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Die Verbandsgemeinde Emmelshausen/Vorderhunsrück
Sozial- und wirtschaftsgeographischer Strukturwandel und Differenzierungsprozesse in der Nachkriegszeit

dc.contributor.authorHahn, Helmut
dc.date.accessioned2020-10-21T20:37:53Z
dc.date.available2020-10-21T20:37:53Z
dc.date.issued1988
dc.identifier.urihttps://hdl.handle.net/20.500.11811/8716
dc.description.abstractDer Vorderhunsrück, mit der 1935 gegründeten Gemeinde Emmelshausen (früher Bahnhof Halsenbach) als Mittelpunkt, besaß bis 1939 keinen direkten Straßenanschluß an das Oberzentrum Koblenz. Die wirtschaftliche und soziale Umstrukturierung setzte daher erst nach dem zweiten Weltkrieg in voller Stärke ein. Bis dahin war die Bevölkerung bäuerlich orientiert, wobei die überwiegende Zahl der Klein- und Kleinstbetriebe in diesem Realerbteilungsgebiet nur im Zu- bzw. Nebenerwerb eine Familie - häufig am Rande des Existenzminimums - ernähren konnte. Der Oberbesatz an Arbeitskräften in Landwirtschaft, Dienstleistungen und Handwerk verdeckte eine latente Arbeitslosigkeit.
Die, im Verlaufe der Nachkriegsjahrzehnte sich wandelnden wirtschaftlichen Verhältnisse in der Bundesrepublik führten im Untersuchungsgebiet zu einer völligen Umgestaltung der sozialökonomischen Struktur und stellten hohe Anforderungen an die Anpassungsfähigkeit und Initiative der Bevölkerung. Neben der Mehrzahl der landwirtschaftlichen mußte ein großer Teil der traditionellen Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe aufgegeben werden. Gehörten 1950 noch drei Viertel der Erwerbstätigen zur Gruppe der Selbständigen und ihrer mithelfenden Familienangehörigen, so sank ihr Anteil bis 1997 auf ca. 20%. Diese Entwicklung war verknüpft mit eine1r tiefgreifenden Umgestaltung der außer landwirtschaftlichen: Arbeitsstätten. Zählten 1950 noch ca. 45% zum Wirtschaftsbereich produzierendes Gewerbe, so ist 1987 der private Dienstleistungsbereich anteilmäßig an seine Stelle getreten. Dies gilt natürlich nicht für die Zahl der Beschäftigten. Doch sank der Anteil der im produzierenden Gewerbe Tätigen von knapp 70% auf knapp 63% und erhöhte sich der des Dienstleistungsbereiches (einschließlich öffentliche Dienste) von 21,5% auf 29%.
Selbstverständlich verlief der Anpassungsprozeß nicht so geradlinig, wie es die wenigen Daten andeuten. Während des Untersuchungszeitraumes wurden fast 500 Arbeitsstätten neu errichtet, aber am Ende gab es nur 110 zusätzliche Betriebe. Die meisten Erwerbstätigen mußten ihren Beruf wechseln. Zahlreiche Betriebsschließungen und Reduzierungen der Belegschaften zwangen immer wieder zur Suche eines neuen Arbeitsplatzes. So wurden von 1950 bis 1987 doppelt so viele außeragrarische Arbeitsplätze neue geschaffen, wie am Ende als Zugewinn verblieben.
Für die von Landwirtschaft, Dienstleistungen und Handwerk freigsetzten -und durch Zuwanderung hinzugekommenen Arbeitskräfte konnten trotz aller Initiativen nicht ausreichend neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Dies galt vor allem für die Zeit von 1950-1970, in der ca. 900 Erwerbspersonen zur Abwanderung gezwungen waren. Der Auspendlerüberschuß wuchs von 211 (1950) auf z.Zt. ca. 1 500, d.h. etwa 27% der Erwerbspersonen an. Der Zwang zum Pendeln, sowohl innerhalb der Verbandsgemeinde wie auch nach außen, trifft die Gemeinden in unterschiedlichem Maße. Die Aufgabe so zahlreicher landwirtschaftlicher, Dienstleistungs- und gewerblicher Familienbetriebe, die gleichzeitige Vergrößerung der verbleibenen und neu geschaffenen Arbeitsstätten und ihre Standortwahl haben zu einer starken räumlichen Konzentration der Arbeitsplätze und in ihrem Gefolge auch der Bevölkerung geführt. Der zentrale Ort Emmelshausen - seit 1970 auch Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung konnte vor allem den Dienstleistungsbereich i.w.S. des Wortes auf sich konzentrieren und wurde zugleich - auch in Verbindung mit seiner Verkehrslage und infrastrukturellen Ausstattung zur bevorzugten Zuzugsgemeinde. Unter den Zuziehenden befinden sich zahlreiche Auspendler, d.h. Erwerbstätige, die ihren Arbeitsplatz beibehielten. Industrie- und andere Gewerbebetriebe konzentrieren sich an benachbarten Standorten, dem älteren in Halsenbach und dem neu geschaffenen in Dörth. Die Gewerbestandorte Gondershausen und Pfalzfeld treten demgegenüber zurück. Fehlende Arbeitsplätze, weite Pendlerwege, der Verlust des früheren Mittelpunktes Pfalzfeld (alter Amtssitz) haben im Süden der Verbandsgemeinde zu Bevölkerungsverlusten geführt.
Im Gefolge so tiefgreifender struktureller Wandlungen sind Fehlentwicklungen fast unvermeidlich. Ihnen zu begegnen gehört zu den wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre. Es gilt die Wirtschaft der Verbandsgemeinde durch Ansiedlung von Gewerbebetrieben zu stärken. Sonst besteht die Gefahr, daß sie im Sog des Ballungsraumes Koblenz, bei weiter steigenden Auspendlerzahlen, zum reinen Wohngebiet wird. Doch bedarf auch die hauptberufliche Landbewirtschaftung - nicht zuletzt im Interesse der Kulturlandschaftspflege - der Förderung, da es bereits jetzt in drei Gemeinden keinen und in sechs weiteren nur noch einen Haupterwerbsbetrieb gibt. Beide Maßnahmen sollten besonders den Süden der Verbandsgemeinde berücksichtigen, um weiteren Arbeitsplatzverlusten auch im Dienstleistungs- und handwerklichen Bereich und damit einer fortschreitenden Entvölkerung dieses Raumes entgegenzuwirken.
de
dc.description.abstractThe Administrative District of Emmelshausen - Vorderhunsrück.
Structural change in the social and economic geography and processes of differentiation in the post-war period

