Wotzke, Ella: Häufigkeit und Phänotyp neurologischer und psychiatrischer Symptome bei Patientinnen mit ovariellen Teratomen : Eine Fragebogenstudie. - Bonn, 2011. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-24495
@phdthesis{handle:20.500.11811/4773,
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author = {{Ella Wotzke}},
title = {Häufigkeit und Phänotyp neurologischer und psychiatrischer Symptome bei Patientinnen mit ovariellen Teratomen : Eine Fragebogenstudie},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2011,
month = jul,

note = {Paraneoplastische Enzephalitiden werden relativ häufig mit Keimzelltumoren in Verbindung gebracht. Die primordiale Ausgangszelle dieser Tumore ist totipotent und somit zur Ausbildung aller, im menschlichen Körper vorkommenden Strukturen fähig. Insbesondere die ovariellen Teratome bei jungen Frauen wurden in den letzten Jahren als mit einer Enzephalitis assoziiert gefunden, die sich durch einen charakteristischen klinischen Verlauf auszeichnet: Prodromalstadium, psychotische Symptome und epileptische Anfälle, dann Bewusstseinsstörung, autonome Instabilität mit zentraler Hypoventilation, Bewegungsstörungen, und schließlich Genesung oder Tod. Mutmaßliches pathologisches Agens sind NMDA-Rezeptor-Antikörper als Folge einer immunologischen Reaktion gegen neurale Strukturen in den Keimzelltumoren.
Aufgrund der rapiden Häufung von Fallberichten innerhalb kurzer Zeit postulierten wir zwei Hypothesen:
Hypothese 1: Patientinnen mit ovariellen Keimzelltumoren erleiden häufiger als Kontrollpatientinnen Enzephalitiden.
Hypothese 2: Einzelne neuropsychiatrische Symptome (im Unterschied zum enzephalopathischen Vollbild der typischen Teratom-assoziierten Enzephalitis) treten bei Patientinnen mit ovariellen Keimzelltumoren häufiger auf als bei Kontrollpatientinnen.
Um diese Hypothesen zu überprüfen, befragten wir retrospektiv Patientinnen mit ovariellen Keimzelltumoren, die in den letzten zehn Jahren an der Universitätsfrauenklinik Bonn oder im Malteserkrankenhaus Bonn operiert worden waren, nach typischen Beschwerden der Erkrankung. Zu diesem Zweck wurde ein Fragenbogen entwickelt, der die charakteristischen Symptome der Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis erfasst. Er besteht aus 16 Aussagen, welche von der Patientin jeweils mit „Trifft zu“ bzw. „Trifft nicht zu“ zu beantworten waren. Zustellung und Antwort erfolgten auf dem Postweg. Bei auffälligem Fragebogenergebnis wurde Kontakt mit den behandelnden Ärzten aufgenommen. Ergänzend wurden, soweit verfügbar, die Krankenakten der Patientinnen nach neurologischen oder psychiatrischen Auffälligkeiten durchsucht. Als Negativkontrollgruppe dienten Patientinnen mit Raumforderungen des Unterleibs, welche bislang nicht mit paraneoplastischen Syndromen in Verbindung gebracht wurden (ovarielle Zysten und uterine Myome), als Positivkontrollgruppe Patienten mit Teratom-assoziierter oder Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis.
Insgesamt nahmen 61 Patientinnen mit ovariellen Keimzelltumoren, 237 Patientinnen aus der Gruppe der Negativkontrollen und 12 Patientinnen aus der Gruppe der Positivkontrollen an der Studie teil. Es zeigte sich keine signifikante Häufung von zutreffenden Aussagen des Zielkollektives im Vergleich zu den Negativkontrollen. Im Gegensatz dazu bestand zu den Angaben der Positivkontrollen durchgehend ein signifikanter Unterschied. Der Fragebogen ist ein objektives, reliables und valides Instrument zur Erfassung der Symptome einer Teratom-assoziierten Enzephalitis bzw. Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis. Die oben genannten Hypothesen konnten mit ihm nicht bestätigt werden: Es gibt aus unserem Kollektiv keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko von Patientinnen mit ovariellen Teratomen bezüglich Enzephalopathien im Sinne der voll ausgebildeten Teratom-assoziierten Enzephalitis oder bezüglich umschriebenerer neuropsychiatrischer Beschwerden.
Die Beschreibungen der klinischen Symptome von Patienten mit Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis auch aus neuester Zeit decken sich mit der Symptomkonstellation unseres Fragebogens in vollem Umfang. In letzter Zeit zeigt die Literatur aber, dass immer mehr Männer (9-30%) und Kinder unter 18 Jahren (22-40%) mit der Erkrankung diagnostiziert werden und dass der Anteil der Patienten mit einem Tumor zunehmend geringer ausfällt (20-59%). Nach wie vor sind ovarielle Teratome aber die am häufigsten aufzufindende Neoplasie. Je jünger der Patient oder die Patientin, desto unwahrscheinlicher ist ein assoziierter Tumor. In einer Subgruppe der Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis scheinen Teratome jedenfalls die pathogenetische Immunreaktion durch die Expression der NMDA-Rezeptoren zu triggern.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/4773}
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