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Regentinnen als souveräne Ausnahme

Weibliche Herrschaftsentwürfe des 18. Jahrhunderts als Legitimationsmuster zeitgenössischer Machtkonfiguration

dc.contributor.advisorPirazzini, Daniela
dc.contributor.authorKukuk, Heike Katharina
dc.date.accessioned2025-02-07T10:46:09Z
dc.date.available2025-02-07T10:46:09Z
dc.date.issued07.02.2025
dc.identifier.urihttps://hdl.handle.net/20.500.11811/12792
dc.description.abstractDie Dissertationsschrift beschäftigt sich mit der Herausarbeitung weiblicher Herrschaftsentwürfe im politischen Drama des 18. Jahrhunderts und prüft diese als tragfähige Strategie für zeitgenössische feminine Machtkonfiguration. Es wird untersucht, welche äußerlichen und personalen Bedingungen erfüllt sein müssen, um die souveräne Ausnahme weiblicher Herrschaft zu konstituieren und zu stabilisieren. Angelehnt an Bourdieus Gedanken des Habitus als strukturierender Struktur (vgl. Bourdieu 1980/1999, S. 98-99.), werden die Theorien Giorgio Agambens und Hannah Arendts verwendet, welche Bourdieus Konstellation durch den Einbezug der Ausnahme als strukturierende Form entscheidend verändern. Es werden weibliche Protagonistinnen des politischen Dramas um 1800 analysiert, deren Machtkonfiguration aufgeschlüsselt und abgeglichen wird zu zeitgenössischen realen Politikerinnen, die in den letzten 70 Jahren auf nationaler wie internationaler Ebene agieren. Exemplarisch werden hier die Ergebnisse anhand der Inszenierungen der politischen Größen Marine Le Pens, Margaret Thatchers sowie Angela Merkels ausführlich untersucht. Die Analyse beschränkt sich auf den westlichen europäischen Raum als eine Form der „occidentalen Sonderentwicklung“ wie Max Weber sie in den Rahmenbedingungen der Religionssoziologie begreift.
Die Arbeit gliedert sich im Anschluss an die Einleitung in vier Kapitel und ein Fazit. Das erste Kapitel analysiert in einer Zusammenschau für den realen Raum das Verständnis sowie die Funktionsweise von Frauen als souveräne Ausnahmefiguren und bindet dieses diskurs-analytisch an. Hierzu werden politische Situationen sowie rechtlich bindende Dokumente in den Blick genommen, die den Staat als männliches Konstrukt erfassen. Als Dispositiv ist dieses Verständnis notwendig, um die inhärente Machtkonfiguration der Frauen im Folgenden dekonstruieren zu können. Darauf aufbauend werden dazu die Theorien Hannah Arendts sowie Giorgio Agambens in Bezug zueinander gesetzt, um den ersten Teil des sozio-politischen Begriffsrepertoires zu erarbeiten, welches durch die literaturwissenschaftliche Theorie Koschorkes entscheidend ergänzt wird. Während Kapitel eins sich mit dem realen Raum auseinander setzt, findet in Kapitel zwei die Herausarbeitung der weiblichen Machtkonstruktion im fiktiven Raum statt. Exemplarisch werden an Schillers Jungfrau von Orleans die Stationen der Machtkonfiguration erarbeitet, um daran anknüpfend in Kapitel drei anhand zweier weiterer Protagonistinnen den Verlauf als stringentes Muster zu etablieren. Gegliedert in die Variablen von Machtverfassung, -erwerb, -erhalt sowie den anschließenden Verfall derselben, versteht sich die Machtkonstruktion als fortschreitender Prozess, der sich retrospektiv ins Recht setzen muss. So liegt die Verfassung der Macht chronologisch zwar vor dem Ereignis der Positionierung (des Erwerbs), wird jedoch als Retrospektive inszeniert, um die Protagonistinnen zu legitimieren. Um an diese Ergebnisse anschließend eine Transferleistung in den realen Raum zu ermöglichen, werden in Kapitel vier die erarbeiteten Begriffe und Erkenntnisse reorganisiert. Analog den fiktiven Protagonistinnen wird hierbei auch im realen Raum ein Dreiklang gewählt.
Um die Fragen zur Funktion und Verfassung weiblicher Macht im politischen Sektor zu klären, geht es um die Erfassung des politischen Raumes, der als Rahmenbedingung weiblicher Herrschaft fungiert. Es gilt zu erörtern, welche Variablen der Machtkonstruktion die rechtliche Ordnung transportiert, um ein wechselseitig bedingtes, geschlechtsbezogenes System zu verstehen, das sich aus heutiger Sicht als geschlechtsneutrale Konstruktion verstanden wissen will. Hierzu werden Theorien des Souveränitätsdiskurses herangezogen, um abschließend die Frage zu klären, wie sich Frauen als Ausnahmeerscheinungen im politischen Raum erschließen lassen und welche Konsequenzen sich daraus für den heutigen Wert einer postulierten Gleichstellung ergeben.
de
