Harrer, Sebastian: Emotionale Einstellungen : Ein moralpsychologischer Lösungsansatz zu Michael Smith’s „Moral Problem“. - Bonn, 2006. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-08109
@phdthesis{handle:20.500.11811/2466,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-08109,
author = {{Sebastian Harrer}},
title = {Emotionale Einstellungen : Ein moralpsychologischer Lösungsansatz zu Michael Smith’s „Moral Problem“},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2006,
note = {Die vorliegende Arbeit nimmt ihren Ausgangspunkt von der sog. „Internalismus-Externalismus-Debatte“ (vgl. Bernard Williams). Die Debatte beruht auf der Humeanischen Handlungstheorie, der gemäß eine Handlung aus zwei Teilen besteht: einem Motiv (pro-attitude) und einem Glaubenszustand (vgl. Donald Davidson). Jegliche kognitivistische Theorie der Moral wird ein moralisches Urteil als Glaubenszustand identifizieren, da es ein Urteil über einen Sachverhalt darstellt und wahrheitsfähig ist. Daraus folgt nun das sog. „moral problem“ (nach Michael Smith), dass trotz des Habens einer moralischen Überzeugung – ceteris paribus – dennoch keine entsprechende Handlung erfolgt, da ein moralisches Urteil nicht notwendig eine motivationale Einstellung (pro-attitude) einschließt.
Kognitivistische Theorien (der (Neo-)Kantianismus bspw.) handeln sich leicht das Problem des Externalismus ein, d.h. sie können nicht erklären, wie ein moralisches Urteil (mit seiner typischen „Geist-auf-Welt“ Ausrichtung, vgl. John Searle) allein handlungswirksam werden kann. Dieses Problem umgeht der Emotivismus (nach Ayer und Stevenson), der stets auch ein motivationaler Internalismus ist.
Der Emotivismus positioniert sich jedoch in krassem Gegensatz zu unserem intuitiven Moralverständnis, da angenommen wird, dass emotive moralische Überzeugungen keinen Wahrheitswert haben und daher auch nicht Gegenstand rationaler Kritik werden können.
In neuerer Zeit wird jedoch bezweifelt, dass sich die Theorie des motivismus tatsächlich auf genuin „emotive“ Einstellungen bezieht. Die gesamte neuzeitliche Philosophie, über Descartes, Hume und Kant, vertritt die These, dass Emotionen Affekte oder „passiones“ seien, also nicht-rationale Bewusstseinszustände, die außerhalb unserer Kontrolle liegen und denen wir als Erleidende, also passiv ausgeliefert sind. Auf einer solchen Konzeption fußt auch die Theorie des Emotivismus, ohne jedoch ein substanziell gehaltvolles Bild von „Emotion“ anbieten zu können.
Ein Anschluss an die Internalismus-Externalismus-Debatte scheint in jüngster Zeit wieder möglich unter Einbeziehung der neuen Forschungsresultate zur Theorie der Emotionen in Philosophie und Psychologie. In der vorliegenden Arbeit wird die These vertreten, dass die Kategorie einer moralischen Überzeugung als emotionale Pro- oder Contra-Einstellung zu verstehen sei, wobei folgende Kriterien gewahrt bleiben, die als grundlegend für eine moralische Theorie angesehen werden. (1) Eine solche emotionale Einstellung ist für ihren Träger ein „interner“ oder „motivierender“ Grund, also ein Motiv, die entsprechende Handlung auszuführen. (2) Der Vorzug gegenüber dem klassischen Emotivismus ist wiederum, dass diese emotionalen Einstellungen wahrheitsfähig sind. (3) Es lässt sich sinnvoll auch von „Verantwortung“ für emotionale Einstellungen sprechen, da Emotionen hier nicht in erster Linie als „Affekte“ verstanden werden, sondern als kultivierte und von einer gewissen Form der Zustimmung getragene Einstellungen des Akteurs. (5) Da emotionale Einstellungen auf Kognitionen beruhen, entgeht dieses Modell dem Vorwurf des Subjektivismus. Es geht gerade nicht um „desires“ im Humeschen Sinne, die wir in uns vorfinden, ohne sie verändern zu können.
Das in Kap. 2 der vorliegenden Arbeit entworfene Modell von „Emotion“ ist dabei inspiriert sowohl vom Kognitivismus (der Stoa), von der aristotelischen Emotionstheorie, als auch von neuropsychologischen Theorien (v.a. Antonio Damasios). Dabei werden in Kap. 2.11 die zentralen Merkmale der hier vertretenen Emotionstheorie zusammengefasst. „Emotionen“ werden verstanden als motivational gehaltvolle Prozesse, basierend auf der Erfahrung sozialer Transaktionen, die ontologisch die Existenz einer Körperperipherie beim Subjekt voraussetzen und sowohl in aktualer als auch dispositionaler Form auftreten können. Klarheit in der wissenschaftlichen Sprache zur Beschreibung von „Emotion“ wird geschaffen durch die Unterscheidung einer genetischen und hermeneutischen Perspektive. Nachdem in Kap. 3 besonders mit Blick auf den (Neo-)Humeanismus die Beziehung zwischen „Werten“ und „Emotionen“ diskutiert wurde, wird in Kap. 4 das meta-ethische Umfeld der erarbeiteten Theorie diskutiert und eine Lösung zu dem von Michael Smith sog. „moral problem“ aus emotionspsychologischer Perspektive angeboten.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/2466}
}

Die folgenden Nutzungsbestimmungen sind mit dieser Ressource verbunden:

InCopyright