweifel. Das Heiligenbild des Dichters ist ritterlich höfisch und doch schon renaissancehaft heroisch gesteigert, wie sich auch in dem mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Bestreben äußert, den Legenden die Ausmaße und die Aufmachung profaner Epen zu geben (z. B. Anrufung der Heiligen als Musen), ein Novum in der mittelenglischen Legendendichtung! Der Einfluß der Hymnodie gibt diesen überdimensionalen Gestalten zudem eine Gloriole, die sich in den alten Legenden noch nicht nachweisen läßt, sich jedoch bei Chaucer schon ankündigte. (Cäcilienlegende).
Diese Merkmale des neuen Legendenstils und das neue Heiligenbild haben auf seine Nachfolger deutlich eingewirkt, obwohl diese im Banne der Konvention alle Kühnheiten des Dichters doch nicht nachzuahmen vermochten. Lydgate bleibt neben Chaucer - wie sich an dieser Gattung deutlich zeigt der klarste Spiegel der Zeit des Überganges vom Mittelalter zur Renaissance. (Humanistische Gelehrsamkeit drängt sich in Lydgates Legenden besonders stark hervor: in der reichlichen Anwendung von abstraktem romanischem Wortgut und "aureate terms" wie auch in dem Streben, den Großlegenden einen chronikartigen Charakter auch in der poetischen Übertragung zu erhalten.) Diese Legendendichtungen, „auf hohem Kothurn", die wenig Fabulierlust zeigen, sprechen uns heute nur noch wenig an außer in einigen wenigen lyrischen Stellen. Sie verdienen jedoch trotzdem als repräsentative Dichtungen ihrer Zeit unser literarhistorisches Interesse.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/2248}
}

The following license files are associated with this item:

InCopyright