Heister, Lara Vera Maria: Missbrauch von Substitutionsmitteln in der substitutionsgestützten Therapie der Opiatabhängigkeit. - Bonn, 2019. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-56178
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title = {Missbrauch von Substitutionsmitteln in der substitutionsgestützten Therapie der Opiatabhängigkeit},
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year = 2019,
month = nov,

note = {Einleitung: Umfang und Ursachen des Missbrauchs verschriebener Substitutionsmittel sowie der Beikonsum während der Substitutionstherapie sind nach wie vor nur unzureichend erforscht. Auch die Qualität sehr verschiedenartiger substituierender Einrichtungen in Deutschland wurde bislang wenig beschrieben.
Methodik: In der vorliegenden, deutschlandweit multizentrischen Studie wurden 605 ambulant in Hausarztpraxen, Schwerpunktpraxen für Suchtmedizin oder Suchtambulanzen betreute Substitutionspatienten zu ihren Konsumgewohnheiten verschriebener und nicht verschriebener Substitutionsmittel und weiterer psychotroper Substanzen sowie zu Schwarzmarktpreisen und Beschaffungsmöglichkeiten nicht verschriebener Substitutionsmittel und den Gründen für deren Konsum befragt. Bei einerseits hausärztlich und andererseits in Schwerpunktpraxen für Suchtmedizin betreuten Substitutionspatienten wurden die Häufigkeitsunterschiede des Konsums nicht verschriebener Substitutionsmittel und anderer psychotroper Substanzen ermittelt.
Ergebnisse: Die Lebenszeitkonsumprävalenz für mindestens eines der nicht verschriebenen Substitutionsmittel betrug 62,9 %, die Beikonsumprävalenz in den letzten 30 Tagen 8,8 % und in den letzten 24 Stunden 4,6 %. Zwischen 3,5 % und 5,7 % der Substitutionspatienten betrieben regelmäßigen Missbrauch von Substitutionsmitteln. Zwischen 3,0 % und 4,9 % der Substitutionspatienten betrieben regelmäßigen Beikonsum nicht verschriebener Substitutionsmittel. 1,8 % der Patienten wandten das ihnen verschriebene Substitutionsmittel mitunter nicht bestimmungsgemäß intravenös an, 57,1 % der Konsumenten nicht verschriebener Substitutionsmittel wandten diese mitunter nicht bestimmungsgemäß intravenös oder nasal an. 60 % der Patienten hatten mindestens einmal in den letzten 30 Tagen nicht verschriebene Substitutionsmittel und/oder andere psychotrope Substanzen neben den ihnen verschriebenen Substitutionsmitteln konsumiert, 33 % der Patienten mindestens einmal in den letzten 24 Stunden. Die am häufigsten beikonsumierten, psychotropen Substanzen waren Cannabis, Heroin, Benzodiazepine und Alkohol. Die hausärztlich betreuten Substitutionspatienten der vorliegenden Studie waren signifikant älter, signifikant länger in Substitutionsbehandlung und hatten signifikant länger intravenös Opiate konsumiert als die in Schwerpunktpraxen für Suchtmedizin betreuten Substitutionspatienten. Zudem zeigte sich ein signifikanter Unterschied in den Verschreibungshäufigkeiten der Substitutionsmittel zwischen den beiden verglichenen Praxisformen. Ein geringerer prozentualer Anteil hausärztlich betreuter Substitutionspatienten betrieb im Vergleich zu in Schwerpunktpraxen für Suchtmedizin therapierten Patienten Beikonsum von Heroin und irgendeines nicht verschriebenen Substitutionsmittels in den letzten 24 Stunden vor der Patientenbefragung. In den letzten 30 Tagen vor der Patientenbefragung betrieben hausärztlich betreute Substitutionspatienten weniger Beikonsum von Kokainpulver, in Schwerpunktpraxen für Suchtmedizin betreute Patienten weniger Beikonsum von Crack.
Fazit: Der Missbrauch von Substitutionsmitteln stellt trotz seiner geringen Ausprägung neben dem ausgeprägteren Beikonsum psychotroper Substanzen unter Substitution ein aktuelles Problem der deutschen Substitutionstherapie dar. Möglichkeiten zur Senkung des Missbrauchs nicht verschriebener Substitutionsmittel könnten bei bislang nicht Substituierten die Schaffung weiterer Therapieplätze im Substitutionsprogramm, bei Substituierten eine Überarbeitung der gesetzlichen Rahmenbedingungen der Substitutionstherapie und die Optimierung der Substitutionsmitteldosierungen darstellen. Ob das hausärztliche Therapiesetting tatsächlich ein zum Teil geringeres Beikonsumverhalten Opioidabhängiger unter Substitutionstherapie begünstigt, müsste in randomisierten kontrollierten Studien weiter untersucht werden.},

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