Hajdu, Joseph G. von: Königswinter : Entwicklung und wirtschaftliche Basis einer Fremdenverkehrsstadt. Bonn: Dümmler Verlag, 1969. In: Arbeiten zur Rheinischen Landeskunde, 27.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://hdl.handle.net/20.500.11811/8619
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publisher = {Dümmler Verlag},
year = 1969,
series = {Arbeiten zur Rheinischen Landeskunde},
volume = 27,
note = {Diese Untersuchung über Königswinter als Fremdenverkehrszentrum ist insofern bedeutsam, als sie zahlreiche wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklungstendenzen der letzten zwei Jahrhunderte und deren Auswirkungen auf das europäische Fremdenverkehrsgewerbe widerspiegelt. Die Kontinentreisen der englischen Aristokratie lösten die ersten Ansätze eines Fremdenverkehrs in Königswinter aus. Die sich zuerst in Britannien und dann auch auf dem Kontinent vollziehenden industriellen und technischen Entwicklungen brachten einer breiteren Gesellschaftsschicht so viel Wohlstand, daß auch sie am Reisen interessiert und auch finanziell dazu in die Lage versetzt wurde. Das Anwachsen der Touristenzahl in Königswinter während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ließ einige auf dem Fremdenverkehr basierende Dienstleistungsbetriebe entstehen. Diese wiederum verstärkten das Ansehen der Stadt als Fremdenverkehrsort, da sie den Besuchern des Siebengebirges die Annehmlichkeiten eines hochentwickelten Fremdenverkehrsservice boten. Durch die Reisegewohnheiten der Aristokratie und des reichen Bürgertums bildete sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Sommersaison aus. Mit der Hebung des allgemeinen Lebensstandards und der Verbilligung des Reisens durch die Eisenbahn stellte sich auch der Tagesgast mit geringem Einkommen ein. Der Reiseverkehr veränderte das Landschaftsbild. Die Stadt begann über ihre mittelalterlichen Wallanlagen zu wachsen, und durch den Bau von Hotels und den steigenden Rheindampfer-Verkehr wich die unansehnliche Güterumschlagszone am Rheinufer einer gartenarchitektonisch gestalteten Promenade, die stadtwärts ihren Abschluß fand in einer durchgehenden Front von Luxushotels.
Die Wirtschaftskrisen um die Wende des Jahrhunderts und in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg wurden staatlicherseits durch Beihilfen und Planungsaktionen abgeschwächt. Höhepunkt dieser Entwicklung bildete die KDF-Reiseorganisation während des Dritten Reiches. Die Nachkriegsentwicklung führte zum wachsenden Einfluß der privat geführten Reiseunternehmen, die Besucher in einem bisher unbekannten Ausmaß nach Königswinter brachten. Zwischen dem Hotelstandard und dem Grad der Abhängigkeit von solchen Reisegruppen konnte eine reziproke Beziehung aufgedeckt werden, d. h. je höher der Standard, desto geringer die Abhängigkeit von Reisegruppen. Je mehr Menschen auch der niederen Gesellschaftsschichten sich mit der Idee des Reisens befreundeten, desto stärker traten Reiseorganisation und Reiseführung in Erscheinung. Diese Entwicklung spiegelt sich in den seit dem 2. Weltkrieg steigenden Touristenzahlen in Europa. Mit der Ausweitung des motorisierten Reiseverkehrs und dem sich wandelnden Prestige europäischer Urlaubsziele vollzog sich in Königswinter eine Schwerpunktsverlagerung auf den Eintagsgast, während die Zahl der übernachtenden Gäste beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist. Diese Verlagerung zeichnete sich zwar schon vor dem Kriege ab, doch die Nachkriegsentwicklung im Fremdenverkehrsservice der Stadt läßt erkennen, daß die notwendig gewordene Beseitigung von Kriegsschäden als Anlaß diente, sich der veränderten Fremdenverkehrssituation anzupassen. Anzeichen hierfür im Stadtbild von Königswinter sind: Die Verminderung der Zahl erstklassiger Hotels, die Modernisierung der verbliebenen Hotels dieser Klasse und ihre teilweise Umstellung auf einen der Schnellabf ertiguilg einer großen Zahl von Gästen dienenden Restaurations- und Cafebetrieb; die Schaffung ausgedehnter Parkplätze sowie die wachsende Bedeutung der Souvenirläden, Cafes, Stände, zusätzlichen Schauflächen und Tanzsäle entlang der von den Ausflugsgästen hauptsächlich benutzten Wege.
Mit der Besuchernachfrage nimmt die Zahl der Dienstleistungsträger zu, die direkt oder indirekt von den Geldausgaben der Touristen leben. In Fremdenverkehrsorten mit einer so ausgeprägten Saison wie in Königswinter erhebt sich das Problem der Einkommensschwankungen, die man hier durch ein gemischtes Warensortiment und zusätzliche Dienstleistungen auszugleichen versucht. Viele Einheimische haben sich vom Fremdenverkehr abgewandt und suchen in der wachsenden verarbeitenden Industrie einen Arbeitsplatz, wodurch das Fremdenverkehrsgewerbe sich gezwungen sieht, auf den abnehmenden Strom von Wanderarbeitern zurückzugreifen. Die sich daraus ergebenden hohen Lohnkosten bilden zusammen mit den hohen Renovierungsausgaben das Hauptproblem dieses Gewerbes.},

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