Bröggelwirth, Jörg: Ein rhythmisch-prosodisches Modell lyrischen Sprechstils. - Bonn, 2007. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-12053
@phdthesis{handle:20.500.11811/2768,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-12053,
author = {{Jörg Bröggelwirth}},
title = {Ein rhythmisch-prosodisches Modell lyrischen Sprechstils},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2007,
note = {Jeder Mensch hat ein intuitives Verständnis von der Rhythmizität sprachlicher Äußerungen, da er die zugrundeliegenden Prinzipien beim Sprechen stets, wenn auch unreflektiert, beachtet. Der sprachliche Rhythmus nun erfüllt Funktionen im Bereich Gliederung und Hervorhebung auf allen linguistischen Ebenen. Silben- und Wortgrenzen sowie Wortbetonungen werden durch ihn markiert, syntaktische Phrasen und semantisch zusammengehörige Einheiten werden rhythmisch gegliedert. Ohne diese rhythmische Gliederung wäre der Sprachwahrnehmungsprozess sicherlich um einiges erschwert. Neben der direkten Beziehung zwischen Rhythmus und linguistischen Einheiten existieren ferner situationsspezifische Rhythmen, welche mit einem bestimmten Sprechstil verknüpft sind. So hat schnelle Sprache vermutlich einen anderen Rhythmus als langsame, eine Predigt wiederum einen anderen Rhythmus als ein Fußballkommentar. Welche Rolle der Sprechrhythmus auf den einzelnen linguistischen und paralinguistischen Ebenen im Detail spielt, ist jedoch noch weitestgehend ungeklärt. Eine relativ große Übereinstimmung besteht in der Meinung, dass es auch sprachspezifische rhythmische Unterschiede gibt, genauer gesagt gibt es die Annahme, dass sich Sprachen in so genannte akzentzählende und silbenzählende Sprachen unterteilen.
Überdies ist der Sprechrhythmus für die Sprachsynthese, d.h. den sprechenden Computer, von Bedeutung. Die häufigste Anwendung in diesem Bereich ist die Überführung von Text in ein entsprechendes Sprachsignal (Text-To-Speech). Auch in den neueren korpusbasierten Synthesesystemen ist eine ausgefeilte Prosodieprädiktion unerlässlich. Diese Vorhersage ist in den meisten Fällen jedoch noch verbesserungswürdig. Leider zielen TTS-Sprachsynthesesysteme im Allgemeinen ausschließlich auf eine prosaische Textdomäne ab, so dass spezielle Domänen, wie etwa die Lyrik, außer Acht gelassen werden. Die vorliegende Arbeit wird unter anderem dadurch motiviert, dass die Grundlagen für eine Erweiterung der Textdomäne von TTS-Systemen um das Feld der Lyrik mit festgelegtem Metrum fehlen und somit erst noch geschaffen werden müssen. Der prominente Rhythmus von Lyrik mit festgelegtem Metrum soll dabei in zwei Dauermodellen abgebildet werden. Es wird angenommen, dass Rückschlüsse von der Rhythmizität der Lyrik im Deutschen auf die deutsche Sprache allgemein möglich sind.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde in drei Perzeptionsexperimenten die Vorhersageleistung zweier auf der Rhythmizität des lyrischen Sprechstils beruhenden Rhythmusprädiktionsmodelle untersucht. Es wurde hierzu ein 10 Gedichte umfassendes Korpus gelesener Lyrik unter der Brücksichtigung der vier Metren Jambus, Trochäus, Daktylus und Liedform aufgenommen, analysiert und die Dauern der vier berücksichtigten Metren modelliert. Dabei verwandten Schauspieler eine wesentlich lebendigere Prosodie als Laiensprecher. Die Perzeptionsexperimente zeigten, dass Studierende der Phonetik und Hobbymusiker in der Lage waren, auf der Basis delexikaliserter und monotonisierter Stimuli den Sprechstil der Lyrik von dem der Prosa zu unterscheiden. Musiker konnten trotz der Reduziertheit der Stimuli teilweise sogar die vier verschiedenen Metren perzeptiv voneinander unterscheiden. In diesen Experimenten konnte nicht nachgewiesen werden, dass die ebenfalls modellierte Isochronie ein perzeptiv relevantes Konzept darstellt.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/2768}
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