Schreiber, Christiane: Einträge, Vorkommen, Verbreitung und gesundheitliche Bedeutung antibiotikaresistenter Bakterien in Abwasser und Gewässern : Ein sozial-ökologischer Beitrag zur Geographischen Gesundheitsforschung. - Bonn, 2011. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-27130
@phdthesis{handle:20.500.11811/5072,
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author = {{Christiane Schreiber}},
title = {Einträge, Vorkommen, Verbreitung und gesundheitliche Bedeutung antibiotikaresistenter Bakterien in Abwasser und Gewässern : Ein sozial-ökologischer Beitrag zur Geographischen Gesundheitsforschung},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2011,
month = nov,

note = {Antibiotika gelangen über natürliche Ausscheidung von Mensch und Tier sowie unsachgemäße Entsorgung in die Umwelt. Wichtige Eintragspfade stellen Abwasser, Klärschlamm und Gülle dar. Mikroorganismen können Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln, was zu Problemen bei der medizinischen Behandlung führt. Ziel der Arbeit war es, am Beispiel eines Kläranlagen-Einzugsgebietes ohne angeschlossenem Krankenhaus, zugehörigem Vorfluter und Abwasser-unbeeinflussten Oberläufen, die Verbreitung erworbener bakterieller Antibiotika-Resistenzen durch kommunales Abwasser aus Sicht der geographischen Gesundheitsforschung zu analysieren. Die Untersuchungen im Einzugsgebiet der Swist mit den Krankheitserregern Pseudomonas aeruginosa und Campylobacter spp. sowie nicht-pathogene Gewässerbakterien der Familie Rhodospirillaceae haben gezeigt, dass sich ganzjährig sowohl Antibiotika-resistente Krankheitserreger als auch resistente Nicht-Pathogene in Abwasser und Gewässern nachweisen lassen. Bereits in Siedlungsabwasser-unbeeinflussten Oberläufen waren Antibiotika-resistente Isolate zu finden. Der Resistenzanteil variiert sowohl zwischen den Probenahmestellen und Spezies als auch mit den einzelnen Antibiotika. Ein allgemeingültiger Einfluss des Siedlungsabwassers auf die Resistenzsituation ließ sich für Resistenzen gegen Einzelsubstanzen nicht ableiten. Jedoch war mit zunehmendem Siedlungsabwassereinfluss bei den Pathogenen eindeutig ein Anstieg der Multi-Resistenzen gegen humanmedizinisch genutzte Antibiotika festzustellen. Bezüglich der Rhodospirillaceae schien bei Betrachtung der Abwasserbeeinflussung der Resistenzlage eher ein Verdünnungseffekt für die in der Umwelt vorhandenen Multiresistenzen durch das eingeleitete Abwasser vorzuliegen: Der Anteil hochgradig multi-resistenter Isolate in den Oberläufen war höher als im Vorfluter mit Abwassereinfluss.
Eine Übertragbarkeit von Resistenzen durch horizontalen Gentransfer zwischen Pathogenen und Umweltbakterien wurde durch erfolgreiche Konjugation mit Übertragung einer Piperacillin-Resistenz von C. jejuni auf zwei Rhodospirillaceae in Filtermating-Experimenten belegt. Unter Fließgewässer-simulierenden Bedingungen waren die Konjugationsfrequenzen geringer. Gentransfer im freien Wasser scheint demnach seltener aufzutreten als in Biofilmen an der Grenzfläche zum Gewässerbett.
Eine Erhebung des Risikoverhaltens im Kläranlagen-Einzugsgebiet ergab, dass die Risikowahrnehmung und das Wissen um Antibiotika-Resistenzen bei der Bevölkerung eher gering sind. Arzneimittel werden von rund einem Drittel der Haushalte im Ausguss entsorgt. Ein Eintrag von Antibiotika in die Umwelt wird damit aktiv unterstützt. Die Therapie-Untreue ist ähnlich dem bundesweiten Durchschnitt. Analysen der „Falschentsorger“ und „Therapieuntreuen“ ermöglichten eine Charakterisierung beider Problemgruppen.
Der methodischen Dreiklang der Studienabschnitte, der im Sinne sozial-ökologischer Forschung auch die Triangulation der betrachteten Subjekte Umwelt, Mikroorganismen und Mensch spiegelt, mündete in einer Risikoabschätzung. Eine Gesundheitsgefährdung und Infektionen mit resistenten Pathogenen bei den vielfältigen Nutzungen des untersuchten Fließgewässers kann demnach nicht ausgeschlossen werden. Da ein Zusammenhang zwischen Anwendungsmengen und Fehlanwendungen von Antibiotika mit der Resistenzverbreitung Konsens unter Experten ist, wird der adäquaten Risikokommunikation eine hohe Bedeutung im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen zugewiesen. Zudem wird eine bundesweit einheitliche Strategie zur Arzneimittelentsorgung empfohlen.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/5072}
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