Prager, Christian Manfred: Übernatürliche Akteure in der Klassischen Maya-Religion : Eine Untersuchung zu intrakultureller Variation und Stabilität am Beispiel des k'uh "Götter"-Konzepts in den religiösen Vorstellungen und Überzeugungen Klassischer Maya-Eliten (250 - 900 n.Chr.). - Bonn, 2014. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-35397
@phdthesis{handle:20.500.11811/5972,
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title = {Übernatürliche Akteure in der Klassischen Maya-Religion : Eine Untersuchung zu intrakultureller Variation und Stabilität am Beispiel des k'uh "Götter"-Konzepts in den religiösen Vorstellungen und Überzeugungen Klassischer Maya-Eliten (250 - 900 n.Chr.)},
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month = mar,

note = {Die vorliegende Dissertation befasst sich mit dem k'uh "Götter"-Konzept in den religiösen Vorstellungen und Überzeugungen der Klassischen Mayakultur (250 – 900 n. Chr.) und untersucht dessen intrakulturelle Variation und Stabilität auf der Grundlage sämtlicher schriftlicher Zeugnisse, die im Rahmen dieses Projekts kompiliert, epigraphisch ausgewertet und religionshistorisch interpretiert wurden. Im Vordergrund der raum-zeitlichen Untersuchung stand die Frage welche kulturellen Einflüsse und Dynamiken die Stabilität des Götterkonzepts begünstigten bzw. zu dessen Variation beitrugen und wie dies in den Texten der Klassischen Mayakultur zum Ausdruck kam. Zu diesem Zweck mussten die semantischen Domänen in sämtlichen Vorkommen auf der Basis einer Distributions- und Äquivalenzklassen-Analyse bestimmt werden. Mit Hilfe so genannter paradigmatischer und syntagmatischer Relationen wird der k'uh-Begriff in seinem Sprachgebrauch überprüft um dessen Wortfeld und die semantische Domäne von k'uh zu bestimmen und damit auch Rückschlüsse auf das zugrunde liegende Konzept unter Berücksichtigung der räumlichen und zeitlichen Dimensionen zu ziehen. Die epigraphische Analyse legt offen, dass der Begriff k'uh im Monumentalkontext vornehmlich auf übernatürliche Akteure mit zugedachten mechanischen, kognitiven und teleologischen Eigenschaften Bezug nimmt. In der Postklassik werden später damit auch die Bildnisse übernatürlicher Akteure bezeichnet. Die Analyse der in den Steininschriften attestierte Vorkommen macht deutlich, dass k'uh grundsätzlich als kategorialer Begriff für übernatürliche Akteure verwendet wurde und vielenorts um Nominalkonstruktionen mit epithetischem bzw. attributivem Charakter ergänzt wurde um etwa auf eine Funktion bzw. Wirkungsbereich von k'uh-Akteuren hinzuweisen. Insgesamt wurden 30 verschiedene Vorkommen herausgearbeitet. Die Systematisierung dieser Belege zeigt, dass es sich vornehmlich um Substative handelt, die auf Orte, Naturphänomene, Menschen, Körper, die soziale Welt oder auf Akteure aus mythologischen Narrativen Bezug nahmen oder auch quantitative Angaben über die Anzahl von k'uh-Akteuren machten. Die Distributionsanalyse zeigt, dass zwischen k'uh-Akteuren mit zeitlich und räumlich weiter Verbreitung sowie mit ausschließlich lokaler Verwendung unterschieden werden kann.
Die Untersuchung von k'uh-Belegen in den klassischen Hieroglypheninschriften hat ein vielschichtiges und komplexes Bild dieses religiösen Phänomens aufgezeigt. Ziel der der Arbeit war es mittels Ko- und Kontextanalyse Form, Funktion, Bedeutung und Verwendungskontext übernatürlicher Akteure zu erforschen, die in den Inschriften mit dem Begriff k'uh angesprochen wurden, in ihrer zeitlichen und räumlichen Tiefe und Verbreitung zu untersuchen und darauf basierend Schlussfolgerungen über Stabilität und Variation dieser kulturellen Repräsentation zu ziehen, um jene Mechanismen und Dynamiken aufzuzeigen, die Einfluss auf kulturelle Variation nahmen oder zu deren Stabilisierung beitrugen. Wechsel an der Spitze politisch erfolgreicher Dynastien und Königtümer machten sich in der lokalen "Theologie" erst nach zwei Generationen bemerkbar - in Copan etwa übernahmen Thronfolger die Schutzgottheiten politisch erfolgreicher Vorfahren und fügten diesem Pantheon achtbarer Götter eigene Akteure hinzu, die im Kult zu verschiedenen Anlässen geehrt wurden. Die Stabilität bei der Komposition dynastischer Pantheons zeigt sich auch am Beispiel von Palenque im Westen des Mayagebietes, das mit dem Herrschaftsantritt von K'inich Janaab Pakal I bis und mit der Herrschaft von K'inich Ahkal Mo' Nahb III von etwa 9.9.2.4.8 bis 9.15.5.0.0 stabil blieb und das im Zentrum des lokalen Götterkults darstellte. Während die König jeweils häufig eigene Schutzpatrone in ihren Nominalphrasen führten - K'inich Janaab Pakal I etwa verstand sich als Manifestation des Kriegsgottes Balun Okte' K'uh- änderte sich die Zusammensetzung der so genannten Göttertriade von Palenque nie. Die Idee einer Götterdreiheit, die im Zentrum des lokalen 'Staatskultes' stand, wurde wahrscheinlich aus dem zentralen und östlichen Peten übernommen, wo in Tikal und Caracol bereits ab 8.17.0.0.0 eine Mehrzahl dynastischer Gottheiten durch den König verehrt wurde. Der Fall von Caracol belegt zumindest, dass es sich aber nicht immer nur ausschließlich umeine Dreiheit, sondern durchaus um eine Mehrzahl übernatürlicher Akteure handeln konnte, die im Fokus des religiösen Kults standen. Die große Anzahl von k'uh-Akteuren, die bislang nur singulär attestiert sind und eher von lokaler und kurzlebiger Bedeutung waren, sind nicht nur Hinweise für die Existenz lokaler, intrakultureller Glaubensvorstellungen, sondern auch aufgrund ihres Verwendungskontextes Beleg für die Existenz überregional bedeutsamer theologischer Rahmentheorien, die dem religiösen System der Klassik eine Struktur verlieh, innerhalb dessen eine Bandbreite von Variation möglich war.},

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