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Panoramawandel der Giftmorde
Eine Analyse von Sektionsfällen der Jahre 1946-2005 aus dem Institut für Rechtsmedizin der Universität Bonn

dc.contributor.advisorMußhoff, Frank
dc.contributor.authorLanzerath, Markus Antonius
dc.date.accessioned2020-04-13T09:40:04Z
dc.date.available2020-04-13T09:40:04Z
dc.date.issued15.07.2009
dc.identifier.urihttps://hdl.handle.net/20.500.11811/3840
dc.description.abstractDer Giftmord war schon immer ein seltenes Phänomen unter den Tötungsdelikten, und seine Häufigkeit hat in den letzten Jahrzehnten weiter abgenommen. Es zeigt sich, dass sich im Hinblick auf die eingesetzten Mordgifte eine Tendenz weg von den klassischen Mordgiften (wie z. B. Arsen, Blausäure, E605®, Thallium etc.) hin zu leicht flüchtigen und schwer nachweisbaren Substanzen und Medikamenten (z. B. Ether, Halothan, Succinylcholin etc.) abgezeichnet hat.
Die vorliegende Arbeit liefert eine Erhebung der archivierten Giftmordfälle aus dem Sektionsgut am Bonner Institut für Rechtsmedizin der Jahre 1946 bis 2005. Hierzu wurden aus 60 Jahrgängen insgesamt 10739 Sektionsprotokolle ausgewertet, wobei 15 gesicherte Giftmordfälle gefunden wurden.
Als Ergebnis der Datenerhebung zeigt sich, dass die Zahl von Giftmorden in der zweiten Hälfte des Erhebungszeitraumes im Vergleich zur ersten Hälfte deutlich abgenommen hat. Dies ist sowohl abzulesen aus dem Verhältnis der Giftmorde zu den Sektionszahlen (0,06% gegenüber früher 0,27%) als auch aus dem Verhältnis der Giftmorde zu den Tötungsdelikten (0,77% gegenüber früher 3,02%). Somit waren Giftmorde in den ersten dreißig Jahren nach 1945 rund viermal häufiger im Sektionsgut zu finden als in den letzten dreißig Jahren des Untersuchungszeitraumes.
Die erhobenen Daten wurden mit epidemiologischen Arbeiten aus der Literatur zum Thema verglichen, wobei die eigenen Ergebnisse im wesentlichen bestätigt werden: hiernach liegt die relative Häufigkeit des Giftmordes unter den Tötungsdelikten je nach Literaturangabe zwischen 0,17% und 6,5%. Der Anteil der gefundenen Giftmordfälle im Verhältnis zu den Sektionszahlen wird zwischen 0,14% und 0,23% angegeben.
Als klare Tendenz zeichnet sich hiernach ab, dass klassische Mordgifte wie Arsen, Cyanid und Thallium seit den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts ihre Bedeutung weitgehend verloren haben. Das Parathion (E605®) wurde im Einzugsgebiet des Bonner Instituts in den letzten 30 Jahren ebenfalls nicht mehr als Mordgift benutzt. Demgegenüber kamen in den letzten dreißig Jahren alle zum Giftmord benutzten Substanzen aus der Gruppe der Medikamente.
Neben epidemiologischen Aspekten wird aufgrund der vorliegenden Datenerhebung die Frage nach charakteristischen Merkmalen des Giftmordes erörtert: so ist das weibliche Geschlecht bei den Tätern von Giftmorden im Vergleich zu den übrigen Tötungsmethoden überrepräsentiert. Es handelt sich beim Giftmord in aller Regel um eine Beziehungstat; die verwendete Substanz wird vom Täter häufig aufgrund seiner speziellen Kenntnisse oder aufgrund ihrer zum Tatzeitpunkt freien Verfügbarkeit als Tatmittel ausgewählt.
Abschließend wird dargelegt, dass es eine Dunkelziffer bei Tötungsdelikten im Allgemeinen wie bei den Giftmorden im Besonderen gibt, was durch Arbeiten aus der Sekundärliteratur bestätigt werden kann. Es werden Hinweise zur gewissenhaften Durchführung der ärztlichen Leichenschau gegeben und auf besondere Aspekte der Befunde bei Vergiftungen eingegangen.
dc.description.abstractRetrospective analysis of changes concerning homicidal poisoning in the area of the Bonn University Department of Legal Medicine over 6 decades with regard to particular aspects
10739 section-protocolls from 1946-2005 were retrospectively analysed with regard to the existance of homicidal poisoning. The substances used for the poisonings, characteristics of perpetrators and particular circumstances of detection have been pointed out. Amongst 882 murder victims have been 15 cases (1,7%) killed by poisoning. The incidence of homicidal poisoning decreases over the years, whilst there was a constant number of homicides among the section-cases. There was a change concerning the used substances with heavy metals and Parathione in the 1940ies and 1950ies beeing displaced by highly volatile substances and medicines with poor traceability. The majority of the poisonings was carried out by the perpetrator in his immediate vicinity and affected family members or close aquaintances. The perpetrators were equally divided into male and female gender. The existance of undetected cases is proved by the fact that 27% of the poisoning victims had to be exhumed, and in 13% of the cases the murder was detected only by the voluntarily confession of the offender or his companion.
dc.language.isodeu
dc.rightsIn Copyright
dc.rights.urihttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
dc.subjectGiftmorde
dc.subjectEpidemiologie
dc.subjectDunkelfeld
dc.subjectExhumierung
dc.subjectLeichenschau
dc.subjecthomicidal poisoning
dc.subjectepidemiology
dc.subjectexhumation
dc.subjectautopsy
dc.subject.ddc610 Medizin, Gesundheit
dc.titlePanoramawandel der Giftmorde
dc.title.alternativeEine Analyse von Sektionsfällen der Jahre 1946-2005 aus dem Institut für Rechtsmedizin der Universität Bonn
dc.typeDissertation oder Habilitation
dc.publisher.nameUniversitäts- und Landesbibliothek Bonn
dc.publisher.locationBonn
dc.rights.accessRightsopenAccess
dc.identifier.urnhttps://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-17489
ulbbn.pubtypeErstveröffentlichung
ulbbnediss.affiliation.nameRheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
ulbbnediss.affiliation.locationBonn
ulbbnediss.thesis.levelDissertation
ulbbnediss.dissID1748
ulbbnediss.date.accepted29.04.2009
ulbbnediss.fakultaetMedizinische Fakultät
dc.contributor.coRefereeNadstawek, Joachim


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