Beziehungen zwischen Niederschlag und Abfluss bei großen Sommerhochwassern

Abstract

Der Wasserhaushalt von Flußgebieten und Landschaften als Teil des irdischen Naturgeschehens rückt heute immer stärker in das öffentliche Interesse, je mehr man erkennt, daß nicht nur Klima, Gelände und Boden, sondern auch der wirtschaftende und das Pflanzenkleid verändernde Mensch in dieses Geschehen gestaltend eingreift. Die Hydrologie in ihrer theoretischen Grundlegung und im praktischen Dienst des Menschen kann daher nicht nur von ihren geophysikalischen Grundlagen her verstanden und mit den Mitteln der Ingenieurwissenschaften gefördert werden, sie muß auch im Rahmen des gesamten geographisch - ökologischen Landschaftshaushaltes und in Beziehung zu der räumlichen Differenzierung von Naturlandschaft, Siedlung und Wirtschaft studiert werden. <br /> Diesem Ziele dienen Arbeiten, die seit 1945 im Geographischen Institut der Universität Bonn systematisch betrieben werden und dient die Gründung einer Abteilung für Klimatologie und Hydrologie daselbst, die unter der Leitung von Dozent Dr. R. Keller steht. Dabei ergab sich sehr bald ein sehr enger Gedankenaustausch mit Prof. <em>Maurice Pardé</em> - Grenoble, der als Geograph in langjähriger Hingabe an hydrologische, besonders potamologische Probleme zum international führenden Hydrologen geworden war. In seiner Begeisterung für wissenschaftliche Forschung, seiner Weltaufgeschlossenheit und seiner generösen Hilfsbereitschaft förderte er den geistigen Austausch in jeder Weise. <br /> So stellte er auch dankenswerterweise die vorliegende Arbeit über die Sommerhochwasser in der temperierten Zone der nördlichen Halbkugel für die Veröffentlichung in den Bonner Geographischen Abhandlungen zur Verfügung. Ihre Ergebnisse sind von großer wissenschaftlicher und gerade auch für Mitteleuropa von praktischer Bedeutung. Während <em>Pardé's</em> Ausführungen über die Hochwasser der Donau im Juli/August 1897 und im September 1899 gerade in Druck gehen (Juli 1954), spielt sich an der Donau und ihren Nebenflüssen im bayerischen und österreichischen Alpenvorland eine neue, noch größere Katastrophe ab. <br /> Die Schlußfolgerungen <em>Pardé's</em> (S. 51) sind eine fast seherische Voraussage, daß mit noch stärkeren Hochwassern an den Alpenflüssen gerade in der Zeit des gefährlichen Spielraums der Abflußfaktoren von Juni bis September zu rechnen sei. <br /> Die Übersetzung ins Deutsche verdanken wir Herrn cand. geogr; Friedrich Wilhelm Lockermann, der durch seine hydrologischen Studien in Bonn und Grenoble die Verbindung der beiden Schulen am stärksten verkörpert. <br /> Bonn, im Juli 1954. Carl Troll.