dc.description.abstractThe dissertation deals with the elaboration of female power concepts in the political drama of the 18th century and examines these as a viable strategy for contemporary feminine power configurations. It examines which external and personal conditions must be fulfilled in order to constitute and stabilize the sovereign exception of female rule. Based on Bourdieu's ideas of habitus as a structuring structure (cf. Bourdieu 1980/1999, pp. 98-99), the theories of Giorgio Agamben and Hannah Arendt are used, which decisively change Bourdieu's constellation by including the exception as a structuring form. Female protagonists of the political drama around 1800 are analyzed, whose power configuration is broken down and compared with contemporary real female politicians who have acted on a national and international level over the last 70 years. The results are examined in detail using the performances of political figures such as Marine Le Pen, Margaret Thatcher and Angela Merkel as examples. The analysis is limited to Western Europe as a form of "special occidental development" as Max Weber understands it in the framework of the sociology of religion.
After the introduction, the work is divided into four chapters and a conclusion. The first chapter analyses the understanding and functioning of women as sovereign exceptional figures in a synopsis for the real space and links this to discourse analysis. To this end, political situations and legally binding documents are examined that capture the state as a male construct. This understanding is necessary as a dispositif in order to be able to deconstruct the inherent power configuration of women in the following. Building on this, the theories of Hannah Arendt and Giorgio Agamben are related to one another in order to develop the first part of the socio-political repertoire of concepts, which is decisively supplemented by Koschorke's literary theory. While chapter one deals with real space, chapter two examines the construction of female power in fictional space. The stages of power configuration are worked out using Schiller's Maid of Orleans as an example, and then in chapter three the course is established as a stringent pattern using two other protagonists. Divided into the variables of constitution, acquisition, maintenance of power and the subsequent decline of the same, the construction of power is understood as a progressive process that must be justified retrospectively. Thus, the constitution of power chronologically precedes the event of positioning (acquisition), but is staged as a retrospective in order to legitimize the protagonists. In order to enable these results to be transferred to the real world, the concepts and findings developed are reorganized in chapter four. Analogous to the fictional protagonists, a triad is also chosen in the real world.
In order to clarify the questions about the function and constitution of female power in the political sector, it is a matter of understanding the political space that acts as the framework for female rule. It is important to discuss which variables of the construction of power the legal order conveys in order to understand a mutually conditioned, gender-related system that, from today's perspective, wants to be understood as a gender-neutral construction. Theories of the sovereignty discourse are used for this purpose in order to finally clarify the question of how women can be understood as exceptional phenomena in the political space and what consequences this has for the current value of postulated equality.
en
dc.language.isodeu
dc.rightsIn Copyright
dc.rights.urihttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
dc.subjectMacht
dc.subjectMachtverfall
dc.subjectFrauen in Machtpositionen
dc.subjectSouveränität
dc.subjectGeschlecht
dc.subjectGender
dc.subjectGeschlechterkampf
dc.subjectpolitische Diskurse
dc.subjectweiblich
dc.subjectpolitisches Drama
dc.subjectweibliche Inszenierung
dc.subjectPolitikerinnen
dc.subjectAufklärung
dc.subjectRomantik
dc.subjectweibliche Führungsrollen
dc.subjectGeschlechterdiskurs
dc.subjectFrauen in Ausnahmesituationen
dc.subjectStaat und Geschlecht
dc.subjectpower
dc.subjectDecline of power
dc.subjectwomen in positions of power
dc.subjectsovereignty
dc.subjectsex
dc.subjectgender struggle
dc.subjectpolitical discourses
dc.subjectfeminine
dc.subjectpolitical drama
dc.subjectfemale staging
dc.subjectfemale politicians
dc.subjectenlightenment
dc.subjectromanticism
dc.subjectfemale leadership roles
dc.subjectgender discourse
dc.subjectwomen in exceptional situations
dc.subjectstate and gender
dc.subject.ddc300 Sozialwissenschaften, Soziologie, Anthropologie
dc.titleRegentinnen als souveräne Ausnahme
dc.title.alternativeWeibliche Herrschaftsentwürfe des 18. Jahrhunderts als Legitimationsmuster zeitgenössischer Machtkonfiguration
dc.typeDissertation oder Habilitation
dc.publisher.nameUniversitäts- und Landesbibliothek Bonn
dc.publisher.locationBonn
dc.rights.accessRightsopenAccess
dc.identifier.urnhttps://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-80974
ulbbn.pubtypeErstveröffentlichung
ulbbn.birthnameKube
ulbbnediss.affiliation.nameRheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
ulbbnediss.affiliation.locationBonn
ulbbnediss.thesis.levelDissertation
ulbbnediss.dissID8097
ulbbnediss.date.accepted11.12.2024
ulbbnediss.institutePhilosophische Fakultät : Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie
ulbbnediss.fakultaetPhilosophische Fakultät
dc.contributor.coRefereeGymnich, Marion


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