Giryaeva, Vera: „Priroda“ und „graždanskoe obščestvo“ : Zur rechtlich-kulturellen Codierung des Naturverhältnisses in Russland. - Bonn, 2011. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-24809
@phdthesis{handle:20.500.11811/4845,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-24809,
author = {{Vera Giryaeva}},
title = {„Priroda“ und „graždanskoe obščestvo“ : Zur rechtlich-kulturellen Codierung des Naturverhältnisses in Russland},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2011,
month = jun,

note = {In der Arbeit wird das Naturverhältnis, d.h. die Vorstellung der Natur in Literatur, Kunst, Religion und Recht [Gephart, 2002] in Russland analysiert. Das Naturverhältnis wird in vier Dimensionen - in eine normative, organisationsförmige, symbolische und in eine rituelle Dimension unterteilt – betrachtet. Zwar sind die Bedürfnisse nach einer gesunden Natur für die Vertreter aller Kulturen gleichermaßen kennzeichnend, wie auch empirisch bewiesen wurde [z.B. Dunlap/ Merting, 1996], dennoch ist das Naturverhältnis von Kultur zu Kultur verschieden.
Im ersten Kapitel der Arbeit wurden normative und organisationsförmige Dimensionen des Naturverhältnisses in Russland betrachtet. Die normative Dimension beinhaltet die Entstehung und Entwicklung des Naturschutz- und Umweltrechts in Russland sowie die Entstehung und Entwicklung der Zapovedniki als russlandspezifische biozentrische kostenintensive Naturschutzeinrichtung. Die organisationsförmige Dimension wurde am Beispiel der Entstehung und Entwicklung der Naturschutz- und Umweltbewegungen in Russland analysiert. Es wurde sowohl wissenschaftliche Literatur berücksichtigt als auch ExpertInnen-Interviews durchgeführt. Die Naturschutz- und Umweltbewegungen gelten als Kern der Zivilgesellschaft im Sinne der activist theory von Mary Kaldor [Kaldor, 2003].
Im zweiten Kapitel wurden symbolische und rituelle Dimensionen des Naturverhältnisses in Russland betrachtet. Die symbolische Dimension wurde auf der Basis der symbolischen Bedeutung der Heimatlandschaften, der inneren emotionalen Verbindung zwischen dem Menschen und der Landschaft seiner Heimat (aufgrund der empirischen Daten) und der Naturvorstellungen in der Literatur durchleuchtet. Es wurde berücksichtigt, dass in Russland der wichtige soziale Diskurs u.a. im Bereich Naturzerstörung nicht in der Presse, sondern in der Literatur stattgefunden hat. Als rituelle Dimension wurden die mit den Zyklen der Natur verbundenen Feste betrachtet, hier am Beispiel des Maslenica-Festes, das dem deutschen Karneval entspricht. Aufgrund des Durkheimschen Begriffes der Riten und der These von Gephart, dass „gemeinsame Rituale von der bedrohlichen und unberechenbaren sakralen Natur entlasten“ [Gephart, 2002], wurde bewiesen, dass die Handlungen, die im Heidentum als Rituale galten, im Christentum als Tradition angesehen wurden. Somit wurde die Ent-Sakralisierung der Natur durch ihre Ent-Ritualisierung bewiesen. Den nächsten Schritt in der weiteren Ent-Sakralisierung hat die Wissenschaft unternommen, sie hat die Welt nach ihrer eigenen Art und Weise in Heiliges und Profanes aufgeteilt und Heilige Orte in Laboren angesiedelt. Aufgrund der Analyse der Theorien von Beck, Luhmann, Latour, Baumann und Giddens wurde festgestellt, dass der Prozess der Ent-Sakralisierung der Natur wegen der neuen Risiken und Unberechenbarkeit der Natur, die die Wissenschaft nicht kontrollieren konnte, zu einer Bewegung in Richtung der Re-Sakralisierung der Natur führen soll. Die Prozesse der Ent-Sakralisierung der Natur und ihre Re-Sakralisierung sind langfristig und finden nicht hintereinander sondern fast gleichzeitig statt.
Im dritten Kapitel wurde die These der Re-Sakralisierung der Natur aufgrund in Russland erhobener Daten der internationalen Umfragen „Environmental I und II“ und anhand von eigenen Umfragedaten bei Bonner und Moskauer Jura-Studenten statistisch überprüft. Es wurde folgende Tendenz festgestellt: Je stärker die Befragten an die Heiligkeit der Natur (an sich oder als heilige Schöpfung Gottes) glauben, desto weniger Vertrauen haben sie in den Fortschritt der modernen Wissenschaft und desto größer ist ihre Überzeugung, dass unser moderner Lebensstil der Umwelt schadet. Damit wurde die in Kapitel II aufgestellte theoretische Vermutung, dass der Prozess der Re-Sakralisierung der Natur mit dem Prozess des Vertrauensverlustes gegenüber der Wissenschaft zusammenhängt, tendenziell bestätigt.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/4845}
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