Schäffer, Silvia: Naturerfahrungen und Gesundheit : Motorische Fähigkeiten, subjektive Gesundheitseinschätzungen und Einblicke in den Alltag von Waldkindergartenkindern. - Bonn, 2016. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-45647
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-45647
@phdthesis{handle:20.500.11811/6937,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5n-45647,
author = {{Silvia Schäffer}},
title = {Naturerfahrungen und Gesundheit : Motorische Fähigkeiten, subjektive Gesundheitseinschätzungen und Einblicke in den Alltag von Waldkindergartenkindern},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2016,
month = dec,
note = {Der regelmäßige Aufenthalt in der Natur hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Im Rahmen des Konzepts der Therapeutischen Landschaften und der Attention Restoration Theory (ART) liegen positive Bezüge für die gesundheitlichen Dimensionen des körperlichen, mentalen und sozialen Wohlbefindens (vgl. Gesundheitsdefinition der Weltgesundheitsorganisation, WHO) durch den Kontakt mit Natur und Landschaft vor. Die Kindheit, die in Deutschland zumeist von einer guten Gesundheit geprägt ist, bietet frühe Chancen, um regelmäßige Naturerfahrungen für das weitere Leben einzuüben. Waldkindergärten sind ein Beispiel für regelmäßige institutionalisierte Naturerfahrungen. Sie verlagern die Betreuung von 2–6 jährigen Kindern in den Wald und ermöglichen damit verschiedene Zugangswege zur Natur. Untersuchungen zu den langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von regelmäßiger Naturerfahrung für Kinder sind insbesondere im deutschsprachigen Raum jedoch unterrepräsentiert.
Eine umfassende Literaturrecherche zu gesundheitlichen Auswirkungen von Naturerfahrungen auf Kinder belegt positive Zusammenhänge für körperliche Aktivität, Infektionsraten, sprachliche Entwicklung, Konzentration und soziale Interaktion. Mit Hilfe eines zweigeteilten interdisziplinären Mixed-Method-Ansatzes erfolgte die Analyse des Settings Waldkindergarten in Bezug auf langfristige gesundheitliche Auswirkungen für das körperliche, mentale und soziale Wohlbefinden. Einen umfassenden Einblick in den Alltag von Waldkindergärten boten exemplarische Hospitationen inklusive qualitativer Interviews mit Erzieherinnen in 13 Waldkindergärten in NRW (Teil 1). Rund 100 Grundschulkinder, die einen Waldkindergarten besucht hatten, wurden in Bezug auf die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen des Besuchs eines Waldkindergartens untersucht (Teil 2). Die gesundheitlichen Auswirkungen wurden dazu durch einen motorischen Test, einen Fragebogen zur subjektiven Gesundheitseinschätzung und qualitative Interviews abgedeckt. Zur Einordnung der erhobenen Daten wurden weiterhin die in dieser Studie erhobenen Daten von rund 250 Grundschülern, die einen Regelkindergarten besucht hatten, untersucht und –soweit verfügbar– mit den Daten der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts abgeglichen. Die Ergebnisse aus Teil 1 und Teil 2 wurden trianguliert.
Die Auswertungen der Daten zeigten, dass der Besuch eines Waldkindergartens langfristig positive Effekte auf die Gesundheit auf körperlicher, mentaler und sozialer Ebene hat.
Auf körperlicher Ebene sind dies vorwiegend Auswirkungen hinsichtlich Bewegung, Koordination und Ausdauer. In der subjektiven Gesundheitseinschätzung zeigten insbesondere Grundschülerinnen signifikant bessere Werte für das körperliche Wohlbefinden, wenn sie einen Waldkindergarten besucht hatten. Gesundheit wurde in jedem Waldkindergarten über Bewegung, gesunde Ernährung, den Temperaturhaushalt und Hygiene thematisiert.
Der Alltag im Waldkindergarten war gekennzeichnet durch ein Spiel in Selbstbestimmung und Gelassenheit ohne Reizüberflutung, dies wirkte sich positiv auf den Selbstwert und das mentale Wohlbefinden der Kinder aus. Auch hier zeigten die Mädchen die höchsten Werte. Die Fähigkeit zu Konzentration, Zuhören und Kreativität sowie die Sprache zur Deutung und Schaffung von Spielräumen nannten Erzieherinnen aus Waldkindergärten mehrfach. Natur wurde im Waldkindergarten vorwiegend aus situationsbezogenen Anlässen vermittelt. Grundschüler, die einen Waldkindergarten besucht hatten, zählten viele Ideen zur Verbindung von Natur und Gesundheit auf. Sie gaben u.a. frische Luft, Heilkräuter und Entspannung im Wald mit Symptomlinderung, z.B. bei Tinnitus, an.
Im Bereich des sozialen Wohlbefindens war die Gemeinschaft im Waldkindergarten durch Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft gekennzeichnet. Freundschaften aus dem Waldkindergarten wurden auch am Nachmittag und lange nach dem Besuch des Waldkindergartens gepflegt. Positive Erinnerungen an die Gemeinschaft im Waldkindergarten prägten auch noch zu Grundschulzeiten die Erinnerungen der Kinder an die Kindergartenzeit.
