Tanne, Christoph Kurt: Untersuchung mikrobieller Glasbildner für die Biostabilisierung und biomimetische Applikation in einem Biosensor. - Bonn, 2014. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-35212
@phdthesis{handle:20.500.11811/6042,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-35212,
author = {{Christoph Kurt Tanne}},
title = {Untersuchung mikrobieller Glasbildner für die Biostabilisierung und biomimetische Applikation in einem Biosensor},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2014,
month = mar,

note = {Im Sinne der Bionik (biologisch inspirierte Lösungen für technische Fragestellungen) setzt sich diese Arbeit mit dem Prinzip der Vitrifikation während der Anhydrobiose auseinander. Sie ist durch die temporäre Ausbildung organischer Gläser in biologischen Systemen bei extremer Austrocknung definiert. Das Resultat ist eine Art Dormanzzustand (motorische und metabolische Inaktivität). Diese Glasbildung zeichnet sich ferner durch Reversibilität bei Rehydrierung und den Erhalt der Bioaktivität der verglasten Komponenten aus. Die Applikation der Vitrifikation wurde hinsichtlich der biotechnologischen Trockenstabilisierung (anhydrobiotic engineering) als auch im Rahmen der Nanobiotechnologie (Biosensorik) realisiert. Dadurch liefert diese Arbeit vielversprechende Ansätze für die kosteneffiziente Lagerung von trocknungsempfindlichen Biosystemen (Zellen), einzelnen Biomolekülen (Proteinen) sowie Hybridsystemen (Biosensoren) in der Pharmazie, Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie.
Die Basis bilden biologische Studien zum moderat halophilen Modellorganismus Halomonas elongata, welcher fähig ist die harschen Bedingungen bei Austrocknung (erhöhte Temperaturen und geringe Wasseraktivitäten) zu überleben. Entscheidend für die Überlebensfähigkeit des extremophilen Bakteriums ist offenbar der intrazellulär akkumulierte Glasbildner Hydroxyectoin (vermutlich in Kombination mit Glutamat). Zusätzliche Komponenten (Hydrophiline, Polyphosphate oder anorganische Ionen), die wesentlich zur Glasbildung im halophilen Modellorganismus beitragen könnten, waren experimentell nicht nachweisbar, können jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Stabilitätstests belegten, dass Hydroxyectoin-beladene Zellen durchIn-vivo-Vitrifikation bis zu sechsfach trockentoleranter sind als Ectoin-beladene Zellen. In-vitro-Studien demonstrierten ferner die Fertigung artifizieller Gläser basierend auf Hydroxyectoin (ähnlich Trehalose und Saccharose), wohingegen Ectoin verstärkt zur Kristallisation tendierte. Das Modellenzym Lactatdehydrogenase konnte so insbesondere durch mikrobiologische Glasbildner (Trehalose, Saccharose, Hydroxyectoin, Glutamat) effektiv bei simultanem Hitze- und Trockenstress geschützt werden. Dies traf nicht für das ungeschützte bzw. Ectoin-modifizierte Enzym zu. Die Approximation natürlicher Gläser durch die zusätzliche Verwendung der Hydrophilin-analogen Peptidstruktur Gelatine resultierte in einer weiteren Steigerung des Stabilisierungseffekts. Durch das Zwei-Komponenten-System aus Hydroxyectoin und Glutamat in Kombination mit Gelatine wurde ein fast vollständiger Erhalt der enzymatischen Aktivität nach mehrstündiger Trocknung erreicht.
Im weiteren Verlauf des bionischen Ansatzes wurde sich auf das technische Problem der Instabilität von Biosensoren bei Trockenlagerung fokussiert. Dazu wurde ein elektrochemischer Glucose-Biosensor auf Basis von mehrwandigen Kohlenstoffnanoröhren (MWCNT) ad hoc konstruiert. In Trocknungsversuchen zeigte sich, dass Biosensoren, welche mit Hydroxyectoin bzw. mit Hydroxyectoin und Glutamat modifiziert waren, die höchste Aktivität und Stabilität aufwiesen. Es bleibt die Frage offen, ob dies durch einen Stabilisierungseffekt oder durch einen Elektronenfluss begünstigenden Einfluss der Glasbildner auf die MWCNTs bedingt ist. Beides ist für die Konstruktion wirkungsvoller Biosensoren vorteilhaft.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/6042}
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