The Vorderhunsrück, with the 1935 founded community Emmelshausen (formerly known as Halsenbach Station) as centre, did not have a direct road link to Koblenz, the higher-order centre, until 1939. Full economic and social restructuring did not therefore set in until after World War II. Up to that time it had been a farming district dominated by small and very small farming units as a result of the divided inheritance (Gavelkind) practiced in this area; this required 1additional earnings in order to support a family, and even then it often remained close to subsistence level. Overmanning in agriculture, services and handwork masked a latent unemployment.
Adaption to the changes in economic conditions which were taking place in the Federal Republic during the post-war decades led to a total transformation of the socio-economic structure of the area under investigation and made high demands on the adaptibility and initiative of the population.
Not only the majority of agricultural enterprises but also many of the traditional retail establishments, workshops and services had to be closed down. Whilst in 1950 three-quarters of the work force belonged to the category of the selfemployed, together with those family members who assisted them, their share had dwindled to c. 20% by 1987. This development was linked to a radical transformation of the non-agricultural places of work. Where in 1950 approximately 45% of all enterprises were classified as trade and industry, the private service sector had grown to that size by 1987. Of course this does not apply to the number of persons employed within it: the proportion of those in trade and industry fell from almost 70% to almost 63%, and rose from 21.5% to 29% for those in the service sector.
The process of adaptation was, of course, not as straight forward as these few data seem to indicate. During the period under investigation almost 500 enterprises were newly set up, but there were only 110 additional firms at the close. Most people in employment had to change jobs. Numerous firm-closures and reductions in the work force repeatedly forced people into searches for new employment. In the period 1950- 1987 the creation of non-agricultural jobs was twice the number of what in the end remained as a gain.
In spite of all kinds of initiatives it was not possible to create sufficiently many new jobs to replace those made redundant in agriculture, services and trade, nor to employ additional people migrating to the area. This applied especially in the period 1950 1970, during which 900 persons seeking employment were forced to leave the district. The commuter surplus grew from 211 (1950) to the present c. 1500, i.e. about 27% of the work force. The necessity of commuting be it within the administrative district or beyond - affects the communities to a varying degree. The giving-up of so many agricultural, trade or service fami1ybusinesses, together with the simultaneous enlargement of the remaining and newly-founded enterprises, and the choice of their location, have led to a substantial spatial concentration of jobs, and subsequently of population as well.
Since 1970 the seat of the district administration, Emmelshausen as a central place was able, in the literal meaning of the word, to concentrate the service sector within its boundaries and, further assisted by its accessibility and infrastructural endowment, it became the preferred place for in-migration. Among the new arrivals there are many commuters, i.e. working people who continue to be employed at their former places of work. Industry and trade are concentrated in locations nearby, of which Halsenbach is the older one and Dörth the one to have been set up recently. The industrial locations of Gondershausen and Pfalzfeld are of comparatively lesser importance. In the south of the administrative district the lack of workplaces, the long commuting distances and the loss of the former administration function at Pfalzfeld have led to losses of population.
Development failures following such radical structural changes are almost unavoidable. To correct them will be one of the most important tasks of the coming years. The economy of the administrative district needs to be strengthened by attracting manufacturing plants. If it fails to do so, it runs the risk of becoming a purely residential place as the number of commuters continue to rise thanks to the attractive pull of the Koblenz agglomeration. But cultivation of the land as a main occupation also least in the interests of the needs to be supported, not conservation of the cultural landscape since three parishes are already without any mainstream farmers, and a further six are reduced to just one with farming as the principal occupation. Both measures should pay particular attention to the south of the administrative district in order to prevent further job losses extending to the service and trade sectors and thus to a progressive depopulation of this area.
en
dc.format.extent85
dc.language.isodeu
dc.relation.ispartofseriesArbeiten zur Rheinischen Landeskunde ; 59
dc.rightsIn Copyright
dc.rights.urihttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
dc.subjectVerbandsgemeinde Emmelshausen
dc.subjectDorfentwicklung
dc.subjectGeschichte 1945-1987
dc.subjectSoziale Umstände
dc.subjectWirtschaftslage
dc.subject.ddc550 Geowissenschaften
dc.subject.ddc914.3 Geografie, Reisen (Deutschland)
dc.subject.ddc943 Geschichte Deutschlands
dc.titleDie Verbandsgemeinde Emmelshausen/Vorderhunsrück
dc.title.alternativeSozial- und wirtschaftsgeographischer Strukturwandel und Differenzierungsprozesse in der Nachkriegszeit
dc.typeBuch, Monografie
dc.publisher.nameDümmler Verlag
dc.publisher.locationBonn
dc.rights.accessRightsopenAccess
dc.relation.pissn0373-7187
dc.relation.pissn3-427-71591-4
ulbbn.pubtypeZweitveröffentlichung


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