Lanzerath, Markus Antonius: Panoramawandel der Giftmorde : Eine Analyse von Sektionsfällen der Jahre 1946-2005 aus dem Institut für Rechtsmedizin der Universität Bonn. - Bonn, 2009. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-17489
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note = {Der Giftmord war schon immer ein seltenes Phänomen unter den Tötungsdelikten, und seine Häufigkeit hat in den letzten Jahrzehnten weiter abgenommen. Es zeigt sich, dass sich im Hinblick auf die eingesetzten Mordgifte eine Tendenz weg von den klassischen Mordgiften (wie z. B. Arsen, Blausäure, E605®, Thallium etc.) hin zu leicht flüchtigen und schwer nachweisbaren Substanzen und Medikamenten (z. B. Ether, Halothan, Succinylcholin etc.) abgezeichnet hat.
Die vorliegende Arbeit liefert eine Erhebung der archivierten Giftmordfälle aus dem Sektionsgut am Bonner Institut für Rechtsmedizin der Jahre 1946 bis 2005. Hierzu wurden aus 60 Jahrgängen insgesamt 10739 Sektionsprotokolle ausgewertet, wobei 15 gesicherte Giftmordfälle gefunden wurden.
Als Ergebnis der Datenerhebung zeigt sich, dass die Zahl von Giftmorden in der zweiten Hälfte des Erhebungszeitraumes im Vergleich zur ersten Hälfte deutlich abgenommen hat. Dies ist sowohl abzulesen aus dem Verhältnis der Giftmorde zu den Sektionszahlen (0,06% gegenüber früher 0,27%) als auch aus dem Verhältnis der Giftmorde zu den Tötungsdelikten (0,77% gegenüber früher 3,02%). Somit waren Giftmorde in den ersten dreißig Jahren nach 1945 rund viermal häufiger im Sektionsgut zu finden als in den letzten dreißig Jahren des Untersuchungszeitraumes.
Die erhobenen Daten wurden mit epidemiologischen Arbeiten aus der Literatur zum Thema verglichen, wobei die eigenen Ergebnisse im wesentlichen bestätigt werden: hiernach liegt die relative Häufigkeit des Giftmordes unter den Tötungsdelikten je nach Literaturangabe zwischen 0,17% und 6,5%. Der Anteil der gefundenen Giftmordfälle im Verhältnis zu den Sektionszahlen wird zwischen 0,14% und 0,23% angegeben.
Als klare Tendenz zeichnet sich hiernach ab, dass klassische Mordgifte wie Arsen, Cyanid und Thallium seit den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts ihre Bedeutung weitgehend verloren haben. Das Parathion (E605®) wurde im Einzugsgebiet des Bonner Instituts in den letzten 30 Jahren ebenfalls nicht mehr als Mordgift benutzt. Demgegenüber kamen in den letzten dreißig Jahren alle zum Giftmord benutzten Substanzen aus der Gruppe der Medikamente.
Neben epidemiologischen Aspekten wird aufgrund der vorliegenden Datenerhebung die Frage nach charakteristischen Merkmalen des Giftmordes erörtert: so ist das weibliche Geschlecht bei den Tätern von Giftmorden im Vergleich zu den übrigen Tötungsmethoden überrepräsentiert. Es handelt sich beim Giftmord in aller Regel um eine Beziehungstat; die verwendete Substanz wird vom Täter häufig aufgrund seiner speziellen Kenntnisse oder aufgrund ihrer zum Tatzeitpunkt freien Verfügbarkeit als Tatmittel ausgewählt.
Abschließend wird dargelegt, dass es eine Dunkelziffer bei Tötungsdelikten im Allgemeinen wie bei den Giftmorden im Besonderen gibt, was durch Arbeiten aus der Sekundärliteratur bestätigt werden kann. Es werden Hinweise zur gewissenhaften Durchführung der ärztlichen Leichenschau gegeben und auf besondere Aspekte der Befunde bei Vergiftungen eingegangen.},

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