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Konkurrierende Schutzgüter in der Tierhaltung
Analyse aus Sicht der Konsument*innen

dc.contributor.authorGroße Streine, Lena
dc.contributor.authorKlink-Lehmann, Jeanette
dc.contributor.authorWeingarten, Nina
dc.contributor.authorSimons, Johannes
dc.contributor.authorHartmann, Monika
dc.date.accessioned2021-06-23T12:34:10Z
dc.date.available2021-06-23T12:34:10Z
dc.date.issued04.2021
dc.identifier.urihttps://hdl.handle.net/20.500.11811/9180
dc.description.abstractZur Festlegung der gesetzlichen Rahmenbedingungen der Nutztierhaltung sowie für die Förderung im Bereich der Tierhaltung werden Kenntnisse zu den Präferenzen von Bürger*innen in Hinblick auf den Umgang mit Zielkonflikten zwischen konkurrierenden Schutzgütern (z.B. Tierwohl, Umweltschutz oder auch der Schutz der menschlichen und tierischen Gesundheit) benötigt. Vor diesem Hintergrund bestehen die Ziele dieser Studie darin, die Relevanz verschiedener Schutzgüter aus Sicht der Konsument*innen und Bürger*innen zu identifizieren, Einblicke in den Umgang mit Zielkonflikten in konkreten Entscheidungssituationen zu gewinnen sowie hierbei den Einfluss unterschiedlicher Informationen zu ermitteln. Hierbei konzentrieren sich die Untersuchungen auf die Schweinemast.
Aus Literaturrecherche und Befragungen von Expert*innen geht hervor, dass es in der derzeitigen Schweineproduktion Zielkonflikte in unterschiedlichen Bereichen gibt – z.B. zwischen Tierwohl, Umweltschutz und menschlicher als auch tierischer Gesundheit. Allerdings besteht ein Wissensdefizit in Hinblick auf das Ausmaß sowie Möglichkeiten zur Entschärfung dieser Zielkonflikte. Generalisierende Aussagen sind aufgrund der Unterschiede in den Haltungssystemen und der Komplexität des Systems Schweinehaltung kaum möglich.
Der Umgang der Bürger*innen mit Zielkonflikten wurde in einer experimentellen online Studie untersucht. Proband*innen wurden gebeten, Entscheidungen zwischen Produkten zu treffen, die konfligierende Schutzgüter repräsentieren. Die Produkte waren entweder ohne Label, mit dem Label „Offenstall“ oder mit dem Label „ohne Antibiotika“ gekennzeichnet. Die Auswahlentscheidungen zeigen, dass die Proband*innen unterschiedliche Priorisierun-gen vornehmen, wobei sich bezüglich der Größe des Anteils folgende Reihenfolge ergibt: (1) öffentliche Gesundheit (ohne Antibiotika), (2) Tierwohl (Offenstall) und (3) Umwelt (konventionelles Produkt).
Zusätzlichen Informationen zu den Labels führten im Experiment zu einer Änderung des Auswahlverhältnis zwischen dem Produkt mit dem Label „ohne Antibiotika“ zugunsten des mit „Offenstall“ gelabelten Produkts: Offensichtlich können Informationen die Präferenzen und damit die Abwägung zwischen den beiden Schutzgütern Tierwohl und menschliche Gesundheit deutlich beeinflussen. Aus der Verschiebung der Präferenzen lässt sich schließen, dass die positiven Informationen, die über den Offenstall gegeben wurden, weniger bekannt sind als die Informationen über das Label „ohne Antibiotika“ und deshalb die Abwägung zwischen den Schutzgütern stärker beeinflussen. Dieses Ergebnis unterstützt die Annahme, dass vor dem Hintergrund des geringen Wissens über die Tierhaltung die Wahrnehmung der Bürger*innen bzw. Konsument*innen durch Informationen gelenkt werden kann.
Informationen über Konflikte zwischen den Schutzgütern haben demgegenüber kaum einen Einfluss auf die Auswahlentscheidung im Vergleich zu einer Situation, in der die Labels ohne Erklärung präsentiert werden. Es scheint, dass die Teilnehmer*innen Schwierigkeiten haben, sich mit dem Konflikt zwischen den Schutzgütern auseinanderzu-setzen und dies in die Entscheidung mit einzubeziehen. Erkenntnisse anderer von der Abteilung durchgeführter Projekte zur Akzeptanz der Tierhaltung stützen die Annahme, dass solche Informationen eher verwirren und damit von vielen Proband*innen ignoriert werden. Dementsprechend ist der Einfluss gering.
Die Entscheidungen der Proband*innen werden durch ihre Einstellungen beeinflusst. Proband*innen mit einem höheren „Tierwohlbewusstsein“ wählen mit einer größeren Wahrscheinlichkeit das Produkt mit dem Label „Offenstall“. Die Wahrscheinlichkeit sich gegen ein konventionelles Produkt und für ein gelabeltes Produkt zu entscheiden wird auch durch ein hohes Umweltbewusstsein verstärkt. Wie erwartet gilt dies nicht im Fall des Label „Offenstall“, wenn die Proband*innen auf die, mit dieser Haltungsform potenziell einhergehenden, negativen Umwelteffekte aufmerksam gemacht werden. Dies zeigt, dass Konsument*innen die Konflikte in Hinblick auf die Schutzgüter nicht bewusst sind.
Der überwiegende Teil der Proband*innen hat eine positive Zahlungsbereitschaft für eines der gelabelten Produkte, wobei der Anteil der zahlungsbereiten Proband*innen mit steigenden Preisaufschlägen geringer wird. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Proband*innen in Hinblick auf die Wertschätzung der Schutzgüter gibt.
