“I want it all and I want it now!”

Abstract

Wir leben in einer Zeit, in der die prompte Verfügbarkeit von Konsumgütern, Mahlzeiten, Unterhaltungsmedien und anderen Angeboten zu einer Kultur der unmittelbaren Gratifikation führt. Dem steht die Fähigkeit gegenüber, Willensstärke zu zeigen, sich selbst zu kontrollieren und auf eine spätere Belohnung zu warten. Diese Kompetenz des Belohnungsaufschubs steht, auch wenn sie bereits im Vorschulalter gemessen wird, im Zusammenhang mit einer positiven Lebensentwicklung, einschließlich besserer sozialer und schulischer Kompetenzen, einer erfolgreichen Selbstregulation und einem gesünderen Körpergewicht. Trotz der hohen Relevanz für den Lebenserfolg haben sich bisher nur wenige Studien mit im Familienalltag leicht umsetzbaren Möglichkeiten der frühkindlichen Einflussnahme auf die Entwicklung dieser Fähigkeit beschäftigt. Solche Interventionen könnten allerdings nicht nur Defiziten vorbeugen und individuellen Nutzen stiften, sondern gleichzeitig gesellschaftliche Kosten senken und die Gesundheit der Bevölkerung verbessern. <br /> In dieser Arbeit wurden drei solcher Faktoren der frühkindlichen Lebensführung in 122 Kindern (Alter M = 5.36 Jahre, SD = 0.58; 52% weiblich) näher untersucht: körperliche Aktivität, Verzehr zuckerhaltiger Getränke und Medienkonsum. Nach der Berücksichtigung von Kontrollvariablen zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang mit dem Verzehr zuckerhaltiger Getränke. Ein Anstieg des Konsums zuckerhaltiger Getränke um durchschnittlich 1 Gramm pro Tag in der frühen Kindheit verringerte die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Belohnungsaufschubs um 3% (p = .046, OR = 0.97, 95% CI [0.94 1.00]). <br /> Aufgrund verschiedener Einschränkungen der Untersuchung ist dieser Zusammenhang jedoch mit Vorsicht zu interpretieren. Daher werden weitere Untersuchungen empfohlen, die die nachfolgend genannten Limitierungen vermeiden. Diese Studien sollten zeigen, ob dieser Faktor der frühkindlichen Lebensführung tatsächlich geeignet ist, um daraus familienpolitische Empfehlungen abzuleiten. Solche Empfehlungen könnten Eltern darüber aufklären, wie sie den Belohnungsaufschub ihrer Kinder fördern können, um eine positive Lebensentwicklung zu begünstigen.

<strong>"I want it all and I want it now!" : A longitudinal examination of the association between early childhood lifestyle and the ability to delay gratification at the age of 4 to 6 years</strong> <br /> We live in a time when the immediate availability of consumer goods, meals, entertainment, and other services leads to a culture of instant gratification. In contrast, there is the ability to exercise willpower, to control oneself, and to wait for a later reward. This ability to delay gratification, even when measured at preschool age, is associated with positive life outcomes, including better social and academic skills, successful self-regulation, and healthier body weight. Despite its great importance for life outcomes, few studies have investigated ways to influence the development of this skill in early childhood that can be easily implemented in everyday family life. However, such interventions could not only prevent deficits and provide individual benefits, but also reduce societal costs and improve population health. <br /> This work examined three such early childhood lifestyle factors in 122 children (age M = 5.36 years, SD = 0.58; 52% female) in greater detail: physical activity, intake of sugary drinks, and media consumption. After adjusting for control variables, a significant association was found with the consumption of sugary drinks. Increasing the amount of sugary drinks consumed by an average of 1 gram per day in early childhood reduced the odds of successfully delaying gratification by 3% (p = .046, OR = 0.97, 95% CI [0.94 1.00]). <br /> Due to several limitations of the study, however, this association should be interpreted with caution. Therefore, further studies are recommended that will avoid the limitations mentioned below. These studies should show whether this early childhood lifestyle factor is indeed suitable for deriving family policy recommendations. Such recommendations could educate parents on how to promote delay of gratification in their children in order to facilitate positive life outcomes.