Luther, Stephan: Ambulante Gesundheitsversorgung im Rheinischen Braunkohlerevier : Patienten, Ärzte und Bedarfsplanung in einer von Umsiedlungen geprägten Region. - Bonn, 2024. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-74535
@phdthesis{handle:20.500.11811/11341,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-74535,
doi: https://doi.org/10.48565/bonndoc-231,
author = {{Stephan Luther}},
title = {Ambulante Gesundheitsversorgung im Rheinischen Braunkohlerevier : Patienten, Ärzte und Bedarfsplanung in einer von Umsiedlungen geprägten Region},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2024,
month = feb,

note = {Die landschaftsprägende Wirkung und der Verlust von Heimat, bedingt durch Braunkohletagebaue (BKT), sind umfassend bekannt. Ob und inwieweit der BKT Auswirkungen auf die ambulante Gesundheitsversorgung hat, ist bislang nicht geklärt.
Im Rahmen einer explorativen Studie wurden mögliche Auswirkungen des BKT auf Angebot und Zugänglichkeit der ambulanten Gesundheitsversorgung untersucht. Ebenso wurde untersucht, ob der Braunkohletagebau des Rheinischen Reviers als „Regionale Besonderheit“ zu interpretieren ist. Ein Instrument, welches seit 2013 zur Anpassungen von Verhältniszahlen oder Gebietsabgrenzungen in die Bedarfsplanungsrichtlinie (BPRL) aufgenommen wurde. In 2014 wurden die Bevölkerung und die niedergelassenen Ärzte in ausgewählten Orten nahe der Tagebaue Inden und Hambach postalisch befragt. Die Bevölkerungsbefragung (n = 301) umfasste Fragen zu Präferenzen und Wahrnehmungen der Gesundheitsversorgung. Zum Standortwahlverhalten wurde die Ärzteschaft (n = 40) befragt.
Unter Berücksichtigung von Erreichbarkeiten entlang eines Straßennetzwerks sowie der Konkurrenzsituation auf der Angebots- und Nachfrageseite wurden kleinräumige Versorgungsgrade (für Hausärzte, Orthopäden, Nervenärzte – Neurologen/Psychiater), unabhängig von starren Planungseinheiten berechnet. Hierzu diente eine angepasste Variante der Methode dreistufig gleitender Einzugsbereiche (Three-Step-Floating-Catchment-Areas; 3SFCA-GM). Mittels einer Hauptkomponentenanalyse konnten, aus den in der Ärztebefragung erhobenen Items, vier zugrundeliegende Faktoren identifiziert und damit 63 % der Varianz in den Antworten erklärt werden. Insgesamt erweist sich der BKT (weiche/persönlichen Faktoren der Wohn- und Standortqualität) im Vergleich zu anderen Standortfaktoren nicht als maßgeblicher Faktor für die Niederlassungsentscheidung von Ärzten. Für Patienten ist die Nähe von Ärzten zum eigenen Wohnort der relevanteste Faktor bei der Arztwahl. Es konnte gezeigt werden, dass insbesondere die Bevölkerungsteile mit Umsiedlungsbezug von Problemen bei der Haus- oder Facharztsuche betroffen sind. Diese Bevölkerungsgruppe erlebt zudem häufig einen negativen, zum Teil aber auch einen positiven Effekt der Braunkohletagebaue auf die Gesundheitsversorgung. Die Beobachtungen lassen sich durch gewachsene Patienten/Arzt-Vertrauensverhältnisse erklären, die zu dem Bestreben führen, den Arztkontakt nach einer Umsiedlung trotz weiterer Wege, aufrechtzuerhalten. Diese Erkenntnis erfordert die Ergänzung gängiger Konzepte von Zugang zu Gesundheitsversorgung. Zugang ist als das Ergebnis eines Anpassungsprozesses zwischen Gesundheitssystem und Bevölkerung zu verstehen. Eine Umsiedlung, erfordert eine erneute Anpassung, die zu einer abweichenden Ausprägung von Zugang führen kann. Gewachsene Arzt/Patienten-Vertrauensverhältnisse sind dabei modulierend und protektiv wirksam. Daher müssen bei Umsiedlungen die Versorgungsnetzwerke von Betroffenen im Ganzen Berücksichtigung finden. Eine Anpassung der Verhältniszahlen oder der Planungseinheiten aufgrund der Braunkohletagebaue als Regionale Besonderheiten, ist nicht erforderlich.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/11341}
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