Monzel, Merlin: Aphantasie: Fakt oder Fiktion? : Experimentell-neurowissenschaftliche Untersuchungen zur Charakterisierung von Personen ohne sensorisches Vorstellungsvermögen. - Bonn, 2025. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-81278
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-81278
@phdthesis{handle:20.500.11811/12856,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-81278,
doi: https://doi.org/10.48565/bonndoc-517,
author = {{Merlin Monzel}},
title = {Aphantasie: Fakt oder Fiktion? : Experimentell-neurowissenschaftliche Untersuchungen zur Charakterisierung von Personen ohne sensorisches Vorstellungsvermögen},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2025,
month = feb,
note = {Aphantasie beschreibt die Abwesenheit oder merkliche Reduktion des sensorischen Vorstellungsvermögens und ist somit in ihrer Extremform ein einzigartiges natürliches Knock-Out-Modell zur Untersuchung der Einflüsse des sensorischen Vorstellungsvermögens auf unterschiedliche neurokognitive, -affektive und -sensorische Funktionen. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurden 11 Studien durchgeführt, um durch experimentelle und zum Teil neurowissenschaftliche Untersuchungen das Phänomen der Aphantasie zu charakterisieren, Aphantasisten von Nicht-Aphantasisten abzugrenzen und ein neurobehaviorales Profil von Personen mit Aphantasie zu erstellen. In den Studien 1 und 2 wurden Auswirkungen auf die Performanz in visuellen Suchaufgaben, in Studie 3 Auswirkungen auf das verbale und visuelle Kurz- und Langzeitgedächtnis und in den Studien 4 und 5 Auswirkungen auf die Gesichtserkennung in Abhängigkeit der Aufgabenschwierigkeit sowie bei verbaler Interferenz untersucht. Studie 6 beschäftigte sich mit den neuronalen Grundlagen autobiographischer Gedächtnisdefizite bei Aphantasie und Studie 7 untersuchte, inwiefern auch empathische Prozesse durch das Vorstellungsvermögen beeinflusst werden. Die Studien 8 bis 11 tragen zur Einordnung von Aphantasie hinsichtlich Krankheitswertigkeit, Beeinträchtigungen im Alltag und Beeinträchtigung nicht-visueller Vorstellungsmodalitäten bei.
Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass das visuelle Vorstellungsvermögen sowohl als Top-Down-Strategie bei der visuellen Suche als auch als Gedächtnisstrategie genutzt werden kann. Defizite durch die Abwesenheit des sensorischen Vorstellungsvermögens werden vor allem bei erhöhter Aufgabenschwierigkeit deutlich, nicht aber wenn feature-basierte Prozesse gefordert werden, das heißt Prozesse, die sich nur auf einzelne Merkmale eines komplexen visuellen Reizes beziehen (z. B. die Nase in einem Gesicht). Die Ergebnisse zu den neuronalen Grundlagen von autobiographischen Gedächtnisdefiziten bei Aphantasie deuten auf eine Beteiligung des Hippocampus und des visuellen Kortex beim Abruf episodischer Gedächtnisinhalte hin. Unsere Befunde konnten zeigen, dass bei Personen mit Aphantasie diese Netzwerke im Vergleich zu Nicht-Betroffenen dahingehend verändert sind, dass der Hippocampus hypo- und der visuelle Kortex hyperaktiviert ist. Eine Erklärung für autobiographische Gedächtnisdefizite bei Aphantasie könnte somit sein, dass potenzielle Vorstellungssignale im visuellen Kortex aufgrund der Hyperaktivierung untergehen. Dennoch zeigen sich im Alltag von Personen mit Aphantasie kaum Beeinträchtigungen (z. B. in der Schule), obwohl eine Teilstichprobe von 34.7 % von Leidensdruck berichtet. Dieser resultiert jedoch nicht zwangsläufig aus der Aphantasie, sondern kann auch durch Drittvariablen verursacht werden. Weitere Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch nicht-visuelle Vorstellungsmodalitäten bei Aphantasie betroffen sind und in Zukunft stärker untersucht werden sollten.
Insgesamt trägt die vorliegende Arbeit zur Erweiterung des neurobehavioralen Profils von Aphantasie bei, aus dem zukünftige Fragestellungen abgeleitet werden können. So bleibt zum gegenwärtigen Zeitpunkt beispielsweise noch offen, inwiefern sich Aphantasie auf die Wirksamkeit imaginativer Therapieverfahren auswirkt und welche neurochemischen Prozesse dem Vorstellungsvermögen zugrunde liegen. Es werden zwei Stage 1 Registered Reports vorgestellt, die diese Fragestellungen beantworten sollen. Ziel ist unter anderem die experimentelle Manipulation des sensorischen Vor-stellungsvermögens, welche schlussendlich auch Personen mit Aphantasie Einblicke in das sensorische Vorstellungsvermögen ermöglichen könnte.},
url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/12856}
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Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass das visuelle Vorstellungsvermögen sowohl als Top-Down-Strategie bei der visuellen Suche als auch als Gedächtnisstrategie genutzt werden kann. Defizite durch die Abwesenheit des sensorischen Vorstellungsvermögens werden vor allem bei erhöhter Aufgabenschwierigkeit deutlich, nicht aber wenn feature-basierte Prozesse gefordert werden, das heißt Prozesse, die sich nur auf einzelne Merkmale eines komplexen visuellen Reizes beziehen (z. B. die Nase in einem Gesicht). Die Ergebnisse zu den neuronalen Grundlagen von autobiographischen Gedächtnisdefiziten bei Aphantasie deuten auf eine Beteiligung des Hippocampus und des visuellen Kortex beim Abruf episodischer Gedächtnisinhalte hin. Unsere Befunde konnten zeigen, dass bei Personen mit Aphantasie diese Netzwerke im Vergleich zu Nicht-Betroffenen dahingehend verändert sind, dass der Hippocampus hypo- und der visuelle Kortex hyperaktiviert ist. Eine Erklärung für autobiographische Gedächtnisdefizite bei Aphantasie könnte somit sein, dass potenzielle Vorstellungssignale im visuellen Kortex aufgrund der Hyperaktivierung untergehen. Dennoch zeigen sich im Alltag von Personen mit Aphantasie kaum Beeinträchtigungen (z. B. in der Schule), obwohl eine Teilstichprobe von 34.7 % von Leidensdruck berichtet. Dieser resultiert jedoch nicht zwangsläufig aus der Aphantasie, sondern kann auch durch Drittvariablen verursacht werden. Weitere Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch nicht-visuelle Vorstellungsmodalitäten bei Aphantasie betroffen sind und in Zukunft stärker untersucht werden sollten.
Insgesamt trägt die vorliegende Arbeit zur Erweiterung des neurobehavioralen Profils von Aphantasie bei, aus dem zukünftige Fragestellungen abgeleitet werden können. So bleibt zum gegenwärtigen Zeitpunkt beispielsweise noch offen, inwiefern sich Aphantasie auf die Wirksamkeit imaginativer Therapieverfahren auswirkt und welche neurochemischen Prozesse dem Vorstellungsvermögen zugrunde liegen. Es werden zwei Stage 1 Registered Reports vorgestellt, die diese Fragestellungen beantworten sollen. Ziel ist unter anderem die experimentelle Manipulation des sensorischen Vor-stellungsvermögens, welche schlussendlich auch Personen mit Aphantasie Einblicke in das sensorische Vorstellungsvermögen ermöglichen könnte.},
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}