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Lukians Hetären
Überlegungen zum Männlichkeitsdiskurs in der Zweiten Sophistik

dc.contributor.advisorSchmitz, Thomas A.
dc.contributor.authorRösch, Yvonne Jasmine
dc.date.accessioned2020-04-27T06:43:16Z
dc.date.available2020-04-27T06:43:16Z
dc.date.issued17.07.2019
dc.identifier.urihttps://hdl.handle.net/20.500.11811/8151
dc.description.abstractLukian aus Samosata (ca. 125–165 n. Chr.) ist weit über die Fachgrenzen hinaus für seine spöttischen Seitenhiebe auf die männliche Bildungselite der Kaiserzeit bekannt. Weniger Beachtung hingegen fand bislang der Frauentypus Hetäre (ἑταίρα), der sowohl in Lukians (pseudo-)autobiographischen Dialogen (etwa Bis accusatus und Imagines-Dialoge) als auch insbesondere in seinen Hetärendialogen prominent ist. Die vorliegende Arbeit untersucht, wie die literarische Darstellung dieses Frauentypus in Lukians Hetärentexten mit der männlich geprägten und auf Performativität ausgerichteten Kultur der Zweiten Sophistik in Verbindung steht. Sie gründet auf der Annahme, dass dem kaiserzeitlichen Bildungsdiskurs (παιδεία) ein Männlichkeitsideal anhaftet, das sowohl von einem intellektuellen als auch von einem physischen Code bestimmt ist. Da sowohl gender als auch παιδεία hochgradig dynamische Prozesse sind, die von sozialen Erwartungen geleitet werden, sind Sexualität und Bildung in der heterosexuellen Matrix des 2. Jh. n. Chr. von dem Streben nach diskursiver Kontrolle über das (unterlegene) Andere geprägt. Die Zweite Sophistik kann aufgrund ihrer inhärenten Begehrensstruktur als eine Kultur des Sehnens beschrieben werden, die auf der Sehnsucht des πεπαιδευμένος (Gebildeten) nach einem idealisierten Begehrensobjekt gründet. Genau in diese soziale Dynamik fügt sich der Frauentypus Hetäre ein. In der griechischen Literatur der Kaiserzeit ist die Hetäre nämlich ein idealisiertes Wissens- und Begehrensobjekt zugleich, das maßgeblich aus dem klassizistischen Hetärenarchiv generiert wird – ein vom objektivierenden male gaze konstruierter Wissensspeicher, der von der Archaik bis zum Hellenismus angewachsen ist und aus Topoi, Motiven, Typen, Namen und Narrativen rund um die Hetäre und ihre gesellschaftlichen Wirkungsbereiche (Symposium, Rhetorik und öffentlicher Raum) besteht. Im scharfen Gegensatz zu anderen kaiserzeitlichen Autoren wie Dionysios Halikarnassos, Alkiphron und Athenaios stellt Lukian die Hetäre, ebenso wie παιδεία, als nicht verfügbares Begehrensobjekt dar, wie exemplarische Dialoganalysen aus seinem Œuvre nahelegen. Besonders in den Hetärendialogen zeigt sich, dass Lukian einen erotischen Kosmos erschafft, der sowohl zu einer Erotisierung von παιδεία führt, als auch den Rezeptionsakt selbst zu einem vom Scheitern bedrohten performativen Akt macht. Denn die Hetärentexte basieren zwar auf einem sprachlichen und sachlichen Attizismus, variieren aber gleichzeitig hypotextuelle Indikatoren, die den Rezipienten permanent seine Bildungshoheit und Männlichkeit hinterfragen lassen. Die Dynamik der erotischen Beziehung zu einer Hetäre gibt bei Lukian insofern die paradoxen Rahmenbedingungen einer Kultur des Sehnens der Lächerlichkeit preis. Daher kann die erotische Beziehung zu Hetären im Corpus Lucianeum als metaphorischer Darstellungsmodus für die unstillbare Sehnsucht des kaiserzeitlichen Rezipienten nach der vergangenen kulturellen Blütezeit Griechenlands gelesen werden.
dc.description.abstractLucian of Samosata (ca. 125–165 CE) is chiefly known for his satires about the male elite of imperial Greece. The female character of the hetaira, however, also features prominently in works such as Bis accusatus, Imagines, Pro Imaginibus and the Dialogi Meretricii. The main purpose of this PhD thesis is to explore Lucian's literary representations of the hetaira in the context of the male-centred and highly performative culture of the Second Sophistic. Since imperial education (paideia) is commonly thought of as a code system designed for men and based on intellectual and physical patterns, paideia and gender are going to be examined as dynamic processes governed by social expectations. Consequently, within the heterosexual matrix of the second century CE male sexuality and education can be constructed in terms of discursive power over the Other. The Second Sophistic can thus be described as a culture of longing. Greek imperial literature portrays the hetaira as an idealized object of both education and of desire, as exemplified in the works of Dionysius of Halikarnassus, Alciphron and Athenaeus. From Archaic culture up to Hellenism a vast array of topoi, types and narratives were generated by the male gaze, leading to what can be described as a classicist archive of hetaira-related topics by Lucian's time. In stark contrast to his contemporaries, Lucian depicts neither the hetaira nor paideia as readily available objects. Especially his Dialogi Meretricii create an an ambivalent erotic setting that eroticises paideia but also turns reading itself into an almost foredoomed (performative) act. Although both language and subject matter of Lucian's dialogues are heavily influenced by Atticism, his classical allusions never quite fulfil expectations. Therefore, the Dialogi Meretricii are a real challenge for the reader's education and masculinity. By revealing the dynamics of an erotic relationship with a hetaira Lucian exposes the inherent contradictions of the imperial culture of longing. So in Lucian's works the erotic relationship with a hetaira serves as a metaphorical mode of describing the imperial reader's insatiable longing for the Greek cultural past.
dc.language.isodeu
dc.rightsIn Copyright
dc.rights.urihttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
dc.subjectLukian
dc.subjectHetäre
dc.subjectZweite Sophistik
dc.subjectLucian
dc.subjecthetaira
dc.subjectgender
dc.subjectSecond Sophistic
dc.subject.ddc800 Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft
dc.subject.ddc880 Griechische Literatur
dc.titleLukians Hetären
dc.title.alternativeÜberlegungen zum Männlichkeitsdiskurs in der Zweiten Sophistik
dc.typeDissertation oder Habilitation
dc.publisher.nameUniversitäts- und Landesbibliothek Bonn
dc.publisher.locationBonn
dc.rights.accessRightsopenAccess
dc.identifier.urnhttps://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-55245
ulbbn.pubtypeErstveröffentlichung
ulbbn.birthnameNowak
ulbbnediss.affiliation.nameRheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
ulbbnediss.affiliation.locationBonn
ulbbnediss.thesis.levelDissertation
ulbbnediss.dissID5524
ulbbnediss.date.accepted01.02.2018
ulbbnediss.institutePhilosophische Fakultät : Institut für Klassische und Romanische Philologie (IKURP)
ulbbnediss.fakultaetPhilosophische Fakultät
dc.contributor.coRefereevon Möllendorff, Peter


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