Der Waldkindergarten bietet eine Möglichkeit für regelmäßige Naturerfahrung und Bewegungsangebote im Kindesalter mit positiven Effekten auf verschiedene Dimensionen des Wohlbefindens. Insbesondere Mädchen konnten signifikant bessere Werte für das körperliche Wohlbefinden erzielen, wenn sie einen Waldkindergarten besucht hatten. Die Stärke der Studie in diesem interdisziplinären Forschungsfeld liegt in der langfristigen Betrachtung von Auswirkungen regelmäßiger Naturerfahrungen auf Kinder. Der Besuch eines Waldkindergartens weist auch im Rahmen der gesteigerten Wahrnehmung von präventiven Angeboten großes Potential für Verhaltens- und Verhältnisprävention im Kindesalter auf.},
url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/6937}
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Eine umfassende Literaturrecherche zu gesundheitlichen Auswirkungen von Naturerfahrungen auf Kinder belegt positive Zusammenhänge für körperliche Aktivität, Infektionsraten, sprachliche Entwicklung, Konzentration und soziale Interaktion. Mit Hilfe eines zweigeteilten interdisziplinären Mixed-Method-Ansatzes erfolgte die Analyse des Settings Waldkindergarten in Bezug auf langfristige gesundheitliche Auswirkungen für das körperliche, mentale und soziale Wohlbefinden. Einen umfassenden Einblick in den Alltag von Waldkindergärten boten exemplarische Hospitationen inklusive qualitativer Interviews mit Erzieherinnen in 13 Waldkindergärten in NRW (Teil 1). Rund 100 Grundschulkinder, die einen Waldkindergarten besucht hatten, wurden in Bezug auf die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen des Besuchs eines Waldkindergartens untersucht (Teil 2). Die gesundheitlichen Auswirkungen wurden dazu durch einen motorischen Test, einen Fragebogen zur subjektiven Gesundheitseinschätzung und qualitative Interviews abgedeckt. Zur Einordnung der erhobenen Daten wurden weiterhin die in dieser Studie erhobenen Daten von rund 250 Grundschülern, die einen Regelkindergarten besucht hatten, untersucht und –soweit verfügbar– mit den Daten der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts abgeglichen. Die Ergebnisse aus Teil 1 und Teil 2 wurden trianguliert.
Die Auswertungen der Daten zeigten, dass der Besuch eines Waldkindergartens langfristig positive Effekte auf die Gesundheit auf körperlicher, mentaler und sozialer Ebene hat.
Auf körperlicher Ebene sind dies vorwiegend Auswirkungen hinsichtlich Bewegung, Koordination und Ausdauer. In der subjektiven Gesundheitseinschätzung zeigten insbesondere Grundschülerinnen signifikant bessere Werte für das körperliche Wohlbefinden, wenn sie einen Waldkindergarten besucht hatten. Gesundheit wurde in jedem Waldkindergarten über Bewegung, gesunde Ernährung, den Temperaturhaushalt und Hygiene thematisiert.
Der Alltag im Waldkindergarten war gekennzeichnet durch ein Spiel in Selbstbestimmung und Gelassenheit ohne Reizüberflutung, dies wirkte sich positiv auf den Selbstwert und das mentale Wohlbefinden der Kinder aus. Auch hier zeigten die Mädchen die höchsten Werte. Die Fähigkeit zu Konzentration, Zuhören und Kreativität sowie die Sprache zur Deutung und Schaffung von Spielräumen nannten Erzieherinnen aus Waldkindergärten mehrfach. Natur wurde im Waldkindergarten vorwiegend aus situationsbezogenen Anlässen vermittelt. Grundschüler, die einen Waldkindergarten besucht hatten, zählten viele Ideen zur Verbindung von Natur und Gesundheit auf. Sie gaben u.a. frische Luft, Heilkräuter und Entspannung im Wald mit Symptomlinderung, z.B. bei Tinnitus, an.
Im Bereich des sozialen Wohlbefindens war die Gemeinschaft im Waldkindergarten durch Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft gekennzeichnet. Freundschaften aus dem Waldkindergarten wurden auch am Nachmittag und lange nach dem Besuch des Waldkindergartens gepflegt. Positive Erinnerungen an die Gemeinschaft im Waldkindergarten prägten auch noch zu Grundschulzeiten die Erinnerungen der Kinder an die Kindergartenzeit.
Der Waldkindergarten bietet eine Möglichkeit für regelmäßige Naturerfahrung und Bewegungsangebote im Kindesalter mit positiven Effekten auf verschiedene Dimensionen des Wohlbefindens. Insbesondere Mädchen konnten signifikant bessere Werte für das körperliche Wohlbefinden erzielen, wenn sie einen Waldkindergarten besucht hatten. Die Stärke der Studie in diesem interdisziplinären Forschungsfeld liegt in der langfristigen Betrachtung von Auswirkungen regelmäßiger Naturerfahrungen auf Kinder. Der Besuch eines Waldkindergartens weist auch im Rahmen der gesteigerten Wahrnehmung von präventiven Angeboten großes Potential für Verhaltens- und Verhältnisprävention im Kindesalter auf.},
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