Anders, Ulrike: Funktionsmorphologische Veränderungen und Funktionalitätserhaltung in bunodonten, selenodonten und secodonten Gebissen. - Bonn, 2012. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-27360
@phdthesis{handle:20.500.11811/5087,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-27360,
author = {{Ulrike Anders}},
title = {Funktionsmorphologische Veränderungen und Funktionalitätserhaltung in bunodonten, selenodonten und secodonten Gebissen},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2012,
month = jan,

note = {Innerhalb der Mammalia haben sich verschiedenste Gebisstypen entwickelt. Die Ausbildung von scherenden, schneidenden und quetschenden Oberflächenstrukturen auf der postcaninen Zahnreihe macht die Säugetierbezahnung zu einem effizienten Werkzeug für die Zerkleinerung unterschiedlichster Nahrungskomponenten. Die funktionellen Strukturen arbeiten dabei während der Masikation antagonistisch im Ober- und Unterkiefer, wobei Attrition und Abrasion einen steten Abrieb an Zahnmaterial bedingen. Gemeinsam mit Zahnwechsel und Zahndurchbruch unterliegt die Bezahnung der Säugetiere im Laufe des Lebens somit ständigen Veränderungen der okklusalen Oberfläche. Am Beispiel der drei morphologisch unterschiedlichen bunodonten, selenodonten und secodonten Zahntypen, wird die Entwicklung der Scherkanten, Schneidkanten und Höcker-Becken-Systemen auf der okklusalen Oberfläche aufgezeigt, und somit der Funktionalitätsaufbau und die Funktionalitätserhaltung im Gebiss der Mammalia nachvollzogen.
Für die Ausbildung und Erhaltung eines funktionellen Gebisses ist der Zahnabrieb mit der Freilegung der sekundären Oberfläche essentiell. Aufgrund einer hohen Druck- und Bruchresistenz bedingen vor allem faserige und elastische Nahrungskomponenten eine effiziente Zerkleinerung durch Scherkräfte. Die Kantenschärfe ist dabei nicht von vornherein gegeben, sondern entwickelt sich mit dem ersten Einschleifen. In der selenodonten Bezahnung führt der erste Einschliff aufgrund einer relativ dünnen Schmelzoberfläche zu einer schnellen Freilegung der sekundären Oberfläche, was eine Verdoppelung der Scherkanten und somit eine enorme Effizienzsteigerung mit sich bringt. Die Schärfe der Kanten wird durch das stete Nachschleifen aufgrund von Attrition lange aufrechterhalten. Auch in der bunodonten Bezahnung spielt Attrition und Abrasion bei der Funktionalitätsbildung und –Erhaltung eine entscheidende Rolle. In vielen primitiveren bunodonten Formen wird aufgrund eines relativ dicken Schmelzes die primäre Oberfläche sehr lange aufrecht erhalten und somit einer starken Abnutzung entgegenwirkt. Dies verhindert eine Abflachung der Zahnhöcker und die quetschende Funktionalität von Höcker-Becken-Systemen bleibt bestehen. Im Gegensatz dazu zeigen weiter entwickelte bunodonte Formen, dass eine relativ schnelle Freilegung der sekundären Oberfläche mit einer Funktionalitätssteigerung des Gebisses einhergehen kann. Neben den quetschenden Strukturen, werden durch die Schmelzberandungen der exponierten Dentinbecken auch scherende Elemente auf der Zahnoberfläche bereitgestellt, was eine Multifunktionalität begünstigt.
Für die Funktionalitäts- und Effizienzerhaltung im Alter ist des Weiteren die Dauer des Zahnwechsels von entscheidender Bedeutung. Ein relativ langsames Nachschieben der einzelnen postcaninen Zahnpositionen erlaubt eine sukzessive Abnutzung der Zahnreihe, was die Ausbildung einer multifunktionalen Bezahnung und eine lange Funktionalität begünstigt. Auch in der selenodonten Bezahnung finden sich Anpassungen zur Etablierung eines langen Zahnwechsels. Vor allem in hypsodonten Bezahnungen können aufgrund der Abrasionsresistenz die Milchzähne länger funktional im Kiefer bestehen. Dadurch erfolgt der Einschliff der permanenten Zähne vergleichsweise spät, was die Lebensdauer der Bezahnung bis in die letzten Altersphasen ausdehnt.
Zahnabrieb zeichnet somit nicht nur den Verlust und Zerfall der okklusalen Oberfläche nach, sondern wirkt sich entscheidend auf die Ausbildung und Aufrechterhaltung der funktionalen Strukturen aus. Zusammen mit Zahndurchbruch und Zahnwechsel wird somit in vielen Arten eine funktionelle und effiziente Zahnreihe über die gesamte Lebenszeit hinweg aufrechterhalten.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/5087}
}

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