Siepe, Nadine: Die Erzähltechnik des Silius Italicus : Eine narratologisch-intertextuelle Analyse am Beispiel der Schlacht von Cannae (8,622-10,577). - Bonn, 2019. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-54801
@phdthesis{handle:20.500.11811/8147,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-54801,
author = {{Nadine Siepe}},
title = {Die Erzähltechnik des Silius Italicus : Eine narratologisch-intertextuelle Analyse am Beispiel der Schlacht von Cannae (8,622-10,577)},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2019,
month = jun,

note = {Ziel dieser Arbeit ist die Beschreibung der epischen Erzähltechnik des Silius Italicus am Beispiel der Schlacht bei Cannae. Diese ist der Höhepunkt der römischen Niederlagen im Zweiten Punischen Krieg. Silius stellt sie in die Mitte seines Werkes, obwohl sie historisch eher zu Beginn des Krieges im Jahr 216 v. Chr. stattgefunden hat. Die Darstellung ist vor der Folie der epischen Tradition zu sehen, zu der vor allem Vergils Aeneis und die Gesamtheit der Epen von Homer über Ennius bis hin zu Lucan gehören. Prätext und Bezugsrahmen für die Story, Abfolge und Ablauf der Ereignisse, oft für die Perspektive und die geistige Haltung ist das historiographische Werk Ab urbe condita des Livius. In der Forschung war die Untersuchung bisher sehr stark auf die Gestaltung der Figuren Hannibal und Scipio beschränkt, zudem wurde kein größerer Abschnitt zur Erzähltechnik analysiert, nur kürzere Passagen oder bestimmte Aspekte standen im Fokus der Betrachtung. Daher wird in dieser Arbeit der Großabschnitt der Schlacht bei Cannae insgesamt zunächst unter den Aspekten des Umgangs mit den Prätexten, beschrieben mit der Terminologie der Intertextualität, und der narratologischen Darstellung mit der Methode des close reading in Form eines Fließkommentars untersucht. Anschließend folgt eine systematische Analyse zum differenzierten Umgang und Verwendung der Prätexte und darstellerischen Elemente. Dabei werden der Rang der Prätexte, die Anknüpfungstechnik, Veränderung oder Beibehalten von Funktionen und Perspektiven, Intensitäten etc. für das jeweilige Element, aber auch für die Motive, die das Element bilden, geprüft. Verwendet werden im Kontext der Schlachdarstellung Prophezeiungen und Omina, Reden, Kataloge, Götterapparat, Kämpfe, Aristien und Tod, Begräbnis sowie ein Musenanruf und Exkurse. Zum Abschluss der systematischen Zusammenstellung werden die präsentierten Figurenkonzeptionen herausgearbeitet, die aufgetreten sind.
Ergebnisse: Die epische Gestaltung der Schlachtdarstellung verbindet historiographische und epische Elemente und Inhalte mit flavischer Ästhetik. Die dargestellte Welt ist episch mit stereotypen Helden, Antihelden und Göttern. Der Stoff hingegen basiert auf historiographischen Vorgaben ebenso wie ein Großteil des handelnden Personals der menschlichen Ebene. Die eklektische, szenenhafte Auswahl des Stoffes mit Tendenz zu grausamen und blutigen Schilderungen gilt als Merkmal flavischer Ästhetik. Dabei werden die Erwartungen eines zeitgenössischen Adressaten bedient. Bei der Umgestaltung des historischen Stoffes in einen epischen stehen weniger die exakte historische Einordnung und der genaue Überblick über die Zusammenhänge im Fokus des Autors als vielmehr die Individuen und ihre Entscheidungen. Die übernatürlichen Elemente sind dabei oft als Antwort auf rational Unerklärliches eingesetzt oder werden zur Handlungslegitimation herangezogen. In der Neukombination von Motivationen der Handlungsträger, von Charakteren, der Anordnung, Fokussierung und Verbindung des Materials und in der Interaktion mit den Prätexten liegt das innovative Potenzial in der Darstellung. Der Autor vereinfacht das historische Material, das er für den Ablauf der Schlacht berücksichtigt: Reduzierung und Fokussierung auf Essentielles, Raffung und Ausarbeitungen mit bestimmter Funktion sind die auftretenden Formen. Die Verknüpfungen der epischen Elemente sowie die Verbindung der einzelnen Szenen und Motive erfolgt häufig allusiv über Stimmungen und Atmosphäre, über Perspektiven und Perspektivwechsel oder über Kontrast bzw. Fortführung charakterlicher Aspekte der verschiedenen Figuren. Der Schlachtbeschreibung liegt daneben auch eine formale Strukturierung vor allem durch Zeitangaben zugrunde, die den Stoff einteilen. Innerhalb der zeitlichen Strukturierung sind zahlreiche Vor- und Rückbezüge eingestreut, die nicht nur Verbindungen innerhalb der Schlachtbeschreibung schaffen, sondern diese auch in den Kontext der Beschreibung des gesamten Krieges einbinden. Besonders auffällig im Umgang mit den Prätexten ist die unterschiedliche Verwendung nach Sprechern und Dialogpartnern. Die in der Schlachtbeschreibung verwendeten epischen Elemente, wie etwa Aristien, Omina oder Reden, sind episch konzipiert, d. h. sie geben ein episches Weltbild mit entsprechendem Personal wieder. Darunter fallen z. B. die Götter, die nicht nur eine Dopplung des Handlungsstranges, sondern auch oftmals Mythisierungen als Ersatz für komplexe psychologische Erläuterungen für die Handlungen der menschlichen Figuren bieten. Die Protagonisten der menschlichen Handlungsebene, die episch-stereotyp als Helden oder Antihelden konzipiert sind, sind jedoch an die historiographischen Figuren angelehnt. Die Figuren der römischen Seite entfalten die Idee Roms, die zugleich Bezugsrahmen und Orientierungspunkt ihrer Handlungen ist. Nicht die Aristien und Kämpfe herausragender römischer Soldaten und Feldherren bilden den Sinn dieses Epos, sondern ihr Dienst für den Staat und für die Republik steht im Mittelpunkt der Darstellung.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/8147}
}

The following license files are associated with this item:

InCopyright