Hahn, Helmut: Die Verbandsgemeinde Emmelshausen/Vorderhunsrück : Sozial- und wirtschaftsgeographischer Strukturwandel und Differenzierungsprozesse in der Nachkriegszeit. Bonn: Dümmler Verlag, 1988. In: Arbeiten zur Rheinischen Landeskunde, 59.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://hdl.handle.net/20.500.11811/8716
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author = {{Helmut Hahn}},
title = {Die Verbandsgemeinde Emmelshausen/Vorderhunsrück : Sozial- und wirtschaftsgeographischer Strukturwandel und Differenzierungsprozesse in der Nachkriegszeit},
publisher = {Dümmler Verlag},
year = 1988,
series = {Arbeiten zur Rheinischen Landeskunde},
volume = 59,
note = {Der Vorderhunsrück, mit der 1935 gegründeten Gemeinde Emmelshausen (früher Bahnhof Halsenbach) als Mittelpunkt, besaß bis 1939 keinen direkten Straßenanschluß an das Oberzentrum Koblenz. Die wirtschaftliche und soziale Umstrukturierung setzte daher erst nach dem zweiten Weltkrieg in voller Stärke ein. Bis dahin war die Bevölkerung bäuerlich orientiert, wobei die überwiegende Zahl der Klein- und Kleinstbetriebe in diesem Realerbteilungsgebiet nur im Zu- bzw. Nebenerwerb eine Familie - häufig am Rande des Existenzminimums - ernähren konnte. Der Oberbesatz an Arbeitskräften in Landwirtschaft, Dienstleistungen und Handwerk verdeckte eine latente Arbeitslosigkeit.
Die, im Verlaufe der Nachkriegsjahrzehnte sich wandelnden wirtschaftlichen Verhältnisse in der Bundesrepublik führten im Untersuchungsgebiet zu einer völligen Umgestaltung der sozialökonomischen Struktur und stellten hohe Anforderungen an die Anpassungsfähigkeit und Initiative der Bevölkerung. Neben der Mehrzahl der landwirtschaftlichen mußte ein großer Teil der traditionellen Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe aufgegeben werden. Gehörten 1950 noch drei Viertel der Erwerbstätigen zur Gruppe der Selbständigen und ihrer mithelfenden Familienangehörigen, so sank ihr Anteil bis 1997 auf ca. 20%. Diese Entwicklung war verknüpft mit eine1r tiefgreifenden Umgestaltung der außer landwirtschaftlichen: Arbeitsstätten. Zählten 1950 noch ca. 45% zum Wirtschaftsbereich produzierendes Gewerbe, so ist 1987 der private Dienstleistungsbereich anteilmäßig an seine Stelle getreten. Dies gilt natürlich nicht für die Zahl der Beschäftigten. Doch sank der Anteil der im produzierenden Gewerbe Tätigen von knapp 70% auf knapp 63% und erhöhte sich der des Dienstleistungsbereiches (einschließlich öffentliche Dienste) von 21,5% auf 29%.
Selbstverständlich verlief der Anpassungsprozeß nicht so geradlinig, wie es die wenigen Daten andeuten. Während des Untersuchungszeitraumes wurden fast 500 Arbeitsstätten neu errichtet, aber am Ende gab es nur 110 zusätzliche Betriebe. Die meisten Erwerbstätigen mußten ihren Beruf wechseln. Zahlreiche Betriebsschließungen und Reduzierungen der Belegschaften zwangen immer wieder zur Suche eines neuen Arbeitsplatzes. So wurden von 1950 bis 1987 doppelt so viele außeragrarische Arbeitsplätze neue geschaffen, wie am Ende als Zugewinn verblieben.
Für die von Landwirtschaft, Dienstleistungen und Handwerk freigsetzten -und durch Zuwanderung hinzugekommenen Arbeitskräfte konnten trotz aller Initiativen nicht ausreichend neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Dies galt vor allem für die Zeit von 1950-1970, in der ca. 900 Erwerbspersonen zur Abwanderung gezwungen waren. Der Auspendlerüberschuß wuchs von 211 (1950) auf z.Zt. ca. 1 500, d.h. etwa 27% der Erwerbspersonen an. Der Zwang zum Pendeln, sowohl innerhalb der Verbandsgemeinde wie auch nach außen, trifft die Gemeinden in unterschiedlichem Maße. Die Aufgabe so zahlreicher landwirtschaftlicher, Dienstleistungs- und gewerblicher Familienbetriebe, die gleichzeitige Vergrößerung der verbleibenen und neu geschaffenen Arbeitsstätten und ihre Standortwahl haben zu einer starken räumlichen Konzentration der Arbeitsplätze und in ihrem Gefolge auch der Bevölkerung geführt. Der zentrale Ort Emmelshausen - seit 1970 auch Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung konnte vor allem den Dienstleistungsbereich i.w.S. des Wortes auf sich konzentrieren und wurde zugleich - auch in Verbindung mit seiner Verkehrslage und infrastrukturellen Ausstattung zur bevorzugten Zuzugsgemeinde. Unter den Zuziehenden befinden sich zahlreiche Auspendler, d.h. Erwerbstätige, die ihren Arbeitsplatz beibehielten. Industrie- und andere Gewerbebetriebe konzentrieren sich an benachbarten Standorten, dem älteren in Halsenbach und dem neu geschaffenen in Dörth. Die Gewerbestandorte Gondershausen und Pfalzfeld treten demgegenüber zurück. Fehlende Arbeitsplätze, weite Pendlerwege, der Verlust des früheren Mittelpunktes Pfalzfeld (alter Amtssitz) haben im Süden der Verbandsgemeinde zu Bevölkerungsverlusten geführt.
Im Gefolge so tiefgreifender struktureller Wandlungen sind Fehlentwicklungen fast unvermeidlich. Ihnen zu begegnen gehört zu den wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre. Es gilt die Wirtschaft der Verbandsgemeinde durch Ansiedlung von Gewerbebetrieben zu stärken. Sonst besteht die Gefahr, daß sie im Sog des Ballungsraumes Koblenz, bei weiter steigenden Auspendlerzahlen, zum reinen Wohngebiet wird. Doch bedarf auch die hauptberufliche Landbewirtschaftung - nicht zuletzt im Interesse der Kulturlandschaftspflege - der Förderung, da es bereits jetzt in drei Gemeinden keinen und in sechs weiteren nur noch einen Haupterwerbsbetrieb gibt. Beide Maßnahmen sollten besonders den Süden der Verbandsgemeinde berücksichtigen, um weiteren Arbeitsplatzverlusten auch im Dienstleistungs- und handwerklichen Bereich und damit einer fortschreitenden Entvölkerung dieses Raumes entgegenzuwirken.},

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