Crüsemann, Max: Studien zur Biosynthese des Hormaomycins. - Bonn, 2012. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-29247
@phdthesis{handle:20.500.11811/5347,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-29247,
author = {{Max Crüsemann}},
title = {Studien zur Biosynthese des Hormaomycins},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2012,
month = aug,

note = {In der vorliegenden Arbeit werden Experimente zur Aufklärung der Biosynthese, Untersuchungen zum evolutionären Ursprung der Adenylierungsdomänen und Studien zur Flexibilität der Biosyntheseenzyme des bakteriellen Peptids Hormaomycin präsentiert. Hormaomycin wird von Streptomyces griseoflavus W-384 synthetisiert und besitzt mehrere interessante biologische Aktivitäten. Einzigartig ist die Struktur des Hormaomycins; es ist ein zyklisches Peptidlacton mit acht Bausteinen, von denen sieben nicht-proteinogenen Ursprungs sind. Einige dieser Bausteine, wie (3-Nitrocyclopropyl)alanin [(3-Ncp)Ala], 4-(Z-Propenyl)prolin [(4-Pe)Pro] und 5-Chlor-N-hydroxy-pyrrol-2-carbonsäure [Chpca] sind in der Natur bisher einzigartig. Vorläufer-dirigierte Biosynthese-experimente haben gezeigt, dass die Biosynthesemaschinerie von Hormaomycin ungewöhnlich flexibel ist. In der Arbeitsgruppe Piel konnte in Vorarbeiten der Biosynthesegencluster des Hormaomycins isoliert und sequenziert werden. Die Analyse der Sequenz zeigte, dass Hormaomycin von einer nichtribosomalen Peptidsynthetase (NRPS) synthetisiert wird.
Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wurden die Biosynthesen der Vorstufen durch heterologe Expressionen von Biosynthesegenen teilweise aufgeklärt. Durch bioinformatische Analysen wurden zwei Gene mit unbekannter Funktion, hrmI und hrmJ, dem postulierten Biosyntheseweg von (3-Ncp)Ala zugeordnet. Beide Enzyme haben keine eng verwandten Homologe. Eine Fütterung von (3-Ncp)Ala zu einer Knock-Out-Mutante von hrmI führte zu einer Komplementierung der Hormaomycinproduktion, was die Zugehörigkeit des Enzyms zu diesem Biosyntheseweg beweist. HrmJ, eine α-Ketoglutarat-abhängige Oxygenase, katalysiert vermutlich den ersten Schritt des Biosyntheseweges. Das Enzym konnte in hohen Ausbeuten in E. coli exprimiert und isoliert werden und bildete in Enzymassays aus Lysin ein neues Produkt. Massenspektrometrische Messungen geben erste Hinweise darauf, dass es sich hierbei um ein hydroxyliertes Lysin mit terminaler Oximfunktion handelt. HrmI ist putativ eine Oxidase und könnte zu einer neuen Enzymfamilie gehören. (4-Pe)Pro wird, analog zur Biosynthese des Lincomycins, über Tyrosin und L-Dihydroxyphenylalanin (L-DOPA) synthetisiert. HrmF, eine L-DOPA-Dioxygenase, katalysiert die Öffnung des Catecholrings zu einem instabilen, gelb gefärbten Pyrrolinintermediat. HrmF wurde in dieser Arbeit kinetisch charakterisiert. Die Ergebnisse zeigen, dass das Enzym eine fast 160-fach höhere katalytische Aktivität als sein Homolog aus der Lincomycinbiosynthese, LmbB1, besitzt. Das Enzym ist aufgrund seiner hohen Aktivität, der sehr losen Substratspezifität und hohen Expressionsausbeuten ein guter Kandidat für chemoenzymatische Syntheseverfahren. Die Startereinheit der Hormaomycinbiosynthese, Chpca, wird aufgrund von bioinformatischen Voraussagen aus Prolin, kovalent gebunden an HrmL, ein freistehendes Peptidylcarrierprotein (PCP), synthetisiert. Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Acyl-CoA-Synthetase HrmK und HrmL heterolog exprimiert und charakterisiert. Es konnte gezeigt werden, dass Prolin vom Enzym sehr selektiv adenyliert wird. Für HrmL wurde massenspektrometrisch die 4´-Phosphopanthetheinylierung nachgewiesen.
Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Charakterisierung der Adenylierungsdomänen (A-Domänen) der Hormaomycin-NRPS. Alle sieben A-Domänen wurden mit dem MbtH-artigen Protein HrmR coexprimiert und isoliert. Für den Komplex wurde ein stöchiometrisches Verhältnis von 1:1 bestimmt. Die Proteine wurden in einem massenspektrometrisch basierten Assay umfassend charakterisiert und zur Eliminierung von falsch positiven Resultaten mit FPLC weiter aufgereinigt. Für HrmO3A und HrmP1A wurde eine selektive Aktivierung von (β-Me)Phe nachgewiesen. HrmO1A und HrmO4A aktivieren (3-Ncp)Ala fast quantitativ und Leucin am zweithäufigsten [jeweils etwa 10% im Vergleich zu (3-Ncp)Ala]. HrmO2A adenyliert L-Threonin sehr selektiv, und HrmP3A zeigt eine fast quantitative Umsetzung für (4-Pe)Pro. HrmP3A kann zusätzlich ein Prolinderivat mit einer Ethinylkette aktivieren. Dieses Ergebnis ist sehr vielversprechend im Hinblick auf die Mutasynthese eines Hormaomycinderivates mit Alkinylseitenkette. Dieses Derivat könnte in Pull-down-Experimenten zur Auffindung des molekularen Targets für Hormaomycin eingesetzt werden. HrmP2A aktiviert in vitro bevorzugt Valin, was der bioinformatischen Voraussage entspricht. Allerdings wird in vivo Isoleucin von der NRPS inkorporiert. Die Gründe für diese Diskrepanz sind nicht bekannt. Die Sequenzen der Hormaomycin A-Domänen zeigen in einigen Fällen eine weitgehende Übereinstimmung am N- und C-Terminus (jeweils etwa 200 Aminosäuren). Das legt einen möglichen Austausch der zentralen DNA-Abschnitte, und damit der Substratspezifität, durch Rekombination während der Evolution nahe. Um diese Hypothese experimentell zu überprüfen, wurden fünf rekombinante A-Domänen konstruiert, die alle die N-und C-terminale Sequenz von HrmO3A trugen. Die zentralen Abschnitte wurden einerseits drei A-Domänen aus der Hormaomycin-NRPS andererseits zwei A-Domänen der NRPS des calcium dependent antibiotic (CDA) aus Streptomyces coelicolor A3(2), entnommen. Alle rekombinanten Enzyme wurden stabil in E. coli mit HrmR coexprimiert. Die Hormaomycinfusionen waren aktiv und zeigten in etwa die gleiche Substratspezifität und Aktivität wie die nativen, die zentralen Abschnitte enthaltenden, A-Domänen. Die Ergebnisse dieser Experimente geben Einblicke in die Evolution der Hormaomycin-A-Domänen und zeigen neue Strategien für die kombinatorische Biosynthese von nichtribosomalen Peptiden auf.
Im dritten Teil wurden die ersten bekannten, natürlich gebildeten Analoga des Hormaomycins aus einem Extrakt eines Hormaomycin-Überproduktionsstammes isoliert und deren Strukturen anschließend aufgeklärt. Hormaomycin A1 ist ein Deschlorohormaomycin, wogegen in Hormaomycin A2 Valin statt Isoleucin in das Peptid eingebaut wurde. Hormaomycin A3 und A4 tragen jeweils ein Leucin, Hormaomycin A5 zwei Leucine statt (3-Ncp)Ala im Molekül. Der Einbau der proteinogenen Aminosäuren in Hormaomycin A2-5 korrespondiert sehr gut mit den Ergebnissen der A-Domänentests und demonstriert die Anwendbarkeit dieser Tests für zukünftige Mutasyntheseexperimente. Die Aktivitäten der isolierten Analoga werden weitere Einblicke in die Struktur-Wirkungsbeziehungen von Hormaomycin geben.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/5347}
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