Kemen-Wendt, Juliane Karolin: Hitzewellen und Gesundheit : Gesundheitskompetenz, Risikowahrnehmung, Gesundheitsverhalten und Hitzesymptome selbstständig lebender älterer Menschen in Episoden extremer Hitze. - Bonn, 2024. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-75745
@phdthesis{handle:20.500.11811/11489,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-75745,
doi: https://doi.org/10.48565/bonndoc-262,
author = {{Juliane Karolin Kemen-Wendt}},
title = {Hitzewellen und Gesundheit : Gesundheitskompetenz, Risikowahrnehmung, Gesundheitsverhalten und Hitzesymptome selbstständig lebender älterer Menschen in Episoden extremer Hitze},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2024,
month = apr,

note = {Der Klimawandel stellt die größte Herausforderung für die menschliche Gesundheit dar und hat in Europa zur weltweit schnellsten und deutlichsten Erhöhung der Temperaturen geführt. Häufigkeit, Intensität und Dauer von Hitzewellen haben sich bereits deutlich erhöht und Prognosen zeigen, dass sich diese Tendenz in den kommenden Jahrzehnten weiter verstärken wird. Ältere Menschen gehören zu den besonders gefährdeten Gruppen. Die Weltgesund-heitsorganisation (WHO) empfiehlt daher die Entwicklung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit (HAP), die eine zielgruppenspezifischen Risiko- und Krisen-kommunikation beinhalten.
Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, einen Beitrag zur Gesundheitsförderung älterer Menschen während Hitzewellen zur leisten. Hierzu wurden Aspekte der Gesundheits-kompetenz, der Risikowahrnehmung, des Gesundheitsverhaltens und der Hitzesymptome selbstständig lebender Menschen über 65 Jahre in Köln untersucht. Der Stand der Forschung wurde dabei zunächst mit einem systematischen Literaturreview aufgearbeitet. Darauf aufbauend wurde im Sommer 2019 eine repräsentative quantitative Untersuchung mit 258 Menschen über 65 Jahren in vier Stadtgebieten Kölns durchgeführt. Die Stadtgebiete wurden auf Basis unterschiedlicher Hitzebelastung und sozioökonomischer Kriterien ausgewählt. Zur Interpretation der Ergebnisse wurde das Precaution Adaption Process Modell (PAPM) herangezogen.
Die Ergebnisse zeigen deutliche Zusammenhänge zwischen der Wahrnehmung des gesundheitlichen Risikos durch Hitzewellen und der Anzahl durchgeführter Anpassungs-maßnahmen sowie der Anzahl der Hitzesymptome, unter denen die StudienteilnehmerInnen gelitten hatten. Je höher die Wahrnehmung des gesundheitlichen Risikos, desto mehr Anpassungsmaßnahmen wurden durchgeführt (Spearman-Rho ρ=0,396**). Ein Zusammenhang ist sowohl für körperbezogene als auch für umgebungsmodifizierenden und aktivitätsreduzierenden Maßnahmen nachweisbar. Darüber hinaus scheint die Anzahl der Hitzesymptome ein wichtiger Faktor für die Durchführung von Anpassungsmaßnahmen zu sein. Je mehr Hitzesymptome die ProbandInnen erlebt hatten, desto mehr Anpassungs-maßnahmen wurden durchgeführt (ρ=0,358**). Diese Ergebnisse sind im Einklang mit der Annahme des PAPM, das von deutlichen Zusammenhängen zwischen Risikowahrnehmung und Gesundheitsverhalten ausgeht, und den Erkenntnissen internationaler Studien. Es gibt jedoch keine signifikanten Unterschiede in der Anzahl der durchgeführten Anpassungsmaßnahmen zwischen Menschen, die in stark hitzebelasteten und weniger stark hitzebelasteten Stadtgebieten leben. Deutliche Unterschiede zeigten sich jedoch bezüglich der subjektiven und funktionellen Gesundheit sowohl in Bezug auf die Wahrnehmung der Hitzebelastung, die Wahrnehmung des gesundheitlichen Risikos, verschiedene Anpassungsmaßnahmen und der Anzahl der Hitzesymptome.
Eine weitere wichtige Erkenntnis der Arbeit ist, dass im Bereich der Gesundheitskompetenz die Möglichkeiten einer Hitzeberatung in der hausärztlichen Praxis nicht ausgeschöpft sind. Unter 10 Prozent der Befragten wurden von ihren HausärztInnen zu Hitze im Zusammenhang mit ihrer Gesundheit, ihren Grunderkrankungen und Medikamenten beraten.
Die ProbandInnen litten unter einigen Hitzesymptomen, hatten jedoch keine schweren Hitzeerkrankungen erlebt. Einige der Hitzesymptome können jedoch Anzeichen schwerer Erkrankungen wie Hitzeerschöpfung und Hitzeschlag sein. Darüber hinaus zeigte sich eine geringe Nutzung wasserbezogener Anpassungsmaßnahmen zur Kühlung des Körpers und zwei Drittel der Teilnehmenden gaben an, zu wenig zu trinken. Dehydrierung und Hyperthermie sind mit einer deutlichen Erhöhung hitzeassoziierter Morbidität und Mortalität verbunden. Die wichtigsten Handlungsempfehlungen lauten daher, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten und den Körper zu kühlen.
Die Erkenntnisse dieser Arbeit können im Rahmen der Gesundheitsförderung verwendet werden, um bestehendes Anpassungsverhaltens zu stärken und zu verbessern. Im Kontext von HAP können sie innerhalb von Kampagnen zur Risiko- und Krisenkommunikation einen Beitrag leisten. Dabei sollten, unter Einbeziehung der spezifischen Fertigkeiten und Bedürfnisse älterer Menschen, zielgerichtete Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz und Erhöhung der Risikowahrnehmung entwickelt werden. So lässt sich ein Beitrag leisten, um ältere Menschen in Verhaltensweisen zum Schutz der eigenen Gesundheit, der Gesellschaft und des Klimas zu unterstützen.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/11489}
}

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