Thome-Soós, Friederike: Pharmakoepidemiologische Untersuchungen zur Risikomodifikation der Demenz durch potenziell inadäquate Medikation bei Älteren. - Bonn, 2022. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-65372
@phdthesis{handle:20.500.11811/9609,
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author = {{Friederike Thome-Soós}},
title = {Pharmakoepidemiologische Untersuchungen zur Risikomodifikation der Demenz durch potenziell inadäquate Medikation bei Älteren},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2022,
month = feb,

note = {Die Auswirkungen einer Psychopharmaka- bzw. Anticholinergika-Exposition auf die Entwicklung dementieller Erkrankungen sind nicht eindeutig geklärt. Während in der Literatur Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen einer Anticholinergika-Einnahme und einer Demenzerkrankung gegeben sind, wird eine Exposition mit Benzodiazepinen (BDZ), Neuroleptika und Antidepressiva kontrovers im Zusammenhang mit einer dementiellen Erkrankung diskutiert.
Allen vier Medikamentenklassen ist gemein, dass sie als potenziell inadäquate Medikamente für Ältere auf der PRISCUS-Liste stehen.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung des Zusammenhanges zwischen der Exposition mit (PRISCUS/nicht-PRISCUS) Psychopharmaka sowie Anticholinergika und der Inzidenz dementieller Erkrankungen bei älteren Personen ab 75 Jahren. Die Analyse der Anticholinergika ging über die Einteilung nach PRISCUS/nicht-PRISCUS hinaus. Hier wurde zusätzlich die Hypothese nach der Schwere der UAW abhängig von der Affinität zum M1-Rezeptor untersucht.
Für die Analysen wurden Daten der AgeCoDe-Studie (BL-FU4) sowie eine Stichprobe der AOK (2004-2011) ausgewertet. Die Berechnung der Hazard-Ratios für inzidente Demenz erfolgte mit dem time dependent Cox proportional Modell. Neben der Medikamenten-Exposition wurden das Alter und das Geschlecht als Kovariaten berücksichtigt (Bildung und ApoE4 Status nur in AgeCoDe). Als Komorbiditäten wurden Depression, Schlaganfall, Diabetes und Kardiopathie in das Modell aufgenommen.
Die Untersuchungen ergaben, dass der regelmäßige Konsum von langwirksamen PRISCUS-BDZ auf einen statistischen Zusammenhang zu einer Demenzentwicklung hindeutet.
Auch eine Exposition mit Neuroleptika geht mit einem erhöhten Demenzrisiko einher. Nicht-PRISCUS Neuroleptika sind mit einem leicht höheren Risiko als PRISCUS-Neuroleptika assoziiert. Sowohl bei PRISCUS als auch nicht-PRISCUS Neuroleptika ist eine regelmäßige Einnahme mit einem höheren Risiko als eine gelegentliche Einnahme verbunden.
Die Anwendung von trizyklischen (TZA) PRISCUS-Antidepressiva erhöht das Risiko einer Demenzentwicklung stärker als die Einnahme von nicht-PRISCUS TZA.
Nicht-PRISCUS MAO-Antidepressiva erhöhen das Risiko einer inzidenten Demenz um das Zweifache.
In der WIdO-Stichprobe gehen sowohl PRISCUS als auch nicht-PRISCUS-SSRI mit einem erhöhten Demenzrisiko einher. Dennoch geht von den nicht-PRISCUS-SSRI ein höheres Risiko aus.
Antidepressiva, die nicht den o.g. Gruppen zuzuordnen sind, wie bspw. homöopathische und anthroposophische Antidepressiva oder auch pflanzliche Antidepressiva stehen im Gegensatz zu der WIdO-Stichprobe in dem AgeCoDe-Datensatz in keinem Zusammenhang zu einer Demenzentwicklung.
Insgesamt zeigt sich kein eindeutiger Trend, dass PRISCUS-Antidepressiva schädlicher als nicht-PRISCUS Antidepressiva sind. Ebenso ist keine eindeutige Aussage über die Verordnungshäufigkeit von PRISCUS/nicht-PRISCUS Antidepressiva möglich: Während SSRI wesentlich häufiger verordnet werden, wenn sie nicht auf der PRISCUS-Liste stehen, werden trizyklische Antidepressiva der PISCUS-Liste häufiger gegeben als nicht-PRISCUS TZA. Ein regelmäßiger Gebrauch geht mit einem höheren Risiko als eine gelegentliche Exposition einher. Hinweise auf eine protektive Wirkung von Antidepressiva sind nicht gegeben.
Anticholinergika erhöhen das Risiko eine Demenz zu entwickeln. PRISCUS Anticholinergika werden wesentlich seltener verordnet als nicht-PRISCUS Anticholinergika. In dem AgeCoDe-Datensatz geht von den PRISCUS Anticholinergika ein höheres Risiko als von den nicht-PRISCUS Anticholinergika aus. In der WIdO-Stichprobe ist kein bedeutender Unterschied zwischen den beiden Klassifizierungen festzustellen. Eine regelmäßige Einnahme geht mit einem höheren Risiko einer Demenz einher, als eine gelegentliche Einnahme.
Klassifiziert man die Anticholinergika nach ihrer Affinität zum M1-Rezeptor, kommt es nur zu geringfügigen Unterschieden: In den AgeCoDe-Analysen tragen Anticholinergika mit der höchsten Affinität zum M1-Rezeptor (Ki <100 nM) auch zum höchsten Risiko einer Demenzentwicklung im Vergleich zu den weniger affinen Anticholinergika (Ki >100 nM) bzw. Anticholinergika ohne Ki-Wert-Information bei. Der Unterschied ist jedoch zwischen den ersten beiden Unterteilungen nicht sehr groß. In der WIdO-Stichprobe ist in der Kategorie der regelmäßigen Einnahme kein Unterschied zwischen den ersten beiden Klassifizierungen zu erkennen.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/9609}
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