Besgen, Simone: Energie- und Stoffumsetzung in Biogasanlagen : Ergebnisse messtechnischer Untersuchungen an landwirtschaftlichen Biogasanlagen im Rheinland. - Bonn, 2006. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-07201
@phdthesis{handle:20.500.11811/2357,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-07201,
author = {{Simone Besgen}},
title = {Energie- und Stoffumsetzung in Biogasanlagen : Ergebnisse messtechnischer Untersuchungen an landwirtschaftlichen Biogasanlagen im Rheinland},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2006,
note = {Die fehlende bzw. vornehmlich auf Labortests beruhende Datenlage zur Biogastechnologie war Ausgangspunkt für ein Pilotprojekt und die vorliegende Arbeit, in dem über eine Messperiode von zwei Jahren hinweg praxisrelevante Kenndaten an vier landwirtschaftlichen Biogasanlagen messtechnisch erhoben wurden. Die vier mit einer umfangreichen Messtechnik ausgestatteten Anlagen werden im mesophilen Temperaturbereich betrieben und verwerten neben Wirtschaftsdünger, nachwachsende Rohstoffe und organische Reststoffe. Die durchgeführten Messungen umfassen zum einen den Bereich der Bilanzierung, d. h. die Ermittlung von Gaserträgen, Energieausbeuten und -nutzungen und zum anderen den Bereich der Prozessanalyse. Die Prozessanalyse diente der Untersuchung von Parametern, die Aussagen über die Stabilität des Gärprozesses und der Inhaltsstoffe des Substrates zulassen. Bei den Messungen wurden der energetische In- und Output der Anlagen erfasst.
In den vier Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von 160-200 kW (2.80 kW, 2.100 kW) werden den Fermentern täglich 20-31 t organisches Substrat zugeführt. Die Substratzufuhr erfolgt in Anlehnung an den erforderlichen Biogasbedarf um eine möglichst hohe Auslastung der BHKW zu erreichen. Die Anlagen erzeugen aus dem zugeführten Substrat zwischen 1642 m³/d (160 kW) und 1941 m³/d (200 kW) an Biogas. Im Nachgärer wird ein Anteil von bis zu 32 % der gesamten Gasproduktion erzielt. Das Resultat spricht damit aus ökonomischer sowie ökologischer Sicht für die Ausstattung des Nachgärers mit einem Foliengasspeicher. Das Biogas besteht zu 52,3-59,7 % aus Methangas und 143,2-357,8 ppm Schwefelwasserstoff. Aus dem produzierten Biogas werden täglich 3555 (160 kWel) bis 4735 (200 kWel) kWh an Strom sowie 2908 (160 kWel) bis 3780 (200 kWel) kWh an Wärme erzeugt. Damit entstehen aus einem Kubikmeter Biogas 1,7 kWhel (80 kWel-Motor) bzw. 2,1 kWhel (100 kWel-Motor) elektrische Energie. Der elektrische Wirkungsgrad der acht untersuchten BHKW beziffert sich bei den beiden 80 kWel-Motoren im Durchschnitt auf 31,4 % und bei den sechs 100 kWel-Motoren auf 36,5 %. Die 80 kWel-Motoren erzielen lediglich einen thermischen Wirkungsgrad in Höhe von 29,5 % und die 100 kWel-Motoren von nur 28,9 %. Der elektrische Wirkungsgrad fällt mit 36,5 % auffallend hoch aus und der thermische Wirkungsgrad ist weitaus geringer, als in der Literatur zu finden ist. Der durchschnittliche Heizölanteil der acht BHKW beläuft sich auf 13,6 % und erfüllt damit nicht die Forderung der Energieversorgungsunternehmen von maximal 10 %. Die Messergebnisse zeigen, dass eine dreimalige Methangasmessung pro Tag für die Wirkungsgradberechnungen der BHKW ausreichend ist. Die BHKW erreichen durchschnittlich 8333 Betriebsstunden pro Jahr und damit eine Auslastung von 96 %. Dieses Ergebnis ist als sehr positiv zu bewerten. Die Anlagen produzieren pro Kubikmeter Fermentergärvolumen und Tag 1,8-3,3 m³ Biogas und pro Kubikmeter Fermenter- und Nachgärervolumen 0,5-1,3 m³ Biogas. Daraus ergibt sich eine Stromproduktion pro Tag von 3,9-8,1 kWhel pro Kubikmeter Fermentergärvolumen und 1,0-3,1 kWhel/m³ Fermenter- und Nachgärervolumen.
Die Durchführung von Versuchen zur Ermittlung der Gasausbeute einzelner Substrate ergibt eine Biogasausbeute von 45 m³/m³ Rindergülle, 65 m³/t Futterrüben, 67 m³/t Markstammkohl, 93 m³/t Zuckerrübenwurzelspitzen, 138 m³/t Zuckerrübenwurzelspitzen mit Pressschnitzeln, 164 m³/t Kartoffeln, 189 m³/t Maissilage, 197 m³/m³ Milch, 151-289 m³/m³ Speiseabfälle, 548 m³/t Körnerraps und 560 m³/m³ Sonnenblumenöl. Die Ergebnisse weichen zum Teil stark von auswertbaren Literaturangaben ab.
Als Prozessenergie für den Betrieb der Anlagen wird im Mittel 674 kWhth/d (20 %) an thermischer Energie (ausgenommen Anlage 4) und 158 kWhel/d (3,7 %) an elektrischer Energie verbraucht. Das entspricht ausgesprochen niedrigen Verbrauchswerten. Die Höhe des Stromverbrauchs hängt im Wesentlichen von der Art des Feststoffdosierers bzw. dem zugeführten Substrat ab und von der Laufzeit der Rührwerke im Fermenter. Die Laufzeiten der Rührwerke korrelieren negativ mit den installierten elektrischen Leistungen. Eine höhere installierte Rührwerksleistung verursacht niedrigere Laufzeiten und damit einen geringeren Stromverbrauch. Bei den Feststoffdosierern werden zwischen 5 und 11 kWh/t verbraucht. Der Futtermischwagen erzielt zwar die höchste Leistungsaufnahme, weist aber die niedrigste Laufzeit und zusätzlich auch den geringsten Arbeitsaufwand auf.
Der Arbeitszeitbedarf für die Anlagenbetreuung beträgt im Durchschnitt 85 min/d. Davon werden 33 % für den Bereich Wartung/Reparatur und 67 % für den Bereich Betreibung/Substratzufuhr benötigt.
Die Substratanalysen der Anlagen im Fermenter ergeben im Durchschnitt einen pH-Wert von 7,7, einen Trockensubstanzgehalt von 6,2 % und einen organischen Trockensubstanzgehalt von 44,5 kg/m³. Im Nachgärer sind Werte von 7,9 pH-Wert, 5,2 % TS und 34,7 kg/m³ oTS festzustellen. Das entspricht einer Abbaurate von 15 % TS und 21 % oTS von Fermenter zu Nachgärer, bei einer gesamten durchschnittlichen Verweilzeit von 105 Tagen.
Im Rahmen des Messprogramms wurden hilfreiche Daten für die Praxis gewonnen. Die Ergebnisse können als Planungsgrundlage bei der Konzeption und dem Bau von Biogasanlagen einfließen.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/2357}
}

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