Wie oben aufgeführt zeigen die Untersuchung, dass Informationen einen Einfluss auf die Auswahlentscheidungen und damit auch auf die Wahrnehmung haben. Bei geringem Wissen können Bürger*innen bzw. Verbraucher*innen den Wert einer Information kaum beurteilen, sondern nur auf die Richtigkeit vertrauen. Da im Bereich der Tierhaltung vor allem die Nicht-Regierungs-Organisationen ein hohes Vertrauen genießen, erscheinen die Diskussionen und die Konsensfindung mit diesen Organisationen von besonderer Bedeutung.
Die durchgeführte Untersuchung sowie andere Studien zur Akzeptanz der Tierhaltung geben deutliche Hinweise darauf, dass viele Bürger*innen mit der Abwägung von unterschiedlichen Zielen überfordert sind und deshalb fordern, dass bei der Entwicklung der Rahmenbedingungen für die Tierhaltung alle Schutzgüter berücksichtigt werden. Hier ergibt sich aus Sicht der Bürger*innen ein Auftrag an die Forschung und Entwicklung Diese sollten sich auf Verfahren konzentrieren, die die Konflikte zwischen den unter-schiedlichen Schutzgütern zu verringern oder abzubauen helfen. Insbesondere vor dem Hintergrund der Empfehlungen der Borchert Kommission und den sich daraus möglicher-weise ergebenden finanziellen Spielräumen sollte deshalb verstärkt die Entwicklung entsprechender Verfahren verfolgt werden.
de
dc.description.abstractTo assess the legal framework of agricultural livestock farming, as well as promotion in the area of animal husbandry, more research is needed about the preferences of citizens with regard to the handling of conflicting protection goals (for instance animal welfare, environmental protection as well as animal and public health). Against this background, the aims of this study are to identify the relevance of different areas of protection in livestock farming for consumers and citizens, to gain insights into the handling of conflicting goals in specific decision-making situations, as well as to investigate the impact of different information provision in this process. In this context, the research focus lies on conflicting goals in the fattening of pigs.
Literature analysis and expert interviews reveal that multiple conflicting goals exist in pig fattening – for example with respect to animal welfare, environmental protection and human as well as animal health. However, there is a lack of knowledge concerning the extent and strategies to defuse these conflicts. Generalizations are difficult to make due to differences in husbandry systems and the complexity of those systems.
In an experimental online study, participants were asked to decide between different products. These products represent protected conflicting areas. The products carried either no label, the label “open barn”, or the label “without antibiotics”. The findings showed that respondents have different priorities regarding the protected goals, however, considering the results over all participants, there is a clear order of preferences for the considered protected goods: (1) public health (“without antibiotics”) (2) animal welfare (“open barn”) and (3) environmental protection (no label).
Additional positive information on the labels led to a change in the choice frequency of the product “without antibiotics” and “open barn”, revealing increasing preferences for “open barn” in the experiment. This shows information can influence preferences for the considered protected goods animal welfare and human health. The shift in preferences towards animal welfare indicates that positive information about the label “open barn” is less known to consumers compared to information about the label “without antibiotics” and therefore this information exerts a stronger influence on the decision. The results support the assumption that knowledge of consumers and citizens with respect to animal husbandry is low and thus information provision can influence the perception of citizens and consumers.
Furthermore, participants’ decisions are influenced by their attitudes. Participants with a higher animal welfare consciousness are more likely to select the product “open barn”. The probability of deciding against the conventional product and selecting a labeled product increases also with increasing environmental consciousness. As expected, this does not hold for the label “open barn” if participants are informed about the potential negative accompanying impacts on the environment. Similarly, this shows that consumers are not aware of conflicts across the different protected goods.
The majority of participants demonstrated a positive willingness to pay for one of the labeled products, yet the share of participants who are willing to choose the more expensive product decreases with an increase in price. Those results indicate that there are clear differences across the participants with regard to their appreciation of the protected goods. As indicated above, the study shows that information can have an impact on product choice and perception. Given the low level of knowledge, consumers and citizens are unable to evaluate the value of information but need to trust in its truthfulness. Considering that in the field of livestock farming consumers particular perceive non-governmental organizations as trustworthy, discussions and agreements with those organizations are of great relevance.
The present study, as well as other studies on the acceptance of animal husbandry, clearly indicate that citizens are overburdened with the choice between different conflicting goals, and therefore demand that all protected goods should be considered when developing conditions for animal husbandry. According to consumers and citizens, the research focus should lie on developing husbandries that reduce or defuse conflicts between different protected goods. In the context of the Borchert Commission’s recommendations and the resulting financial leeways, the development of corresponding procedures should be focused upon.
en
dc.format.extent93
dc.language.isodeu
dc.relation.ispartofseriesForschungsbericht / Lehr- und Forschungsschwerpunkt "Umweltverträgliche und Standortgerechte Landwirtschaft" an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ; 194
dc.rightsIn Copyright
dc.rights.urihttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
dc.subject.ddc630 Landwirtschaft, Veterinärmedizin
dc.titleKonkurrierende Schutzgüter in der Tierhaltung
dc.title.alternativeAnalyse aus Sicht der Konsument*innen
dc.typeArbeitspapier
dc.publisher.nameRheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Landwirtschaftliche Fakultät, Lehr- und Forschungsschwerpunkt Umweltverträgliche und Standortgerechte Landwirtschaft USL
dc.publisher.locationBonn
dc.rights.accessRightsopenAccess
dc.relation.pissn1610-2460
dc.relation.urlhttps://www.usl.uni-bonn.de/pdf/Forschungsbericht%20194.pdf
dc.relation.zdb2705463-9
ulbbn.pubtypeZweitveröffentlichung


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